222 Tage Jugendzentrum / Spannender Start / Immer mehr Besucher - VON JENS WIETERS

Zocken, chillen, schnacken

Iris Weis (l.) und Paula Lange bekommen viele Spenden.
 ©Wieters

Visselhövede – Genau 222 Tage war das Visselhöveder Jugendzentrum am gestrigen Freitag geöffnet. Eine Schnapszahl, die an der Straße Zu den Visselwiesen aber natürlich nur mit Saft und Kakao gefeiert wird. Die ersten Monate waren zunächst geprägt vom gegenseitigen Kennenlernen, aber jetzt mausert sich der Treff für Visselhöveder zwischen zehn und 19 Jahren so langsam zu einem Angebot, von dem alle Generationen profitieren.

„Dadurch, dass unser Standort quasi mitten in der Stadt und direkt am Hallenbad liegt, begegnen sich Jung und Alt zwangsläufig. Und aus dem zunächst wortlosen Aneinandervorbeigehen ist ein freundliches Hallo geworden – und nicht nur vor der Tür, sondern auch schon mal an anderen Orten der Stadt“, sagt Iris Weis, die gemeinsam mit der Erzieherin Paula Lange das Jugendzentrum in der ehemaligen Küche des Hallenbad-Restaurants managt.

Dass es das schicke neue Jugendzentrum am Schwimmbad überhaupt gibt, haben die beiden und die Jugendlichen dem Präventionsrat zu verdanken, der sich bei den politischen Gremien jahrelang dafür eingesetzt hat und eine Fördermöglichkeit über ein Landesprojekt und die Deutsche Angestellten Akademie realisiert hat. Seit der Eröffnung verzeichnet das Jugendzentrum wachsende Besucherzahlen. „Die liegen pro Woche inzwischen bei 50 bis 75 Jugendlichen. Es sind noch mehr Jungs als Mädchen, wobei die zuletzt ein wenig aufgeholt haben“, berichtet Paula Lange.

Nicht nur Jugendliche aus Ur-Visselhöveder Familien besuchen die drei mittlerweile sehr gut ausgestatteten Räume, sondern auch junge Leute mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung. Lange: „Das hält sich so die Waage.“ Dass die manchmal völlig unterschiedlichen Lebensläufe auch mal für Spannungen sorgen, wollen die beiden Frauen nicht unter den Teppich kehren: „Da braucht es auch schon mal eine deutliche Ansage!“ So trägt Iris Weis bei der Arbeit fast durchweg dunkelblaue Kleidung als eine Art Uniform. „Denn im vergangenen heißen Sommer haben ein leichter Rock und eine leichte Bluse bei manchen Jungs vielleicht nicht so für den nötigen Respekt gesorgt.“ Das habe sich jetzt allerdings geändert. „Vielleicht auch durch die strengere Kleidung“, vermutet Weis lachend, die auch erst mal lernen musste, mit solchen Situationen umzugehen, „schließlich habe ich meine ersten Erfahrungen in dieser Tätigkeit in der evangelischen Jugend gesammelt.“

Und auch Konflikte zwischen Cliquen, die sich nicht so richtig riechen können, lösen Weis und Lange ganz pragmatisch: „Wir haben einen Raum, den die Kinder und Jugendlichen von innen verschließen können. So können sie unter sich bleiben, aber wir Betreuer könnten jederzeit rein.“

Aber Stück für Stück würde sich Abneigung in Respekt, Vertrauen und vor allem Toleranz wandeln, „und zu 99 Prozent der Öffnungstage geht es sehr harmonisch“ zu in den lichtdurchfluteten und grundsanierten Räumen.

Neben unzähligen Spielen für drinnen und draußen, Koch- und Backmöglichkeiten steht natürlich auch eine Playstation samt Flachbildfernseher in einem Raum, wo vor allem Jungs regelmäßig „zocken“. Auf Sofas und Sesseln können die Jugendlichen „chillen“ oder am Küchentisch bei einem Getränk einfach schnacken. „Das geht mittlerweile ganz zwanglos“, berichtet Lange. Denn auch die beiden Jugendbetreuerinnen mussten ihr eigentlich angedachtes Konzept ändern. „Uns schwebte vor, regelmäßige Spiel-, Bastel-, Koch- oder Sporttage anzubieten, aber das wurde nicht ganz so gut angenommen. Die Jugendlichen kommen einfach, gucken und dann entwickelt sich jeder Tag neu – auch mit den Angeboten, die wir vielleicht für einen anderen Tag geplant hatten“, so Weis.

Nach dem Grund ihres Besuchs gefragt, ist von den Jugendlichen immer wieder zu hören: „Weil es nie langweilig wird. Weil wir hier viel machen können. Und weil wir auch ein tolles Außengelände haben.“ Zwischen den Öffnungszeiten sind die beiden auch in der Oberschule unterwegs, um den Schülern dort die Vorzüge des nachmittäglichen Treffs schmackhaft zu machen. „Bei rund 80 Jugendlichen hat das schon geklappt.“ Aber auch während der Elternabende in den Grundschulen stellen sie das Jugendzentrum vor. „Weil viele Eltern auch ältere Kinder haben und immer noch nicht wissen, dass es das Jugendzentrum gibt.“

Dank der Vernetzung mussten sich die Stadt als Träger der Einrichtung und auch Lange und Weis keine Sorgen um die Ausstattung machen, denn „sehr viele Einwohner haben gespendet“, danken die Frauen auf diese Weise. „Während der vergangenen Monate haben wir so viel geschenkt bekommen und können dadurch im Jugendzentrum attraktive Angebote machen.“

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