Landvolk Rotenburg wählt neuen Vorstand

Kritiker und Querdenker

Der aktuelle Vorstand des Landvolk-Kreisverbandes Rotenburg-Verden: Christian Intemann (Zweiter Vorsitzender, von links), Ingrid Wortmann, Holger Meier, Rebekka Brunckhorst, Wolfang Behling, Jörn Ehlers (Vorsitzender), Cord Heinrich Renken, Andru00e9 Mahnken, Hilmar Vajen und Mark Schunert.
 ©Bettina Diercks

Hellwege (bd). Klar auf die Zukunft ausgerichtet hat sich der Kreisverband Rotenburg-Verden des Niedersächsischen Landvolkes. Während der Delegiertenversammlung in Hellwege wurden gleich drei neue, junge Mitglieder in den Vorstand gewählt. Wahlleiter Heiner Meyer (Stemmen), der bis dato im Landvolk-Vorstand mitwirkte zur Entscheidung: „Keiner mit einer Fünf davor ist dabei, das wird eine tolle Zusammenarbeit. Der Vorstand wird immer jünger, der Spaßfaktor immer höher.“

Den zwölfköpfigen Vorstand bereichern ab jetzt Rebekka Brunckhorst (32, Bult/Scheeßel-Westerholz), Mark Schunert (37, Visselhövede) und Frank Beutner (29, Wahnebergen). Sie wurden während der Delegiertenversammlung gewählt. Den Platz für den Nachwuchs frei gemacht haben Friederike Schloh (Hellwege), Heiner Meyer (Stemmen) und Heinrich Zeyn (Dörverden), die jeweils mehr als 20 Jahre im Vorstand tätig waren.

In ihren Ämtern bestätigt wurden der erste und zweite Vorsitzende, Jörn Ehlers (Holtum-Geest) und Christian Intemann (Bothel). Ihnen im geschäftsführenden Vorstand zur Seite gestellt wurden während der Mitgliederversammlung jetzt per Wahl André Mahnken (37, Otterstedt) und Hilmar Vajen (44, Sothel). Außerdem weiterhin im Vorstand aktiv und wiedergewählt: Ingrid Wortmann (Beppen), Wolfgang Behling (Posthausen), Holger Meier (Brammer/Kirchlinteln), Dietmar Haase (Waffensen) und Cord Heinrich Renken (Vahlde). Ehlers versprach: „Wir legen uns für die nächsten drei Jahre weiter ins Zeug.“

Dafür spricht die Klausurtagung, die in Kürze für Vorstand und Geschäftsführer anstehen, um die Zukunft des Landvolkes und der Landwirtschaft zu planen. Erörtert werden soll, welche Dinge künftig besser gemacht werden können und wo Verband und Branche hin wollen. „Wir Betriebe benötigen 200 Euro pro Tag, um nachhaltig wirtschaften zu können“, sagt der Kreislandwirt.

Die Frage, die er sich, Mitgliedern und Gesellschaft stellt ist, wie das vor zunehmenden Forderungen an Tierhaltung, Auflagen, Gesetzen und Konkurrenz beziehungsweise Integration internationaler Märkte funktionieren kann. Ehlers betonte, wie wichtig deshalb Kritik und Querdenker in den eigenen Reihen sind, um sich weiterzuentwickeln: „Der Verband ist keine einheitliche Masse.“

In der weiteren Verjüngung des Vorstandes sieht Ehlers eine große Chance für die Zukunft: „Wir kommen konstruktiv zu guten Lösungen, wenn sich jeder mit seinem Wissen einbringt.“ Das tat Gastredner Professor Harald Grethe (Wissenschaftler internationaler Agrarhandel und Entwicklung an der Humboldt-Universität Berlin), der über „Nutztierhaltung im Spannungsfeld zwischen Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Ansprüchen – was ist zu tun?“ sprach.

Was er als zentrale Herausforderung deutscher Nutztierhaltung sieht ist: „Wie schaffen wir das eigentlich, eine wettbewerbsfähige Produktion aufrecht zu erhalten trotz stetig steigender Anforderungen an die Prozessqualität?“ Gleichzeitig wird laut Grethe alles Mögliche an die Landwirtschaft heran getragen, was sie denn alles gleichzeitig zu tun hat – außer Produkte günstig zu produzieren – vor allem in den Bereichen Tier- und Umweltschutz, was über den Markt nicht entlohnt wird. „Da muss die Agrarpolitik sich drum kümmern“, sagt Grethe.

Er empfiehlt, sich der Diskussion zu stellen, wieviel Tierhaltung (gesellschaftlich) eigentlich gewollt ist. „Wieviel brauchen wir, wieviel tierische Produkte sollten wir eigentlich konsumieren?“, gehören für ihn bei dieser Herausforderung ebenfalls dazu, genauso wie die Debatte über Tierwohl.

Der Wissenschaftler kritisierte, dass Bauernverband und Fachministerium schweigend dieses Thema von Nichtregierungsorganisationen besetzen lassen.

Deutungshoheit und Diskussion würden damit aus der Hand gegeben und Themen von anderen gestaltet. Grethe fordert dazu auf, „Gedankenschmalz“ nicht für wiederkehrende Diskussionen wie zum Beispiel den Erhalt der Direktzahlungen zu verwenden, sondern dafür, „Optionen zu entwickeln, Leistungen der Landwirtschaft zu honorieren in einer offenen Marktwirtschaft. Was nämlich gar nicht so leicht ist.“

Beispiele, die er nennt, sind sowohl die Einkommensquelle als Landschaftspfleger zu erkennen, wie auch beispielsweise die Nische als Betrieb zu besetzen, die Milch einer muttergebundenen Kälberaufzucht zu verkaufen, wie sich das manch ein Verbraucher wünscht.

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