Visselhövede (r/cd). Die Unternehmensgruppe Hoyer beliefert Kunden seit Kurzem auch mit Strom. „Schuld“ daran ist Thomas Hoyer (32) – der älteste Sohn von Heinz-Wilhelm Hoyer fungiert mit seinem Bruder Markus (29) als Geschäftsführer der neuen Hoyer Strom und Erdgas GmbH. Hoyer hat seine Beweggründe für den „Sprung ins Haifischbecken“ und schildert, welche Hürden bis zum Verkauf des ersten Strom-Vertrags zu nehmen waren.
Hoyer ist bekannt als Gas- und Öl-Lieferant – und für Tankstellen. Warum jetzt der Schritt zum Strom?
Thomas Hoyer: Wer seinen Kunden das komplette Portfolio an Energie anbieten möchte, kommt heute nicht mehr um die leitungsgebundene Energieversorgung herum. Der Markt hat sich inzwischen so weit liberalisiert, dass im Prinzip jeder Strom anbieten kann. Und die Kunden vertrauen uns, sie kennen uns seit Jahren. Genau da liegt unsere Stärke. Sie können uns jederzeit persönlich erreichen. Das ist ihnen wichtig. Und darum wollen wir ihnen den Service der Stromversorgung mit anbieten. Kann Hoyer denn den Wettbewerb mit den großen Anbietern aufnehmen? Hoyer: Durchaus. Wenn man eben nicht den Strommarkt als alleiniges Geschäftsfeld betreibt, das sich von vornherein selbst finanziell tragen muss. Wir geben uns die Zeit, um uns zu etablieren. Dennoch ist der Markt umkämpft. Ist der Einstieg nicht ein großes Risiko? Hoyer: Wir wissen, dass wir nur schwerlich den kompletten nationalen Strommarkt aufmischen können. Das ist auch nicht unser Ziel. Wir wollen ganz in Ruhe nach und nach in den Regionen, in denen wir aktiv sind, über unser Angebot informieren. Schließlich gehört eine Menge Know-how und auch Vorarbeit dazu. Wir haben uns da gut aufgestellt und nehmen alle unsere Mitarbeiter im Verkauf mit in das Projekt hinein. Wir haben uns den Schritt sehr gut überlegt und lange an den Feinheiten gearbeitet – wobei wir uns so viel Zeit gar nicht gelassen haben. Für das Projekt haben wir von Anfang an ein sportliches Tempo vorgelegt. Was hat denn vor dem Start Zeit gebraucht und Arbeit verursacht? Hoyer: Wer in Deutschland Strom anbieten möchte, muss sich Zugang zu den Leitungen und Netzen verschaffen. Und wer das bundesweit plant, braucht bundesweit Genehmigungen dafür. Wir haben in wenigen Monaten Verträge mit fast 900 Netzbetreibern schließen müssen. Wir brauchten Partner für die Abrechnungsmodalitäten und für die Beschaffung der nötigen Daten und Informationen auf dem Stromsektor. Außerdem galt es, die technischen Voraussetzungen für den Vertragsabschluss zu schaffen. Der Strommarkt wird nun einmal nahezu vollständig online abgewickelt. Vergleichsportale stehen den Kunden zur Verfügung und der Wechsel dauert so nur wenige Minuten. Dafür muss aber eben eine Homepage mit entsprechender Bestellfunktion programmiert werden. Und schließlich galt es, die Tarife zu berechnen, was mit einem hohen Aufwand verbunden ist. Welche Tarife bietet Hoyer an und welche Hürden brachten die Berechnungen mit sich? Hoyer: Wir haben neben dem sogenannten grauen und dem reinen Ökostrom nur einen weiteren Tarif aufgelegt, den Hoyer-Strom mit 50 Prozent Ökostromanteil. Trotzdem mussten wir viele unterschiedliche Berechnungen anstellen. Zunächst einmal muss man wissen, dass sich der Strompreis aus unterschiedlichsten Faktoren zusammensetzt. Die Beschaffung an der Strombörse ist nur ein Punkt. Zu den Kosten der Erzeugung kommen Umlagen und Steuern. Da gibt es nicht nur die EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien, auch für die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung wird der Strom mit einer Umlage belegt. Weil der Ausbau der Stromnetze nicht schnell genug vorangeht, wird eine Offshore-Haftungsumlage erhoben und und und. Das ist aber alles noch relativ leicht zu ermitteln, weil es generell gilt. Was die Sache kompliziert macht, sind die unterschiedlichen Netzbetreiber, die unterschiedliche Entgelte für die Nutzung ihrer Systeme verlangen. Um konkurrenzfähig am Markt Strom anbieten zu können, muss immer möglichst günstig kalkuliert werden. Und da macht es eben einen gewaltigen Unterschied, ob ich das Netzentgelt genau einberechne, so wie wir, oder nicht. Angenommen, ein Kunde möchte den Anbieter wechseln – muss er aufpassen, dass er nicht plötzlich im Dunkeln sitzt? Hoyer: Nein, die durchgehende Versorgung mit Strom ist gesetzlich zugesichert. Im Prinzip ändert sich durch den Wechsel auch gar nichts an der Versorgung. Der Strom fließt ohne Unterbrechung weiter durch die selbe Leitung. Lediglich die Abrechnung wird von jemand anderem übernommen. Welche weiteren Ziele setzt sich Hoyer für die Zukunft? Hoyer: Auch leitungsgebundenes Erdgas wird es bei uns geben. Dafür werden gerade die letzten Vorbereitungen abgeschlossen und Infrastrukturen geschaffen. Außerdem wollen wir uns verstärkt mit erneuerbaren Energien auseinandersetzen und haben die Vision, eines Tages selbst Strom zu produzieren und als bundesweit agierender Energieanbieter eigenen Strom einzuspeisen. Wir wollen so unser Unternehmen für die Zukunft aufstellen – hier in der Zentrale in Visselhövede und an allen unseren Standorten.