Reinhard Staupe veröffentlicht „Was wütet in mir so still?“ - Von Andreas Schultz

Finsteres Fassadenspiel

Autor Reinhard Staupe macht gute Miene zum bösen Spiel, denn in seinem Thriller 'Was wütet in mir so still?' geht nicht selten mal rau zu. ©Andreas Schultz

Hellwege. „Wenn ich mir vorstelle, jemand täte meiner Familie etwas an, ich würde ihn umbringen! Ohne zu zögern.“ – Martin Banner ist Familienmensch durch und durch. Wenn es um Blutsverwandte geht, zieht der erfolgreiche Kinderbuchillustrator alle Register. Und auch bei eigenen Zielen, wenn etwa Rache eine Rolle spielt, macht Banner vor nichts Halt. Dabei vermittelt er oberflächlich betrachtet einen sympathischen Eindruck.

So hat es sich der Hellweger Reinhard Staupe ausgedacht – in seinem Thriller „Was wütet in mir so still?“. Der Autor ist der festen Überzeugung, jeder Mensch habe drei Gesichter: das reale, das nur im Gespräch mit sich selbst und in den Gedanken zutage tritt; das scheinbar reale, das neben Lügen ein Stück vom echten Menschen durchschimmern lässt; und das scheinbare, das wir jedem zeigen. Eine Theorie, der er in 291 Seiten fiktiver Erzählung nachgeht.

Im Fall Martin Banner wird klar: Dieser Mann macht sich das Spiel mit der Fassade zunutze. Er ist Frauenheld, erschleicht sich mit geschickter Manipulation von Sekretärin und Chef seinen Job. Er mimt den Charmeur, kann gut mit Kindern umgehen, ist aber eiskalt und berechnend. Er hilft einer alten Bekannten aus der Prostitution – um sie später dazu zu benutzen, den Neuen seiner betrügerischen Ex-Freundin zu verführen und das Ganze zu filmen.

Banner ist so sympathisch wie abstoßend. Er ist nicht nur anziehender Antiheld, er steht für den Widerspruch zwischen Schein und Sein. Die Figur lebt vom krassen Gegensatz – und den kennt doch jeder irgendwie, meint Staupe: „Diese Theorie der drei Gesichter trifft auf alle zu. Man macht sich Bilder von Menschen, die doch nur zum Teil mit dem zu tun haben, was tatsächlich unter der Oberfläche ist. Im Alltag bewegt man sich als Fremder unter Fremden.“

Normalerweise widmet sich der Hellweger hauptberuflich Brett- und Kartenspielen – als deren Erfinder. Den Ausflug in die Welt des Schreibens macht er 2004, als er „eine Pause von Spielen“ braucht. Neun Monate lang konzentriert er sich allein auf die Arbeit am Manuskript. Am Ende landet es wegen einer persönlichen Krise erstmal in der Schublade. 2014 setzt Staupe sich noch einmal mit dem Werk auseinander und kürzt rund 40 Prozent für „den flotten Rhythmus und die Struktur. Dadurch ist es so viel besser geworden“, meint Staupe.

Krimis und Thriller waren schon immer sein Ding – nun auch bei seinem Erstlingswerk. „Wenn der Leser sich spannend unterhalten fühlt, dann habe ich mein Ziel erreicht“, sagt er. Vorbilder für seine Arbeit hat er keine, nur Lieblingsautoren: Eric Ambler und John Grisham.

Der Hellweger Autor setzt auf lebendige und realistische Dialoge und auf authentische Charaktere. Das gelingt ihm – so gut, dass er von Probelesern aus dem Familienkreis angesprochen wird, die meinen, Bekannte wiederzuerkennen. „Ich leihe mir hier mal das Aussehen und da mal bestimmte Charakterzüge. Aber ansonsten sind die Figuren komplett erfunden, auch die Hauptfigur. Einige fragen mich, ob Teile von Martin Banner Züge von mir widerspiegeln. Nein, ich bin ein friedlicher Geselle“, sagt Staupe und lacht. Lediglich die Marotte Banners, seine Daten doppelt und dreifach zu sichern, teilt er wegen eines selbst erlebten und verheerenden Festplatten-Crashes mit der Figur.

Und wann kommt der nächste Teil der Banner-Saga? Der Hellweger schmunzelt. Eine Fortsetzung sei im Augenblick nicht geplant, dafür koste das Schreiben zu viel Zeit. Das Werk sei als für sich geschlossene Geschichte konzipiert.

---

Das Buch: Was wütet in mir so still?“ erscheint im Mainbook-Verlag, ISBN 978-3-94641300-4; 291 Seiten, 11,95 Euro. Weitere Infos zum Buch auf www.derthriller.de.