Projekt stellt Pestizid-Einsatz auf den Prüfstand - Von Nina Baucke

Fakten dank Finka

Erklärungen am Feldrand
 ©Nina Baucke

Ahausen. Lässt sich die Biodiversität von Insekten durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Insektizide und Herbizide fördern – und das nicht nur in der ökologischen, sondern auch in der konventionellen Landwirtschaft? Hans-Jürgen Harms sowie seine Söhne Michael und Christian wollen es wissen: Gemeinsam mit dem ökologischen Betrieb von Daniel Hencken aus Hellwege als Vergleichspartner nehmen die Ahauser Landwirte mit ihrem konventionell geführten Betrieb am Finka-Projekt (Förderung von Insekten im Ackerbau) teil.

Insgesamt fünf Jahre lang kommen auf drei Hektar einer zwölfeinhalb Hektar großen Ackerfläche weder Insektizide noch Herbizide zum Einsatz, während Fungizide dort weiterhin verwendet werden dürfen. Drei weitere Hektar dienen als Vergleichsfläche. Derzeit, im ersten Projektjahr, steht Winterroggen auf dem Feld, im nächsten Jahr wird es gemäß der Fruchtfolge des Betriebes Silomais sein. „Es wird in Zukunft so kommen, dass weniger gespritzt werden darf“, sagt Michael Harms über die Motivation, an dem Versuch teilzunehmen. „Als das Landvolk über dieses Projekt informierte, hat uns das interessiert, das einmal auszuprobieren, wie sich das genau auswirkt.“ Mit Hencken fanden sie einen entsprechenden ökologischen Partnerbetrieb, der bereits in dritter Generation ein Biohof ist.

„Wir wollen damit die Biodiversität erhöhen“, sagt Leen Vellenga vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen in Visselhövede, der als Projektcoach für das nördliche Niedersachsen beteiligt ist. „Es geht aber auch um einen Austausch, daher sind für beide Seiten – den konventionellen und für den ökologischen Vergleichsbetrieb die jeweiligen Ackerbauberater mit eingebunden.“ Diese sollen im Laufe der Projektdauer zu regelmäßigen Treffen zusammenfinden.

„Es ist ein sehr wichtiges Projekt“, betont der Kreislandvolkvorsitzende Christian Intemann. „Die Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft werden gerne immer in Schwarz und Weiß dargestellt, dabei haben beide Seiten Stärken und Schwächen, sodass es mehr darum gehen sollte, voneinander zu lernen.“ Ein Weg sei dabei das Finka-Projekt, daher freue es ihn, dass sich auch im Landkreis Rotenburg zwei Betriebe – Harms und Hencken – für eine Teilnahme entschieden hätten. „Hier können wir sehen: Was funktioniert? Wo können wir auf Pflanzenschutzmittel verzichten? Beim Thema Insektensterben wird immer viel pauschal vermutet, hier ist es möglich, Auswirkungen mit Zahlen zu belegen.“ Eine Vereinbarkeit von Naturschutz und Wirtschaftlichkeit sei möglich, so Intemann. „Das sollte aber auf wissenschaftlichen Fakten basieren. Wenn wir etwas in dieser Region weiterentwickeln wollen, brauchen wir dazu belastbare Zahlen.“

Diese liefern über den Zeitraum zum einen Stefan Meyer von der Universität Göttingen für den Bereich der Flora und Svenja Bänsch vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig für den Bereich der Fauna. Sie stellt zusammen mit Xiaoyi Wang, Masterstudentin an der Universität Bonn, in bestimmten Abständen verschiedenfarbige Insektenfallen auf den gespritzten wie ungespritzten Flächen auf – sowohl für Boden- als auch für Fluginsekten.

Dazu kommen an Bienennisthilfen montierte Audiogeräte, die in Intervallen morgens bei Sonnenauf- und abends beim Sonnenuntergang Vogel- und Fledermausgeräusche aufzeichnen. „Wir wollen wissen, welche Aktivitäten hier sind“, beschreibt Bänsch. Derzeit werten sie und die weiteren wissenschaftlichen Begleiter die ersten Fallen aus, und dieses Monitoring soll auch die vier folgenden Jahre des Projekts fortgesetzt werden.

„Die Wuchshöhe des Roggens ist bislang nicht unterschiedlich“, sagt Hans-Jürgen Harms mit Blick auf die Versuchs- und die entsprechenden Vergleichsflächen. In wenigen Wochen steht dann die Ernte an, bei der Familie Harms die Erträge der Flächen getrennt ermitteln will, wie der Landwirt erläutert. „Das ist dann schon einmal ein erster Anhaltspunkt.“

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