Schwitschen. Die Türen und Fenster haben schon bessere Tage gesehen, und auch vom Mobiliar stehen nur noch Reste in vereinzelten Räumen: Was passiert mit einem Haus im Leerstand? Wie lässt sich ein Gebäude wieder mit neuem Leben füllen? Dieser Frage will die Künstlerin Freda Heyden mit dem Projekt „Kanari-Haus“ auf den Grund gehen – in einem Gebäude an der Hauptstraße in Schwitschen.
Der Ort ist nicht von ungefähr gewählt, denn das Gebäude aus dem Jahr 1908 hat seine eigene Geschichte als Poststation und Tanzlokal, die unter anderem in dem Roman „Bauernkanari“ von Gisela Stemmer aus dem Jahr 2009 eine Rolle spielt. Denn das Vorbild für die Protagonistin der Geschichte lebte viele Jahre in diesem Haus. „Daher auch der Name für das Projekt“, erklärt Heyden. „Ich bin so oft hier vorbeigefahren und dachte: Was für ein schönes Gebäude das doch ist! Denn trotz seines Zustands hat es durchaus seinen Charme.“
Für drei Wochen will die Hiddingerin das seit 1973 weitgehend ungenutzte und seit 2004 im Besitz der Familie Pralle befindliche Haus als künstlerische Projektionsfläche nutzen. „Ich hatte die Besitzer angesprochen, die sofort begeistert waren“, freut sich Heyden. Ursprünglich war September als Zeitraum vorgesehen, Corona machte der Hiddingerin nun allerdings einen Strich durch die Rechnung. Jetzt hat sie den Sommer 2021 für das Projekt im Visier, ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. Heyden, die selbst als bildende Künstlerin arbeitet, hat Künstlerkollegen aufgerufen, sich mit dem Sujet „Leerstand – Neunutzung“ zu beschäftigen und sich dabei auch auf den Zustand des „Kanari-Hauses“ zu beziehen. In welcher Form – das ist freigestellt, Heyden schweben auf den 320 Quadratmetern Nutzungsfläche, die das Haus bietet, neben Malerei, Zeichnungen, Fotografie und Skultpuren auch Installationen, musikalische Beiträge und Theateraufführungen vor, die sich mit Leere und Heimatlosigkeit auseinander setzen. Auch Workshops und Künstlergespräche sollen ihren Platz in den Räumen bekommen. Und bei allem liegt ein Fokus auch auf dem Thema Inklusion. „Es soll auf jeden Fall ein Programm sein, das alle Altersstufen anspricht“, betont die Künstlerin. Unter anderem wird die Autorin von „Bauernkanari“, Gisela Stemmer, aus ihrem Buch vorlesen. Das Projekt soll Aufmerksamkeit herstellen, inspirieren, Diskussionen in Gang bringen und eine Lösung schaffen, hofft sie. „Das Haus möchte an seine vielfältigen Möglichkeiten erinnern, nämlich Behausung zu sein, Zuhause zu sein, Schutz zu bieten, Leben und Zusammenleben zu ermöglichen“, so Heyden. „Das Haus bekommt mit dem Projekt Licht.“ Unterstützung bekam sie auch bereits zugesichert, unter anderem aus den Fördertöpfen der Hohen Heide. Wer Fragen hat oder sich auch für eine Teilnahme als Künstler interessiert, wendet sich per E-Mail an freda.heyden@gmx.de an sie.