Hütthof. Eine Bushaltestelle mit verbogenem Halteschild, leere Bierdosen auf dem Boden und das Technikpult links auf der Bühne: Mehr Kulisse benötigte das Theater Metronom in Hütthof für seine neueste Produktion „Der Hund im Haifischteich“ nicht. Die Ankündigung „Ein Western ohne Pistolen und ohne Pferde“ klingt nach ziemlich moderner, avantgardistischer Kost. Aber wer das künstlerische Ensemble irgendwo im Nirgendwo zwischen Visselhövede und Rotenburg erlebt hat, weiß, dass man dort auf Überraschungen gefasst sein sollte.
„Theater hat für mich immer auch ein vermittelndes Element“, so Andreas Goehrt vom Theater Metronom. Denn bei der Auswahl und Ausarbeitung der Werke nehmen die Metronom-Macher immer wieder auf subtile, aber auch sehr anschauliche Weise Bezug zum gesellschaftlichen und politischen Zeitgeschehen. „Der Hund im Haifischteich“, der am vergangenen Samstag seine Premiere erlebte, ist da keine Ausnahme. Erzählt wird die Geschichte von Margot, brilliant dargestellt von Karin Schroeder, die aus ihrem Alltag und der gescheiterten Ehe zu entfliehen versucht und aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände mit einer Reifenpanne in einem scheinbar verlassenen Dorf strandet. Die Bewohner erscheinen seltsam schweigend und offenbaren eine eher ablehnende Haltung der Verunglückten gegenüber. An einer verlassenen Bushaltestelle lernt sie mit Porky, einem vernachlässigten Hund, das einzige Wesen kennen, das ihr freundlich gesinnt ist. Sie, die eigentlich keine Hunde mag, und der Hund werden am gefühlten Ende der Welt zu Verbündeten wider Willen. Und langsam offenbahrt sich sowohl Margot als auch dem Publikum das Geheimnis des Dorfes: Eine kleine Gruppe Krimineller will den Ort für sich und versucht jede Einmischung durch Fremde zu unterbinden. Dann verschwindet Porky, und Margot wird doch noch in die sich anbahnende Auseinandersetzung hineingezogen. Es muss ihr gelingen, die schweigende Mehrheit im Ort hinter sich und gegen die Bande Krimineller zu vereinen und Porky wiederzufinden.
Die Umsetzung dieser Geschichte gelingt auf der sehr spartanisch eingerichteten Bühne mit nur drei Schauspielern ganz hervorragend, was zum einen an den lebensgroßen Pappfiguren des Künstlers Nikolaus Hippe aus Leer liegt, aber auch an der enormen Präsenz von Schroeder, die es versteht, mit Gestik und Mimik all das darzustellen, was der Zuschauer nicht vor Augen hat: Die Bewohner des Ortes, ein nur durch ein Bild angedeutetes Kellergewölbe oder auch das verunglückte Auto, mit dem Margot versucht hatte, aus ihrem Leben zu fliehen. Ganz hervorragend gelingt auch das Spiel mit der Technik. So verschwindet Margot einmal hinter der Haltestelle, nur um kurz darauf auf dem Leinwandbild selbst wieder aufzutauchen. Der Sprung zurück aus dem Bild auf die Bühne gelingt ebenso reibungslos und sorgt für Beifall im Publikum. Die beiden Stammgäste des Kiosks (Tomke Heeren und Andreas Goehrt), die fast während des gesamten Stücks dem Zuschauer den Rücken zukehren, symbolisieren auf schrullig-skurrile Art und Weise die schweigende Mehrheit des Ortes. Selbst wenn das Stück zu Beginn etwas braucht, um in Gang zu kommen, nimmt es vor allem dann Fahrt auf, wenn ausgerechnet der Hund als verbindendes Element die gestrandete Frau von einer Erkenntnis zur nächsten geleitet. Nach seinem zweiten Verschwinden ist ihre Suche dementsprechend auch so verzweifelt, dass sie auch das Publikum in die Suche einbezieht. Verbündete für die Auseinandersetzung finden sich an den ungewöhnlichsten Stellen, und so steuert „Der Hund im Haifischteich“ trotz moderner Inszenierung auf eine klassisches Western Finale zu, das aber erneut mit einer Überraschung aufwartet, bei der kein Augen trocken bleibt.