Premiere von „To Hülp, mien Mann is up Rente“ in Hassendorf - Von Rosemarie Swingle

Heiko packt mit an

Heidi weist ihren Mann in die Schranken. Foto: Rosemarie Swingle ©

Hassendorf. Nicht ruhig und glatt gestaltet sich der Übergang vom Arbeitsleben zum Rentnerdasein, sondern laut und explosiv – jedenfalls bei Heiko Bakker. Vor ausverkauftem Saal bewiesen die Schauspieler der Laienspielgruppe Hassendorf mit dem Stück „To Hülp, mien Mann is up Rente“, dass Ruhestand nicht unbedingt etwas mit Ruhe zu tun haben muss.

Das Universum der Komödie von Ubbo Gerdes dreht sich um das Wohnzimmer der Familie Bakker. Kleine Details im Raum sowie am Bühnenbild deuten auf das Vergehen der Jahreszeiten hin, ungefähr über ein halbes Jahr erstreckt sich die Handlung. Dazu dröhnt schon mal eine Kettensäge oder mysteriöse Pakete fluten den Raum, voll von Heikos (Heinrich Buthmann) bester Absicht, seiner Frau Heidi (Hanna Rugen) das Leben zu erleichtern. Die Dame des Hauses selbst weiß nicht so recht, wie sie mit diesem unerwarteten „Geschenk“, also Heikos plötzlicher Motivation, endlich mal im Haus mit anzupacken, umgehen soll. Das gipfelt in einer Szene, in der Heidis schöne Blumen Heikos radikalem eher schwarzem statt grünem Daumen zum Opfer fallen: Da lässt Rugen Heidi eine breite Palette an Gefühlszuständen erreichen – zwischen Schock und Wut – und geht in ihrer Rolle gekonnt auf. Heidis Freundin Thea (Helga Brand) nimmt die kleinen Grenzüberschreitungen von Seiten Heikos gegenüber seiner Frau wenig wahr, sie würde sich freuen, falls ihr Mann Ferdi (Gerjet Fecht) einmal etwas mithelfen würde, anstatt immer nur Angeln zu gehen. Dass Heiko durch die Blume gesprochen nicht immer die besten Entscheidungen fällt, nimmt Thea eher auf die leichte Schulter. Heidi und Thea möchten im Großen Harmonie herstellen, Heiko und Ferdi sehen den Weg zur Harmonie in der Arbeit oder im Angeln.

Die Charaktere des Stückes verändern ihre Einstellung zueinander im Laufe der Handlung kaum. Stattdessen probieren sie eine andere Strategie wenn etwas nicht gut ankommt, sind aber wenig empathisch ihrer besseren Hälfte gegenüber. Das Stück spielt damit, dass Heiko Bakker beste Absichten hat, seine Fehler im Umgang mit der neuen Situation allerdings übersieht. Er verändert sein Verhalten nicht auf die Wut seiner Frau hin, seine Frau zieht keine schwerwiegenden Konsequenzen aus seinem Verhalten. „Der Haussegen hängt schief, aber er wird sich auch mit der Zeit wieder bessern“, scheint die Devise zu sein. Und dennoch: Die Charaktere sind sympathisch, weil sie Fehler haben, offen mit ihnen umgehen und sich treu bleiben. Es kommt nicht zu einer Lösung des Konflikts, er geht weiter, auch darin bleibt sich die Handlung treu.

Buthmann spielte Heiko Bakker auf eine wunderbar lebendige Art und schuf einen glaubhaften Charakter. Auch die anderen Rollen wurden gleichwertig authentisch interpretiert und dargestellt. Dies fand auch der Autor des Stückes Ubbo Gerdes, welcher als Verfasser des Stückes bei der Premiere anwesend war. „Ich freue mich besonders über die Umsetzung, die mir beim Schreiben nicht genau so eingefallen war, die aber von der Schauspielergruppe ausgedacht auf der Bühne wunderbar funktioniert hat“, so Gerdes. Er schreibe dafür, dass Menschen seine Stücke im Theater erleben oder lesen, und habe die Reaktionen des Publikums als bereichernd empfunden. Dort sorgten vor allem die Situationskomik und noch häufiger der Witz der Charaktere für Lacher.