Kunsthaus „ArtOutlet“ öffnet / 1800 Quadratmeter vermietet - VON JENS WIETERS

Staunen hinter jeder Tür

Kommt erst im stockdunklen Raum zur Geltung: Claudia Acksteiners Sternenhimmel. Foto: Wieters ©

Visselhövede – Ganz dunkel ist es in dem Raum, der als einziger in dem langen und hohen Gebäude mit Teppichboden ausgelegt ist. Wer ihn betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn die Decke des Raumes ähnelt einem Sternenhimmel, an den Wänden verändern sich je nach Sichtweise die fluoreszierenden Farben der Gemälde von Claudia Acksteiner.

Und die ist zurzeit mit Hochdruck dabei, diesen Showroom für die zweitägige Ausstellung vorzubereiten, die nach der superlangen Corona-Pause am kommenden Wochenende im Visselhöveder „ArtOutlet“ im Gewerbegebiet Lehnsheide stattfindet.

„Wir öffnen wie in den coronafreien Jahren zuvor im gewohnten Rhythmus am letzten Augustwochenende wieder Atelier- und Studiotüren bei den künstlerisch, fotografisch und musikalisch tätigen Nutzern des Gebäudes vier auf dem ehemaligen Kasernengelände“, betont Hausverwalter und Künstler Manfred Willi Reichert, der hofft, nach den dann geltenden Corona-Bestimmungen viele Besucher zu treffen, die „ganz hungrig auf unsere Kunst sind“.

Am heutigen Samstag und am Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr, können die Gäste hereinschauen und sich zum „Staunen und Wundern“ verführen lassen.

„Natürlich ist es ein kleines Experiment, aber wir Künstler wollen endlich raus aus der Tristesse und uns wieder zeigen“, sagt Reichert, der eine Maskenpflicht innerhalb des Hauses eingeführt hat. „Aber die Räumlichkeiten hier sind so weitläufig, dass man sich ohne Probleme aus dem Weg gehen kann.“

Das Motto der Ausstellung lautet „Kannste mal seh‘n!“ und verspricht hinter fast jeder Tür an den langen Gängen auf den drei Etagen echte Überraschungen. Natürlich gehören Zeichnungen, Malerei, Skulpturen, Fotografien und Dinge aus den vielen Ateliers dazu, aber auch Werke, die in dieser Form noch nicht gezeigt wurden.

„25 Künstler aus der Region, die hier ein neues Zuhause gefunden haben, sind ebenso dabei wie Gäste, die die Gelegenheit nutzen, sich einem breiten Publikum zu präsentieren“, informiert Reichert. Der kann der Pandemie übrigens auch etwas Gutes abgewinnen: „Denn die Kollegen hatten einfach mal viele Monate Zeit, etwas Neues oder ganz anderes zu wagen.“ So hätten einige Künstler eingefahrene Wege verlassen und seien gespannt darauf, wie das Publikum das annehme.

Zu dem sollten nach Reicherts Wünschen übrigens auch die Visselhöveder Politik und die Stadtverwaltung gehören. „Für die gibt es nämlich am Sonntag ab 10 Uhr eine Vorab-Öffnung, damit die, die zum Beispiel über die coronabedingte Förderung für das ,ArtOutlet‘ entschieden haben, sich ein Bild machen können, was wir denn hier so veranstalten.“

Und das sei eine ganze Menge, denn alle zur Verfügung stehenden 1 800 Quadratmeter seien fest vermietet, und jeder einzelne sei nun fest in Künstlerhand, nachdem einige Firmen ihre Seminarräume freigegeben hätten. „Wir werden immer lebendiger und haben hier eine Vielfalt, die es in dieser Größenordnung kaum in Hamburg, Bremen oder Berlin gibt“, berichtet Reichert nicht ohne Stolz.

„Und das alles zu absolut günstigen Mieten“, dankt Claudia Acksteiner dem Eigentümer Joachim Behrens von der Firma JBS stellvertretend für ihre Kollegen für so viel Entgegenkommen. „Denn so hat jeder ein kleines Atelier, kann dort schalten und walten wie er möchte. Das wäre im heimischen Keller oder auf dem Dachboden kaum möglich“, betont Acksteiner, die jetzt noch ein paar ihrer leuchtenden Bilder aufhängen und die Türschlitze irgendwie verstopfen muss, damit kein noch so kleiner Lichtstrahl den Anblick des Sternenhimmels stört.