Bahnhofsplanungen stoßen im Bauausschuss auf Kritik - Von Nina Baucke

Weite Wege

Die Planungen der Bahn für den Visselhöveder Bahnhof lösten bei der Sitzung des Bauausschusses Kritik aus. 2014 hatte das Unternehmen erklärt, im Rahmen des Programms 'Niedersachen ist am Zug' 2,5 Millionen Euro zu investieren. Fotos: Nina Baucke ©

Visselhövede. Einen „absoluten Glücksfall“ hatte es Visselhövedes Bürgermeister Ralf Goebel im Dezember 2014 genannt, als die Bahn bekannt gegeben hatte, etwa 2,5 Millionen Euro in die Sanierung des Bahnhofs zu stecken. Viereinhalb Jahre später stellte am vergangenen Dienstag das von der Bahn beauftragte Planungsbüro Obermeyer dem Bauausschuss das neue Konzept vor – und aus der Freude über den Platz im Förderprogramm ist Ernüchterung geworden.

Dem Visselhöveder Wunsch, den Bahnhof dichter an das Stadtzentrum zu bekommen, hatte die Bahn bereits vorher eine Absage erteilt. Nicht umsetzbar, so die Begründung des Konzerns. „Wir haben immer wieder unser Interesse bekundet, aber die woanders zur Verfügung stehende Haltestrecke reicht nicht aus“, so Goebel.

Auch sonst stießen die Planungen, die nicht wie ursprünglich vorgesehen vom Leiter des Projekts bei der Bahn aus Hannover sowie einer Vertreterin des Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen vorgestellt wurde, sondern von Juri Hirsch von der Firma Obermeyer, auf reichlich Kritik. Denn die Mitglieder des Bauausschusses sahen durchweg die Kernanliegen der Sanierung – barrierefreie Zugänge sowie moderne und kundenfreundliche Anlagen – nicht umgesetzt. Die Planung sieht vor, die beiden bestehenden Außenbahnsteige auf eine Länge von jeweils 140 Metern auszubauen und von 26 auf 55 Zentimeter zu erhöhen. Die Zuwegung zum Gleis zwei auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs soll künftig über eine Rampe mit sechs Prozent Steigung führen, die Unterführung soll derweil zurückgebaut werden. Auch zum Gleis eins sollte laut ursprünglicher Planung die Zuwegung von der Seite über die Rosenstraße erfolgen – „allerdings war eine dafür notwendige Einigung mit dem Grundstückseigentümer nicht möglich“, so Hirsch. So müssten Fahrgäste, die beispielsweise auf der Bahnhofsseite parken, entlang der Bahnhofstraße Richtung Rosenstraße laufen, die Gleise überqueren, um zum Bahnsteig zu gelangen. Hinzu kommt eine Park+Ride-Anlage, die die Stadt derzeit plant, um noch mehr Pendler für das Bahnfahren zu gewinnen, und auch im Zuge der Ertüchtigung und Elektrifizierung der Amerika-Linie sieht die Bahn noch weitere Nachfolgemaßnahmen am Visselhöveder Bahnhof vor. Nicht nur, dass es eine laut Goebel „fußläufig umständliche Variante ist“: „Die Pendler können nicht davon ausgehen, am selben Bahnsteig wieder anzukommen. Unter Umständen müssen sie dann weite Wege in Kauf nehmen.“ Auch Dagmar Kühnast (SPD) sah die Planungen kritisch: „Das ist meilenweit von Barrierefreiheit entfernt. In der Rosenstraße gibt es keinen Fußweg, und mit dem Rolli kommt man da alleine nicht über die Gleise.“ Man habe den Auftrag, auf den Flächen der Bahn zu planen, entgegnete Hirsch. „Der Anspruch der Barrierefreiheit betrifft nicht den öffentlichen Raum.“ Dennoch stellt der Weg über Rosenstraße einen Knackpunkt da, wofür vor allem die Schließzeiten der Schranken sorgen. Denn wenn sich Züge in Visselhövede kreuzen, ist der Übergang lange geschlossen – unter Umständen zu lange für den, der noch einen Zug erreichen will. „Und ist es üblich, erst mehrere Straßen entlang zu laufen, um auf den anderen Bahnsteig zu kommen? Denn es ist die Frage, wieviel Umweg man Bahnnutzern zumuten kann“, bemerkte Michael Meyer (CDU). Auch das Verschütten des Fußgängertunnels stieß auf wenig Gegenliebe. „Er ist sanierungsbedürftig, und es fehlt ein Fahrstuhl. Das mag zwar teuer sein, aber ihn zuzumachen wäre ein Fehler“, hieß es aus dem Plenum. „Eine Sanierung wäre quasi ein Neubau“, erläuterte Bauamtsleiter Gerd Köhnken. „Dafür haben wir wohl zu wenig Fahrgäste“, konstatierte auch Goebel. Zudem sei der Tunnel nach altem Standard gebaut und habe für heutige Vorschriften zu wenig Deckung. Hartmut Wallin (Grüne) schlug vor, die Kritikpunkte einer offiziellen Stellungnahme hinzuzufügen. 2021 soll nach den derzeitlichen Planungen der neue Bahnhof in Betrieb gehen.