Übertragung, Umnutzung oder Abriss: Unsicherheit in Hellwege

Heißes Eisen Kalthaus

Das Feuerwehr-Signet an der Fachwerk-Front des Kalthauses in Hellwege. Einige Bürger treibt die Sorge um die Zukunft des Gebäudes um.
 ©Andreas Schultz

Hellwege. Ende 2019 machte die Angelegenheit noch den Eindruck einer Formalität, einer Lappalie: Der Rat der Gemeinde Hellwege will die Übergabe des Grundstücks regeln, auf dem Feuerwehrhaus und Kalthaus stehen. Initiator und Abnehmer ist die Samtgemeinde Sottrum. Sie solle anschließend einfacher Investitionen in dem von der Feuerwehr genutzten Gebäude umsetzen können, erklärte Bürgermeister Wolfgang Harling. Nun holt in gewisser Weise der Geist der Vergangenheit die Gemeinde ein und sorgt für Unsicherheit: Aus zuverlässiger Quelle heißt es, das Gebäude sollte eigentlich schon vor Jahren abgerissen werden.

Doch zurück zum Status quo. Die Feuerwehr nutzt den Bau, der sich an das Feuerwehrhaus schmiegt – und das bereits seit Jahrzehnten. Noch in den 70er-Jahren hat der damalige Rat den Brandschützern das offiziell und per Abstimmung erlaubt. Das gehe aus alten und daher handschriftlichen Dokumenten hervor. Das Gebäude sei bereits im Besitz der Samtgemeinde, der Grund jedoch noch nicht, erklärt Harling einige Zeit nach der Sitzung. Nun soll alles in eine Hand, damit die Feuerwehr, deren Träger die Samtgemeinde ist, unkompliziert die Umnutzung des Kalthauses in ein Umkleidegebäude für die Brandschützer umsetzen kann. Vorgaben machen erforderlich, dass die Einsatzkleidung nicht dort untergebracht werden kann, wo die Einsatzfahrzeuge es bereits sind. Deshalb der Plan, die Umkleide im Kalthaus umzusetzen.

Außerdem spart sich die Gemeinde Verwaltungsaufwand. Als Beispiel nennt Harling die Beschaffung einer Mülltonne. Als Grundstückseigentümer muss die Gemeinde den Behälter beantragen und bezahlen und sich das Geld von der Samtgemeinde zurückholen. Einfacher und übersichtlicher wäre ein Vorgang wie dieser, wenn sowohl Grundstück als auch Haus der gleichen Verwaltungseinheit zugeordnet sind. „Deshalb wollen wir klar Schiff machen, damit eindeutig ist, wem was gehört“, so der Bürgermeister. Die Modalitäten dafür regelt der nicht öffentlich tagende Verwaltungsausschuss demnächst, vorher sprechen sich der Gemeindebürgermeister und der Samtgemeindebürgermeister Peter Freytag ab.

So weit, so einfach. Doch was, wenn eine Abrissverfügung dem einen Strich durch die Rechnung macht? Unter Hellwegern geht das Gerücht um, das Kalthaus hätte eigentlich schon vor Jahren, Jahrzehnten abgerissen werden sollen. Aber die Verantwortlichen hätten das ausgesessen, niemand habe kontrolliert. Nun kommt der Bumerang wohl zurück.

Das Problem heute: Niemand scheint zu wissen, warum das Gebäude abgerissen werden sollte, wann die Abrissverfügung ausgestellt worden ist, und ob sie jetzt für die Vorhaben von Wehr und Samtgemeinde gefährlich werden könnte – immerhin haben die Brandschützer schon in Eigenleistung angefangen, an dem Gebäude zu arbeiten, um es für die Umnutzung zur Alarmumkleide vorzubereiten. „Wir haben den Innenausbau komplett entfernt und entkernt. Das war vor eineinhalb Jahren, seither herrscht Stillstand“, sagt Ortsbrandmeister Erik Robin und klingt dabei frustriert. Er wartet noch immer auf eine Begründung. Die Vermutung liege nahe, dass der Grund mit der Abrissverfügung zusammenhängt. „Ich kenne das Dokument nicht, aber wenn es existiert, ist es mindestens 30 Jahre alt. Wir rühren da in ollen Kamellen rum“, so Robin.

Die Krux: Kaum einer will sich von offizieller Seite zur Abrissverfügung äußern. Bürgermeister Harling verweist bei Ansprache des Themas direkt an die Samtgemeinde. Die wiederum will den Ball zunächst zurückspielen: Die Samtgemeinde verfüge nur über Infos, die sie aus Hellwege bekommt.

Freytag rückt davon schließlich ab: „Mein Wissensstand ist, dass die Abrissverfügung alt ist.“ Auch das Wort „historisch“ fällt, schließlich stammt das Gebäude noch aus einer Zeit, als nicht jedermann einen Kühlschrank zuhause hatte. Als der Nutzen des Kalthauses sich im Wandel der Zeit erschöpft hatte, „hat man sich sicherlich gesagt: ,Wir reißen das jetzt ab‘. Das ist glücklicherweise nie passiert“, so der Samtgemeindebürgermeister. Niemand werde morgen damit anfangen, den Abriss zu fordern, vermutet er. „Ich hoffe, dass das Gebäude erhalten bleibt. Die Entfernung wäre jedenfalls fatal“. So sieht es auch Robin: Die Nachricht vom Abriss wäre eine „Katastrophenmeldung“, denn eine Möglichkeit, eine den Anforderungen genügende Alternative zu schaffen, sehe er derzeit nicht.

Freytags Hoffnung steht zumindest mit Blick auf die Reaktion des Bauamtes im Landkreis nichts im Wege. Das antwortete auf den Fragenkatalog der Rundschau so: „Dem Landkreis liegt zu diesem Thema nichts vor und es ist auch nichts dazu bekannt“. Selbst das Archiv, wo sich ein potenziell älterer Vorgang wie dieser verbergen würde, liefert keine Teffer. „Da hier entsprechende Unterlagen nicht zu finden sind, dürfte es auch keine Abrissverfügung des Landkreises gegeben haben“, erklärt Christine Huchzermeier, Pressesprecherin der Behörde.

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