Trotz Corona: Hundesportfreunde des BSC aktiver denn je - VON ANDREAS SCHULTZ

Im Aufwind

Sprüche von Hundefreunden gibt es im Vereinsheim des BSC einige zu lesen. Vorsitzender Joachim Raddatz hat zum gravierten Zitat von Heinz Rühmann persönlichen Bezug, da die Familie gut mit dem Schauspieler bekannt war. Foto: Schultz ©

Visselhövede – Die Pandemie kennt Gewinner und Verlierer. Der Breitensportclub für Turnierhunde (BSC) in Visselhövede versucht, das Beste aus der Lage zu machen, und steht mit dem Ergebnis wohl eher auf der Siegerseite. Mitgliederzuwachs, hohe Bereitschaft, sich einzubringen: Andere Vereine träumen davon. Wer den Vorsitzenden Joachim Raddatz fragt, welchen Einfluss Corona auf das Vereinsleben hat, hört die Geschichte zusammengeschweißter Optimisten.

„Unser starker Zusammenhalt hat dafür gesorgt, dass alles fast reibungslos weiter funktioniert“, sagt er. Die Ausgangslage für die Hundefreunde ist denkbar günstig: Das Training der Vierbeiner und Besitzer kann weiter an der frischen Luft stattfinden, sogar Gruppenaktivität ist bei genügend Abstand möglich. „Und davon haben wir reichlich: Platz, Abstand und frische Luft“, scherzt Raddatz. Der Betrieb ist mit 2G-Regel weiter möglich, lediglich Theorie-Stunden gibt es keine – der dafür benötigte Raum würde nicht den Platz bieten, um pandemiegerecht lernen zu können. Dass stattdessen Baumaschinen in der kleinen Hütte lagern, hat symbolischen Charakter und soll nach außen zeigen: Zumindest hier drin passiert bis zum Abklingen der Pandemie erst mal nichts.

Aber draußen geht’s – wenn auch mit Abstrichen. Im Lockdown hätten die drei Trainer des Vereins viele Herausforderungen gemeistert. Es musste ja auch irgendwie weitergehen für die Halter von Familienhund bis Spitzensportler: Fachwissen rund ums Tier und seine Gesundheit vermitteln, aus Hund und Halter ein Team machen, für die Begleithundprüfung vorbereiten, Weiterbildungen ermöglichen und vieles mehr. Auch in Sachen Niedersächsisches Hundegesetz – vielen fälschlicherweise als „Hundeführerschein“ bekannt – bleibt der Verein aktiv. Sieben Stunden Einzelunterricht am Stück seien da keine Seltenheit für die Trainer im Verein gewesen, um die interessierten Hundehalter zu versorgen. „Das war für sie eine große Belastung“, sagt Raddatz. Dass es derzeit keine größeren Treffen gibt, auch keine Jahreshauptversammlungen, ist eine weitere Facette der Pandemie. Mitglieder und Hundesportfans hätten aber alle Unannehmlichkeiten geduldig ertragen. „Hut ab!“, sagt der Vereinschef zu allen am Vereinsleben Beteiligten und schiebt ein noch größeres Lob nach: „Das ganze Team ist einfach nur geil! Deswegen läuft es auch so gut. Was Schöneres kann sich ein Vorsitzender nicht wünschen“.

Ja, denn auch wenn es in den vergangenen fast zwei Jahren nicht immer leicht war: Der Erfolg des BSC spricht für sich. Wo andere mit dem Mitgliederschwund oder brachliegender Vereinskultur zu kämpfen haben, geht es für den Breitensportclub zumindest im direkten Vergleich hoch her. Während der Pandemiezeit stieg die Mitgliederzahl um sieben auf 45. Darüber hinaus sind die Hundesportfreunde auch aktiver als in anderen ehrenamtlichen Zusammenschlüssen. Raddatz schätzt den Anteil derer, die sich am Vereinsleben aktiv beteiligen, auf rund 50 Prozent. „Das ist beachtlich. Ansonsten kann man wohl eher so von 20 Prozent ausgehen. Wir sind da derzeit schon ganz gut ausgeglichen“, freut sich der Vorsitzende.

Der Grund: Der Hund als alltäglicher Begleiter erlebt während der Pandemie durchaus Aufwind – nur „drin sitzen“ ist eben nicht für jeden reizvoll: „Viele werden sich deswegen jetzt einen Hund geholt haben. Und wer schon einen hatte, hat vielleicht nach anderen Aufgaben gesucht, als nur mit ihm spazieren zu gehen“, vermutet Raddatz die Beweggründe für das zunehmende Interesse am Hundesport. Angst vor einer Abkehr, vor einer Modererscheinung hat er nicht. „Die, die hierher kommen, die bleiben dabei. Das sind Leute, die sich ihrer Verantwortung dem Tier gegenüber bewusst sind. Das sieht und spürt man. Diese Leute wollen mehr“, sagt der Vorsitzende.

Und auch wenn im Verein grundsätzlich „alle positiv eingestellt“ sind, dennoch bleibt „die ewige Nerverei. Die Einschränkungen, die Regeln – überhaupt ist es für den Vorstand belastend, bei laufenden Änderungen darüber im Bilder zu bleiben, welche Regeln gerade gelten und entsprechend zu reagieren.“ Für den Turnierbetrieb im Verein bedeutete das nicht selten große Unsicherheit. Die Bundessiegerprüfung der Fährtenhunde hat Oktober 2020 stattfinden können, genauso die Landesmeisterschaft im Canicross November 2021. Allerdings beides nur unter Verzicht auf große Öffentlichkeit. Ja, auch die Gewinner haben mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen. Raddatz: „Aber durch den Zusammenhalt, den wir hier haben, lässt sich das alles gut ertragen“.