Waiblingen/Sottrum (r/as). „Auf de’ schwäb’sche Eisebahne…“: So oder so ähnlich hätten die Sottrumer Prellballer am vergangenen Wochenende singen können, als sie auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft der Leistungsklasse nach Waiblingen waren. Wie in den Vorjahren hatten sich sowohl die Erste Damenmannschaft des TVs als auch die Spielgemeinschaft mit dem MTV Wohnste (Wosos) für die Meisterschaft qualifiziert.
Der Gesang hätte aber wohl ein wenig gequält geklungen, denn begeistert waren die Sportler von der Wieste nicht von ihrem ersten Versuch, mit der Bahn zu einer Veranstaltung anzureisen. „Das kam für uns sowieso nur in Frage, weil das Hotel nur fünf Minuten Fußweg von der Sporthalle entfernt war und wir vor Ort daher kein Fahrzeug benötigten“, berichtet Sottrums Prellball-Chef Volker Heinze. Durch Verspätungen kam das Sottrumer Team am Freitagabend erst 1,5 Stunden später an und auch die Rückfahrt war nicht so entspannt, wie es sich die Delegation gewünscht hätte. „Auch wenn am Sonntag das Wegstück von Frankfurt nach Hamburg relativ entspannt und auch spaßig für uns war, werden wir wohl so schnell nicht wieder die Bahn ausprobieren“, so Heinzes Fazit. An- und Rückreise standen aber natürlich am vergangenen Wochenende nicht im Fokus, sondern die erreichten Erfolge begeisterten das gesamte Sottrumer Team.
Für die Wosos setzte sich ihre Entwicklung bei der Meisterschaft weiter fort, denn nach einigen sechsten Plätzen in den Vorjahren und dem fünften Platz im vergangenen Jahr erreichte das Team wieder eine Steigerung. Nach beeindruckenden Leistungen in der Vorrunde am Samstag, an dem sie sogar die späteren Deutschen Meister vom TV Freiburg St. Georgen schlugen, stand am Ende der zweite Gruppenplatz in einer „Hammergruppe“ zu Buche. Damit hatten sich Alina Trompeter, Alena Wöbse, Jennifer Rothfischer, Thea Heppner-Wiese und Ann-Kathrin Heppner für das Viertelfinale am Sonntag qualifiziert. Dort traf das von Jens Hüsing betreute Team auf den TV Edingen, einem erfahrenen und spielstarken Gegner. Doch auch da ließen die Damen sich nicht die Butter vom Brot nehmen und siegten am Ende souverän mit 33:26, gleichbedeutend mit dem Einzug in das Halbfinale. Dort kam es dann zum quasi vereinsinternen Duell mit dem TV Sottrum. „Bislang konnten wir uns bei Deutschen Meisterschaften immer aus dem Weg gehen “, so Heinze. „Doch dieses Mal leider nicht.“ Mit einem Riesen-Respekt voreinander tasteten sich beide Teams in der ersten Halbzeit ab, ohne dass sich eine Mannschaft entscheidend absetzte. Erst in der zweiten Halbzeit spielte der TV Sottrum seine gesamte Erfahrung aus und brachte eine kleine Führung überlegen über die Zeit (27:31). Damit stand für die Wosos noch das kleine Finale auf dem Plan, in dem sie mit dem MTV Eiche Schönebeck auf einen alten Bekannten aus der Bundesliga Nord trafen. Dabei verkauften sich die Wosos ein wenig unter Wert (28:38), doch der schlussendlich erreichte vierte Platz war wie gesagt der nächste Schritt auf der Entwicklungsleiter, sodass alle Beteiligten auf das nächste Jahr gespannt sind. Gespannt war die nationale Prellball-Welt auf das Auftreten des TV Sottrum, dem Meister der vergangenen drei Jahre. Denn das von Volker Heinze betreute Team konnte nicht in der bisherigen Besetzung antreten. Mit Anneke Schulz fiel eine der drei bislang so erfolgreichen Spielerinnen aus, da sie erst vor wenigen Wochen eine kleine Tochter zur Welt gebracht hatte. So schlossen sich die Verbliebenen, Karoline Schmitt und Leonie Heinze, mit Verena Ehlert und Juliane Meyer zusammen, um eine leistungsstarke Mannschaft aufbieten zu können. Dabei stieß mit Juliane Meyer eine Spielerin aus der zweiten Mannschaft des TV Sottrum zum Team, in der Bundesliga-Saison hatte noch Prellball-Urgestein Annika Freymuth mit dafür gesorgt, dass die Qualifikation sichergestellt war. Dass mit der erfahrenden Verena Ehlert und der Leistungsträgerin der Zweiten Damen Juliane Meyer spielstarke Alternativen aufgeboten werden konnte, zeigten die Sottrumerinnen dann am Samstag in der Vorrunde. Trotz der fehlenden Abstimmung (das Team hatte vor der Meisterschaft keine Gelegenheit zum gemeinsamen Training gehabt) gelang im Auftaktmatch gegen den TV Baden ein Sieg, dem allerdings eine Niederlage gegen den TV Edingen folgte. Souverän wurden die folgenden Spiele gegen den SV Weiler und dem TV Winterhagen gewonnen, bevor das „Gipfeltreffen“ gegen den bislang ungeschlagenen TV Berkenbaum folgte. Durch einen Sieg gegen den früheren „Angstgegner“ gelang dem TV Sottrum aufgrund des besseren Ballverhältnisses sogar noch der Sprung auf den ersten Gruppenplatz, gleichbedeutend mit dem Einzug in das Halbfinale am folgenden Tag. Da gab es den Sieg gegen die Wosos, sodass der TV Sottrum zum vierten Mal in Folge im Endspiel der Deutschen Meisterschaft stand. Dort trafen die Sottrumer Damen allerdings auf einen stark kämpfenden TV Freiburg St. Georgen, der, angetrieben vom heimischen Publikum am Ende verdient die Nase vorne hatte (30:36). Nach einem kurzen Frustmoment war aber die Freude riesengroß bei den Sottrumer Damen, hatten sie doch aufgrund der Konstellation nicht unbedingt mit dem Vizemeister-Titel gerechnet. Mit den Damen freute sich auch die mitgereiste Anneke Schulz samt Tochter Tilda, die den langen Weg aus dem hohen Norden nicht gescheut hatten, um „ihre“ Mädels anzufeuern. Neben den beiden Damenmannschaften waren aber noch weitere Sottrumer bei der Deutschen Meisterschaft aktiv. So erkämpfte sich Timo Schulz, Ehemann von Anneke und Vater von Tilda, mit seinem TuS Meinerzhagen wie im Vorjahr ebenfalls den Vizemeistertitel. Und mit Felix Schmidt war auch ein Sottrumer Prellballer am gesamten Wochenende als begeisternder Kommentator im Stream zu hören, da die Meisterschaften auf sportdeutschland.tv live übertragen wurden.