INTERVIEW - VON JUDITH TAUSENDFREUND

„Schiller“ besucht Visselhövede

Christopher von Deylen alias "Schiller" kommt nach Hause. Am 1. September spielt er in Visselhövede, dort auf dem Firmengelände von Hoyer.
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Christopher von Deylen gibt Live-Konzert in seiner Heimatstadt

Visselhövede – Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Firma Hoyer am Standort Visselhövede präsentiert der gebürtige Visselhöveder Christopher von Deylen das Beste aus 25 Jahren „Schiller“. Versprochen wird am 1. September ein sommerlich elektronischer und emotionaler Sound auf dem Firmengelände. Der Musiker, der als „Schiller“ wesentlich bekannter denn als Christopher von Deylen ist, berichtet im Interview, warum Inspiration aus seiner Heimatregion kontinuierlich in seine Musik einfließt und die Basis für seine kreative Vision bildet.

Wie kommt es, dass „Schiller“ jetzt in Visselhövede auftritt?

Es gab in den vergangenen Jahren immer schon einmal Überlegungen, ein solches Konzert stattfinden zu lassen. Doch der hohe technische Aufwand verhinderte bisher ein solches Konzert.

Jetzt passiert es doch, weil...?

Ich kenne die Familie Hoyer seit Jahren sehr gut. Ich wurde gefragt, ob ich beim Jubiläum spielen würde und habe diese Frage euphorisch bejaht. Denn es ist eine tolle Idee. Sich von einer lokalen Tankstelle zu einem Unternehmen weiterzuentwickeln, welches auf internationaler Ebene unterwegs ist, das ist eine bemerkenswerte Leistung – auch deshalb freue ich mich auf das Konzert und das Fest.

Somit steht Ihr erster Auftritt in der Heimat fest – was geht Ihnen dazu durch den Kopf?

Das Konzert mit dem Jubiläum zu kombinieren, das ist wirklich toll. Ein solches Konzert dann auch noch zu einem attraktiven Preis (Die Karten kosten 15 Euro, Anm. d. Redaktion), das gefällt mir. Hoyer übernimmt alle Kosten und spendet zudem Geld zugunsten von gemeinnützigen Organisationen in der Region, das begrüße ich. Der Auftritt findet im Rahmen meiner „Sommerlust“-Tour statt, aber ich bringe eine weitere Künstlerin mit. Trisha McTeague kommt extra aus Liverpool, um vor Ort als musikalischer Gast präsent und dabei zu sein.

Welches Verhältnis haben Sie zu Visselhövede und umzu, wie würden Sie das umschreiben?

Ich habe eine ganz intensive Bindung an die Region. Ich halte mich hier oft auf. Vor allem nach der Pandemie war es zunächst schön, wieder auf Reisen zu gehen, Konzerte zu geben. Ich bin viel unterwegs und liebe das auch. Gerade habe ich zwei Konzerte in der Ukraine gespielt. Das war sehr beeindruckend. Aber ich freue mich eben auch sehr, nach Hause zu kommen, zu Hause zu sein.

Dabei waren Sie in den letzten Jahren oft anderweitig orientiert, oder?

Für mich schließt sich – auch mit dem jetzt in Visselhövede anstehendem Konzert – ein Kreis. Ich bin hier geboren, habe mein Abitur in Rotenburg gemacht, war in Buxtehude bei der Bundeswehr, habe in Lüneburg studiert. Später habe ich in Hamburg, Berlin und auch den USA gewohnt und mich immer weiter in die Welt hinausgetraut. Es gab durchaus Momente, in denen ich mir nicht vorstellen konnte, hier in der Region zu leben – das hat sich aber geändert. Der Kreis schließt sich auch mit dem anstehenden Konzert.

Wie gestalten Sie jetzt Ihren Alltag?

Ich habe einige Jahre ohne festen Wohnsitz gelebt und das war eine gute Erfahrung. Jetzt lebe ich wieder anders, mit meiner Frau und unseren zwei Katzen. Ich bin aber immer unterwegs mit einem offenen Visier und einem offenen Herz. Mal sehen, was sich in Zukunft ergibt, was passiert. Man muss, finde ich, immer Platz schaffen für Neugierde und auch für Neues – im Grunde weiß man nie, was noch kommt.

Wenn Sie jetzt wieder öfter in der Region sind, wie hat sich diese Ihrer Einschätzung nach verändert?

Ich würde schon sagen, dass Visselhövede aufblüht. Es gibt vieles hier, was es früher nicht gab. Zum Beispiel die Vissel-Freitage, Auftritte von Bands – das ist doch wundervoll. Auch der Hof Sonnentau bietet viele Möglichkeiten. Ich finde es toll, dass es Ideen gibt, die Stadt weiter zum Leben zu erwecken. Am Ende ist Visselhövede ein tolles, geschlossenes System. Es gibt hier alles, was man braucht.

Wissen das die Menschen, die in Visselhövede leben?

Ich habe den Eindruck, man gibt sich eher bescheiden. Aber manchmal ist es schöner und besser, Dinge einfach umzusetzen und nicht nur darüber zu reden.

Zurück zum Konzert, erhalten Sie diesbezüglich schon Feedback, auch von den Visselhövedern?

Ja, ich finde das schön, ich werde zuweilen im Supermarkt angesprochen. Ich freue mich auf alle, die kommen.

Ist es eine Art Heimspiel?

Jetzt in meiner Heimat zu spielen, dort wo alles begann, das ist ein gutes Gefühl. Ich hatte Klavierunterricht in der Rotenburger Kreismusikschule. Mein Lehrer, Bertram Spiegeler, interessierte sich für elektronische Musik. Er hat mich an seinem privaten Synthesizer spielen lassen, vieles ausprobieren lassen. Anders wäre es gar nicht möglich gewesen, sich so zu entwickeln.

Die Konstellation hat also Ihre Karriere ermöglicht?

Es zeigt, dass man nicht in einer großen Stadt leben oder aufwachsen muss. Man kann auch in einer kleineren, einer ländlicheren Region seinen Weg gehen. Es ist überall möglich, Träume zu haben und diese umzusetzen – ganz egal, wo man wohnt oder groß wird.

Gab es denn Momente, in Ihrem Leben, in denen Sie sich einen anderen Weg, einen anderen Werdegang, gewünscht hätten?

Nein, gar nicht. Meine Musik erfüllt mich voll und ganz. Ich habe das nie hinterfragt, wollte nie etwas anderes machen. Ich habe nie Feierabend. Ich gehe meiner Leidenschaft nach, so lange es irgendwie geht. Es gibt so viele Aspekte, sicherlich ist der Aspekt der Musik der Größte. Andere Sachen gehören dazu. Etwa wie man ein Plakat gestaltet, Telefonate führen, Interviews geben, die Gestaltung eines Album Covers. Das sind ganz viele Dinge, die ich alle selbst machen kann, selbst gestalten kann. Die Musik ist dabei die Ausgangsplattform, insgesamt ist mein Beruf aber eine ganzheitliche Beschäftigung, deshalb wird mir auch nie langweilig.

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