Karin Schroeder und Andreas Goehrt begeistern im Theater Metronom mit „Däumelin“ - Von Janila Dierks

Durchs Kanalrohr ins Abenteuer

Karin Schroeder und Andreas Goehrt entführen in ein turbulentes Abenteuer. Fotos: Janila Dierks
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Hütthof. Höchst konzentriert laufen Karin Schroeder und Andreas Goehrt auf der Bühne: Arme hoch und hüpfen! Herunterzählen, drehen – allein oder zu zweit? Doch nichts klappt. „Sagen wir, ich bin ein Mann.“ „Und sagen wir, ich bin eine Frau und wir wollten ein Kind bekommen. Nur wie? Und woher?“ Doch plötzlich ist es dann da, das Kind, ein ganz Kleines, eins, das nicht Thomas heißt oder Susanne, eins zu dem der Name Däumelin passt. Denn es schläft in einer Wallnussschale und ist überhaupt nicht größer als ein Daumen.

Um dieses winzige, aber mutige und waghalsige Kind dreht sich das neue Stück des Theater Metronoms. „Däumelin – von einem, das auszog das Leben zu lernen“, aufgeführt von Schroeder und Goehrt unter der Regie von Leon Wierer, spielt vor einem besonderen Bühnenbild, das es schafft, Däumelins kleine mit unserer großen Welt zu verbinden. Angelehnt ist die Handlung an Hans-Christian Andersens Märchen vom „Däumelinchen“. Am vergangenen Sonntag feierte das Kindertheaterstück Premiere vor einem voll besetzten Zuschauerraum, im Publikum auch viele Kinder.

Und die staunten nicht schlecht über die Abenteuer, die das winzige Kind bestand. Denn Däumelin hat überhaupt keine Lust einen Schutzanzug zu tragen, schon gar nicht mit Knieschützern wie Pa das will, und macht sich nur mit dem Lieblingshemd und der Lieblingshose auf den Weg – durch den Abfluss und die Kanalrohre bis in den Mühlenteich. Was folgt, ist eine turbulente Reise in die Natur und ins Reich der Tiere.

Die gefräßige Krötenprinzessin, die gern Däumelin an Walnussschale essen will, ist zum Glück nur geträumt, sodass der Schmetterling das winzige Kind wohlbehalten auf die Wiese bringen kann. Dort trifft es den Maikäfer Paul, mit dem es auf dem Maikäferfest die Nacht hindurchtanzt und auf eine sehr höfliche Feldmaus, die sich schließlich aber als gar nicht so freundlich entpuppt. Die Lage wird zunehmend bedrohlicher – ob Däumelin es wohl schafft zu fliehen? In dieser bunten, mal winzigen und dann wieder großen Welt schaffen es Schroeder und Goehrt mühelos zwischen diesen beiden Facetten zu wechseln und das Spiel mit dem, was da ist und mit dem, was sein könnte, zu perfektionieren: dank wenig Requisiten, großen Gesten, bewegten Mimiken und einem gewieften Text. Mit Videoprojektionen als Bühnenbild, die live gebaut und übertragen wird, wird der Abfluss plötzlich für alle Zuschauer zum riesigen schwarzen Loch, der Himmel unendlich. Goehrt und Schröder verschleiern die Funktionsweise dieser Effekte nicht: Jeder kann sehen wie die Bilder in das winzige Puppentheater vor der Kamera am linken Bühnenrand geschoben werden. Das ist Theater zum Entdecken und Verstehen, statt zum bloßen Anschauen. Gerade das – der gelingende Wechsel zwischen kleiner und großer Welt – macht den besonderen Reiz des Stückes aus. Ähnlich raffiniert wie das Bühnenbild verwandeln sich Schroeder und Goehrt im Laufe des Stücks fließend von liebevollen und besorgten Elternteilen in fiese Kröten, den tanzlustigen Maikäfer oder eben das Däumelin. Dazu ist kaum mehr nötig als eine rote Mütze oder ein Schal, denn jedes Objekt bekommt im Spiel Bedeutung verliehen. Es wird wie selbstverständlich mittags gewurbelt und abends gekurbelt – Klangsprache und Geräusche sind Programm. Selbst wenn Goehrt gerade nicht einen Wasserblubberton ins Mikrofon einspricht oder Schroeder munter vor sich hin quakt wird die Handlung immer wieder stimmig durch die rhythmische Musik von Jan Fritsch begleitet. „Es saß ein klein wild Vögelein“ ist das Volkslied, das mit verschiedenen gesungenen, aber auch rein instrumentalen Teilen im Verlauf des Stücks immer wieder auftaucht. So wird „Däumelin“ zu einem Stück über eine wilde und manchmal auch holperige Abenteuerreise in die Welt der Natur und der Tiere. Mit viel Witz und Gefühl, mit tollen Bildern erzählt, spielt dieses Theaterstück mit dem Möglichen und zieht sowohl Kinder als die erwachsenen Besucher auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen gekonnt in seinen Bann.

Weitere Aufführungen für Kinder ab vier Jahre folgen jedoch erst wieder in der Herbstsaison des Theater Metronom.

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