VON ANN-CHRISTIN BEIMS Ahausen – Wenn man es nicht weiß, fährt man an dem Festivalgelände zunächst vorbei. An der Bockeler Straße in Ahausen, ein gutes Stück hinter dem letzten Wohnviertel und unscheinbar hinter einer Reihe Maispflanzen versteckt, liegt eine Wiese, auf der sich heute Samstag, 27. August, mehr als 300 Musikbegeisterte für das „Vyrus Festival“ zusammenfinden werden. Es ist das erste seiner Art, noch nicht sehr groß und etwas ungewöhnlicher für die Region, denn auf dem „Electronic Music Festival“ werden nur Techno, House, Tech-House sowie Drum and Bass gespielt. „Das ist hier noch nicht so vertreten und wir wollen schauen, wie das ankommt“, sagt Mitveranstalter Cedric Renken.
Bis es dann um 20 Uhr losgehen kann – der Einlass ist bereits ab 19 Uhr – wird der Weg auch ausgeschildert sein, versprechen die vier Organisatoren Nico Allermann, Cedric Renken, Johannes Runnebaum und Fabian Cordes, die alle Wurzeln in der Region haben. Die Freunde kennen sich schon länger und haben nun erstmals aus einer bisher kleinen Veranstaltung eine größere, kommerzielle ins Leben gerufen. „Jeder hat seinen Aufgabenbereich und wir ergänzen uns gut, alleine geht das nicht. Du brauchst ein Team, das Lust darauf hat“, sagt Renken.
Als Headliner konnten sie den in der Region gut bekannten DJ Luke Madness gewinnen – dahinter verbirgt sich der gebürtige Reeßumer Lukas Klar. Außerdem legen am Samstag Hypelezz, Exploid, „Hermann.Offiziell“, Cedric Callan, Cholerix und Paul Nettix auf. Wer den Namen des Festivals hört, stellt direkt eine Verbindung zur Pandemie her. Die Intention der Veranstalter ist aber eher, „dass die Musik, die gespielt wird, einem wie ein Virus im Kopf bleibt“, sagt Renken. Ein Zeitfenster dafür ist noch offen: Das wird kurzfristig vergeben, denn die Veranstalter machen einen „DJ Contest“ auf ihrer Instagram-Seite „vyrus_festival“ – der interessierte DJ, der bis zum morgigen Donnerstag um Mitternacht unter dem entsprechenden Foto die meisten Stimmen seiner Fans erhält, darf dann am Samstag auflegen. Hinter dem Künstlernamen Cedric Callan verbirgt sich Mitorganisator Renken, der hauptberuflich Elektroniker Betriebstechnik ist. Seit er 13 Jahre alt ist, macht er Musik. Er verfügt über einige Kontakte in der Szene und hat seine Kollegen zum Auftritt auf der Wiese überredet. „Wir wollen uns damit etwas aufbauen“, sagt er. Dass die Vier richtig Lust haben, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, merkt man schnell, wenn sie von den Vorbereitungen erzählen. Die sind nicht ohne, gibt es doch viele kleine Feinheiten zu bedenken, wenn man ein Festival plant. Das geht los bei der Anfrage beim Ordnungsamt der Samtgemeinde Sottrum bis hin zu wie viele Toiletten eigentlich benötigt werden. „Jeder Anfang ist schwer, aber irgendwo muss man anfangen“, sagt Renken. „Aber es macht Spaß und deswegen machen wir das auch“, sagt Marketingstudent Runnebaum, der in Rotenburg wohnt. Auch bei den wenigen direkten Nachbarn haben sie sich vorgestellt und Zustimmung für ihre Pläne erfahren. Gerade mit Blick auf die Anwohnerbeschwerden nach dem jüngsten Ferdinands Feld wollen sie das gerne vermeiden – daher fiel die Wahl auch schnell auf das Feld etwas außerhalb, bei dem sie mit keinen Problemen in der Hinsicht rechnen. Auch aus der Gemeinde Ahausen gab es positiven Zuspruch für das Projekt, sofern die Anwohner sich da ebenfalls nicht quer stellen. Durstig und hungrig muss ebenfalls keiner bleiben: Um die Versorgung kümmert sich unter anderem Heiko Broede, der zwei Jahre lang des „StrandHouse“ am Rotenburger Weichelsee wiederbelebt hat und jetzt mit seinem Imbisswagen wieder auf Tour ist. Dabei ist den Vier Nachhaltigkeit wichtig. „Das ist wichtig, wir versuchen, Müll weitestgehend zu reduzieren“, so Runnebaum. „Und die Leute sollten sich in Gruppen zusammentun, um nicht unnötig einzeln mit dem Auto zu kommen“, ergänzt Renken. Zudem sollten Zigaretten nirgends auf den Boden geworfen werden. Denn aktuell herrscht Waldbrandgefahr – so planen die Veranstalter mit Vorsicht. „Da stellen wir extra noch Schilder auf“, sagt Runnebaum. Unter anderem wird ein Löschwagen vor Ort sein, einfach für den Fall der Fälle. Das Publikum, nach bisherigen Rückmeldungen, wird gemischt sein – sowohl aus der Region als auch von weiter weg kommen die Besucher. Der Gewinner eines Tickets fährt dafür mehr als 100 Kilometer. Für ausreichend Parkplätze ist schräg gegenüber auf dem Festivalgelände gesorgt und Security sowie Sanitäter werden im Einsatz sein. Jetzt hoffen die Vier auf trockene Wetterverhältnisse – denn der Blick der Männer fällt dieser Tage mit Sorge des Öfteren auf den Regenradar. Sie hoffen, dass sie davon verschont bleiben – aber auch dafür haben sie vorgesorgt: Es wird Unterstellmöglichkeiten geben. Tickets für „Vyrus“ Einzeltickets für 13,89 Euro oder Gruppentickets für 59,99 gibt es noch im Vorverkauf über Eventim oder den Link auf der Instagram-Seite „vyrus_festival“. Für Kurzentschlossene wird es heute aber auch noch Karten an der Abendkasse geben.