Sottrum. Am Anfang stand nicht viel mehr als eine kleine Anzeige, die sich in etwa so zusammenfassen lässt: Sänger gesucht. Wenige Wochen später, am dritten Advent 2009, sprengte der Sottrumer Kirchenmusiker Johannes Kaußler mit einem neuen Projekt regional gültige Grenzen: Ein großer Oratorienchor, bestehend aus den Kirchenchören von Ottersberg und Sottrum nebst zahlreichen neuen Sängern, bringt Händels „Messias“ zur Aufführung. Der Erfolg gibt den Musikern über die kommenden Jahre recht: Der Chor feiert nun sein zehnjähriges Bestehen – erneut mit den Klängen der ersten Stunde. Mit Händel.
„Mit dem Messias erlebte das nicht unumstrittene Unternehmen sofort einen durchschlagenden Erfolg und der Ruf nach regelmäßigen Oratorienaufführungen wurde laut“, schreibt Linde Petersen im Namen der Konzertvereinigung in einer Pressemitteilung. Sie war von Anfang an dabei und erklärt auf Nachfrage der Rundschau was das Projekt so umstritten machte. Es habe Skeptiker gegeben, die fragten: Klappt so ein Mammut-Projekt im ländlichen Raum? Nun, es klappte. Nach der Initialzündung und dem folgenden Aufwind probten die Sänger gemeinsam weiter, viele von ihnen neben dem regulären Betrieb ihrer Kirchenchöre. „Wer Johannes Kaußler bei den Proben erlebt, weiß, dass er mit Leidenschaft dabei ist. So macht es Spaß“, erklärt Petersen. So gelang den Künstlern bereits nach einem Jahr die Aufnahme in den renommierten „Verband deutscher Konzertchöre“ – nachdem Vertreter des Verbandes sich ein Konzert inkognito angehört und den Chor für aufnahmebereit empfunden hatte. Daraufhin entstand die Konzertvereinigung Wümme-Wieste.
Unter diesem Namen studierten die Musiker seither zahlreiche große klassische Chorwerke ein, wie Bachs Weihnachtsoratorium, Johannes-Passion und H-Moll-Messe, Mozarts Requiem, Haydns Schöpfung, aber auch das Stabat Mater von Dvorak und die Carmina Burana von Orff. Mit insgesamt 17 Bachkantaten kristallisierte sich ein besonderer Schwerpunkt heraus, den die Sänger durch kontinuierliche Arbeit an Motetten des 18. bis 20. Jahrhunderts abrunden. Meistens zieht es sie für ihre Konzerte nach Sottrum: Die St.-Georg-Kirche sei klanglich gut geeignet. „Auch Raum ist ein wichtiges Argument. Der große Chor umfasst rund 60 Sänger, 20 kommen durch das Orchester hinzu, dann braucht es noch Platz für den Dirigenten, das Cembalo. Es ist halt schöner, wenn dann noch Platz für Gäste ist“, sagt Petersen und lacht. Die zwischen 50 und 70 Sänger kommen aus einem Bereich zwischen Lauenbrück, Worpswede und Thedinghausen zweimal wöchentlich zu Proben nach Ottersberg. Auch die Instrumentalisten kommen überwiegend aus der Region. Dabei war ein möglicher Mangel an engagierten Stimmen auf dem Lande eines der Argumente der Zweifler. „Tatsächlich hat sich gezeigt, wenn man so ein Projekt vernünftig auf die Beine stellt, zieht das auch die versierteren Sänger aus der Gegend an, die wirklich Lust dazu haben“, erklärt Petersen. Problem gelöst. Klanglich orientiert sich der Chor an „traditionellen, aus der Romantik erwachsenen Vorstellungen. Letztere hätten insbesondere angesichts des großen Laienchores und des modernen Instrumentariums einen möglichst unmittelbaren emotionalen Eindruck der Musik – unabhängig von ihrer Entstehungszeit – zum Ziel“, heißt es in der Beschreibung der Konzertvereinigung. Was das im Einzelnen bedeutet, will sie beim Jubiläumskonzert am Sonntag, 15. Dezember, zeigen. Inhaltlich besinnt sie sich zurück auf ihre Anfänge: „Alles begann mit dem Messias, neben Bachs Weihnachtsoratorium weltweit die musikalische Nummer eins zur Weihnachtszeit. Dieses Oratorium verbindet in einer groß angelegten Vision alttestamentarische Weissagung mit dem Christusereignis des Neuen Testamentes und ergreift noch nach bald 300 Jahren mit universalistischer Kraft die Menschen aller Religionen“, erklären die Künstler in ihrer Veranstaltungsankündigung. In der Jubiläumsaufführung findet die Konzertvereinigung Verstärkung in den Solisten Kerstin Dietl, Christiane Artisi, Dennis Egel und Friedo Henken. Außerdem spielt das Sottrumer Kammerorchester. Karten zu 22 und 18 Euro sind ab sofort erhältlich in den Vorverkaufsstellen: Drogerie Stöver Sottrum, Buch & Aktuelles Rotenburg, Fundgrube Ottersberg und Bücherwurm Achim. Der Einlass für Kinder unter 14 Jahre ist frei. Die Abendkasse öffnet am Sonntag, 15. Dezember, um 17.30 Uhr. Ergänzend lädt die Konzertvereinigung zu einem kostenlosen Einführungsgespräch mit den Pastoren Dietmar Meyer aus Sottrum und Thomas Demele von der Christengemeinschaft Ottersberg am Mittwoch, 11. Dezember, um 20 Uhr in die St.-Georg-Kirche ein.