Visselhövede kommt Mitgliedschaft im Tarifverbund näher - Von Nina Baucke

Riesenschritt zum VBN

Noch endet das Liniensystem des VBN hinter Rotenburg im Nirgendwo, ab dem 1. August soll das anders sein, dann gehört auch Visselhövede dem Tarifverbund an. Foto: Dennis Bartz ©

Visselhövede. „Es waren harte Verhandlungen, aber uns ist da ein richtig großer Wurf gelungen.“ So kommentiert Visselhövedes Bürgermeister Ralf Goebel die Gespräche über die Zugehörigkeit seiner Kommune zum Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN), die am Donnerstag das Ergebnis hatten: Visselhövede und die Samtgemeinde Bothel gehören ab dem 1. August dazu, bekommen damit den langersehnten tariflichen Anschluss in Richtung Bremen. Und auch gen Süden geht es voran, denn einen Tag vorher wurde auch eine direkte Busverbindung von Visselhövede nach Walsrode ein Stück konkreter.

Bereits vor gut acht Jahren hatte Goebels Vorgängerin Franka Strehse schon einmal einen Anlauf unternommen, damals schien allerdings ein Anschluss an den VBN mit Bus und Bahn für Visselhövede zu teuer. Dann folgte ein weiterer Versuch der derzeitigen Stadtverwaltung, der zwei Jahre Verhandlungen umfasste. Günstig ist es allerdings nach wie vor nicht: Denn das Defizit, das den Betreibern der Bahnlinie durch den Tarifanschluss entsteht, beläuft sich auf 23.818 Euro. Das wird sich dann Visselhövede mit dem Landkreis teilen, Bothel wiederum ist davon nicht betroffen, da sich dort die Zugehörigkeit zum VBN auf den Bus beschränkt. Dazu kommen Umstellungskosten unter anderem der Fahrkartenautomaten von einmalig 16.500 Euro. „Ich denke, das ist eine faire Variante“, so Goebel.

Der Vorteil für die Nutzer: „Zeit- und Einzelkarten sind günstiger, der Kauf ist einfacher“, sagt Goebel. „Dazu kommt: Bei Kulturveranstaltungen oder beispielsweise für Stadionbesuche in Bremen ist der VBN-Nahverkehr oft im Ticket enthalten. Das können nun auch die Menschen, die von hier mit dem Zug nach Bremen fahren, nutzen.“ Schon seit einem Jahr gibt es vom Heidesprinter Erixx an Freitagen und Samstagen eine späte Verbindung von Bremen wieder zurück nach Visselhövede – und die zeigt nach Goebels Ansicht Wirkung. „Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess. Aber wir sehen steigende Fahrgastzahlen“, so der Verwaltungschef. Allerdings braucht es nicht nur den Tarifanschluss, sondern auch generell eine erhöhte Zugfrequenz, um mehr Menschen auf die Schiene zu bekommen. „Da sieht es auch gut aus, dass es da eine engere Taktung geben wird“, ist Goebel zuversichtlich, dem gen Bremen ein Stundentakt vorschwebt – wenn ab 2021 das Heidekreuz, die Kreuzung der Bahnstrecken Hannover-Buchholz und Bremen-Uelzen, neu ausgeschrieben wird. „Auch in Anbetracht der kommenden Bahnhofssanierung haben wir in Sachen Mobilität einen Riesenschritt nach vorne gemacht.“ Das sieht auch Eckhard Langanke (WiV) so: „Die Kosten sind uns bewusst. Aber wir haben eine Regelung gefunden und sind froh, dass das umgesetzt wird“, sagte der Ratsherr in der Finanzausschusssitzung am Donnerstag, wo Goebel das Verhandlungsergebnis erstmals vortrug. „Man sieht jetzt schon, dass die Zahl der Fahrzeuge, die beim Bahnhof parken, mehr werden. Das Interesse ist also da, und das kann noch größer werden.“ Auch Willi Bargfrede (CDU) zeigte sich im Ausschuss erfreut über den Beschluss: „Das ist eine überschaubare, zukünftige Entwicklungsperspektive für unsere Stadt.“ Ein weiterer, laut Goebel, langgehegter Wunsch, der nun konkreter geworden ist, ist die direkte Verbindung per Bus nach Walsrode, die die Bahnhöfe beider Städte auf schnellstem Wege verbinden soll. „Das hat jetzt nicht das Land angestoßen, sondern Unterschriftenaktionen in Visselhövede und Walsrode“, so Goebel, der dafür mit dem Landkreis Rotenburg, dem Heidekreis sowie der Stadt Walsrode an einem Tisch gesessen hat. Maximal 60.000 Euro im Jahr soll die Verbindung, die viermal täglich stehen soll, kosten – geteilt durch vier. Auf der anderen Seite werden auch die Einnahmen jeweils am Jahresende auf Vier aufgeteilt. Federführung hat der Heidekreis, an dessen Tarifsystem sich die Verbindung orientiert. Zunächst läuft der Betrieb nur über eine Probezeit von zwei Jahren. „Notfalls können wir dann wieder die Reißleine ziehen, aber wir haben es dann wenigstens versucht“, so der Bürgermeister. Auch dieser Start soll am 1. August sein. „Es ist gut, dass das auf dem kleinen Dienstweg möglich war, denn ein schneller Start ist eine weitere Möglichkeit, Visselhövede wieder ein Stück attraktiver zu machen“, kommentierte Bargfrede. Astrid Kirmeß (CDU) regte zudem an, auch den Marktplatz in Visselhövede als Halt einzubeziehen – um auch Anschlussmöglichkeiten an die Busverbindung nach Rotenburg zu bieten. Laut Langanke kursiert zudem bei der Busgesellschaft Haller, die den Betrieb übernehmen soll, bereits ein Name für die Linie, aus „Visselhövede – Walsrode direkt“ habe man dort „Viwaldi“ gemacht. „Viwaldi“ soll in den kommenden Wochen in den jeweiligen Gremien zur Abstimmung stehen. Die VBN-Zugehörigkeit wiederum soll mit der Vertragsunterzeichnung im April dingfest gemacht werden.