Tierarzt Carsten Vogt aus Reeßum bereitet Fotoausstellung vor

Der OP-Saal als Kunstform

Nach erfolgter Arbeit kann ein OP-Saal einem Schlachtfeld ähneln. Fotos: Vogt
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VON ANTJE HOLSTEN-KÖRNER

Reeßum – Bei Pferdebesitzern ist Dr. Carsten Vogt weit über die Grenzen der Landkreise Rotenburg und Verden hinaus bekannt. Denn der 50-jährige Arzt der Ottersberger Tierklinik hat sich auf dem Gebiet der Zahnheilkunde in der Pferdewelt einen hervorragenden Namen erarbeitet. Aber auch für die Resultate seines Steckenpferdes, der Fotografie, bekommt der Reeßumer regelmäßig viel Lob. Ab dem 23. November werden sogar zwei Dutzend Bilder seiner Pferde-Klinik-Reportage auf Alu-Dibond-Platten im Deutschen Pferdemuseum in Verden ausgestellt. Die offizielle Eröffnung der Ausstellung „This is Equine Medicine“ findet am Vorabend um 19.30 Uhr statt.

„Ich fand Fotografie schon immer spannend“, erzählt Carsten Vogt. Aus dem Faible entwickelte sich vor einigen Jahren ein ziemlich zeitintensives Hobby. „Ich habe Coachings bei Paddy Ludolph, Marco Gressler, Peter Müller und Thomas Jones belegt, die mich alle sehr geprägt haben“, erzählt der Familienvater. Auch wenn die analoge Fotografie auf ihn einen gewissen Reiz ausübt und er immer mal wieder seine Rollei-Mittelformatkamera zur Hand nimmt, bezeichnet sich Vogt als „reiner Digitalfotograf“.

Dabei dienen seine Söhne Emil (12) und Theo (11) – besonders beim Fußballspielen – oft als Motiv. Diese Fotos sind aber nur im Ausnahmefall auf seiner Internetseite oder bei sozialen Medien zu sehen. „Die Fotos der Kinder sind nur für uns“, betont der Vater. Dagegen sind andere Familienmitglieder, nämlich die Hunde „Hannes“, „Soffi“ und „Brösel“, auf der eigenen Internetseite www.frueherwarmehrasche.de zu bewundern. Während die Kicker-Fotos der Kinder tabu sind, stellt er natürlich andere Sportfotos, die beispielsweise bei seinem jüngsten Projekt, einer Langzeitreportage beim Damen-Hockeyteam „Club zur Vahr“, entstehen, ins Netz.

Über den Zeitraum, wie lange er dort Emotionen bei Spielen und beim Training einfangen möchte, hat er sich noch keine Gedanken gemacht. Für die Werke, die von November bis Mitte Januar in Verden zu sehen sein werden, sammelte Vogt über drei Jahre fotografische Eindrücke in Pferdekliniken in der ganzen Bundesrepublik. „Mein Vorteil ist, dass man mich dort kennt und ich daher unproblematisch Zugang bekomme“, berichtet der Tierarzt. Das zahlte sich während der Fototermine aus: „Schon nach wenigen Minuten wurde ich von meinen Kollegen nicht mehr wahrgenommen.“

Besonders wichtig ist es ihm, einen authentischen Eindruck über den Klinikalltag zu vermitteln. „Die Werbung spiegelt nicht das tatsächliche Bild wider“, weiß der Tierarzt. „Bei solchen Aufnahmen sieht man natürlich Dinge, wie einen OP-Saal, der nach getaner Arbeit einem Schlachtfeld ähnelt, die nicht jeder sehen möchte.“ Für ein Fachpublikum wurden die Fotos des ungeschönten Alltags, der sich nicht nur in der Hightech-Tierarztklinik abspielt, sondern auch im Stall oder auf der abgelegenen Pferdeweide, bereits für zwei Kalenderjahrgänge ausgewählt.

Stolz ist Carsten Vogt, dass seine Werke Teil der 14. Ausgabe des renommierten Swan-Magazins sind, wo sie zusammen mit Arbeiten der bekannten Künstler Martin Schoeller, Beate Knappe, Bryan Adams und Robin Disselkamp vorgestellt werden. In diesem Fotomagazin sind natürlich viele seiner im Studio und in der Natur entstandenen Porträtaufnahmen abgedruckt, ein weiterer Schwerpunkt seines Hobbys. Mit semiprofessionellen Fotomodellen ist die Erfahrung allerdings nicht so gut. „Sie sind unverschämt teuer und spulen ihr Programm ab. So sehen die Fotos alle gleich aus, das kann jeder“, berichtet Vogt.

Daher schreibt er bei Instagram interessante Menschen an und stellt sein Portfolio vor. Eine Gage wird dabei nicht ausgelobt, als „Dankeschön“ gibt es aber vier oder fünf großformatige Drucke der Fotos geschenkt. Nicht immer gibt es auf die Anfrage eine Antwort. Keine Chance hat er auch bei Ehefrau Julia. „Sie möchte auf keinen Fall im Studio fotografiert werden“, verrät der Reeßumer schmunzelnd. Der Aufwand für ein Shooting, bei dem weit mehr als 1 000 Fotos entstehen, ist nicht unerheblich. Oftmals wird in Bremen ein Studio gemietet.

Die anschließende Bildbearbeitung, für die er pro Foto fünf bis zehn Minuten benötigt, erfolgt mit dem Programm Lightroom. „Ich passe damit die Stimmung an das jeweilige Motiv an“, erklärt Vogt. Sein Hauptaugenmerk liegt auf schwarz-weiß Fotos. „Bunt möchte ich aber nicht ausschließen“, sagt der Reeßumer, der weiß, wie schnelllebig Trends sein können. Übrigens: Auch wenn Carsten Vogt die Fotos für sein eigenes Repertoire anfertigt, können diese im Einzelfall käuflich erworben werden. „Das ist mir aber nicht wichtig“, betont der Fotokünstler.

Wer stöbern möchte, findet die Fotos auf Facebook und Instagram unter @carsten.vogt oder @nordwest_portraits.

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