Hütthof. Das rote Mäntelchen, dass sie als kleines Kind immer getragen hat, die Gitarre, auf der sie als Teenager angefangen hat, Musik zu machen: Zu allen möglichen Dingen hat die aus gutbürgerlichem Haus stammende Anna ihre Erinnerungen. Wie sie zum ersten Mal ihre Zimmertür abgeschlossen hat. Wie sie Anfang der 80er-Jahre vor einem Supermarkt Paul getroffen hat – und ihm in die Hausbesetzerszene gefolgt ist.
Wie ein Puzzle setzen sich die verschiedenen Episoden zu Annas Lebensgeschichte zusammen und erzählen von ihrer Zeit als eine der „Unsterblichen“. Das Theaterstück von Max und Rike Reiniger feiert am Freitag, 25. Oktober, um 20.30 Uhr seine Welturaufführung im Theater Metronom in Hütthof.
„Es geht um Ideale und Wunschvorstellungen – und um die Frage, was Jahre später aus ihnen geworden und von ihnen übrig geblieben ist. Wo mussten aus ihnen Kompromisse werden und wie weit kann und darf Radikalisierung gehen?“, sagt Andreas Goehrt, der für die Produktion des Theaters ein Bühnenbild kreiert, das lediglich aus einigen Podestelementen und einem Gerüstkorb sowie Annas Erinnerungsstücken besteht. Anna gerät in eine Clique, die nichts weniger will, als die Welt zu verändern – jenseits eines Systems mit seinem Gewinner-Verlierer-Spiel, das ihnen ihrer Auffassung nach keinen Raum lässt. „Sie sind Jugendliche, die sich als Superhelden fühlen, und das erleben wir heute wieder, auch wenn das Thema nicht an einer bestimmten Generation festzumachen ist“, sagt Karin Schroeder, die als Anna auf der Bühne steht. Wichtiger als die gesellschaftliche Ebene ist Goehrt die emotionale: „Wir fragen uns, wo am Ende unsere Träume geblieben sind und was wir dabei empfinden.“ Das sieht auch Moritz von Zeddelmann, der als Paul sein Debüt in Hütthof gibt, so: „Am Ende steht die Frage, wie viele Kämpfe man im Leben irgendwann aufgibt.“ Er spielt nach zehn Jahren und etlichen Film- und Fernsehproduktionen erstmals wieder Theater: „Sie haben es mir hier leicht gemacht“, sagt von Zeddelmann mit einem Lachen. „Mit einem kleinen Team und guten Leuten zu arbeiten ist einfach.“ Wieder auf der Bühne zu stehen, sei für ihn sehr aufregend: „Aber es ist ein bisschen wie Fahrradfahren, auch wenn eine gewisse Fallhöhe da ist.“ Zum Team bei „Die Unsterblichen“ gehört auch Jannis Kaffka, der die Musik komponiert und einspielt, die Kostüme gestaltet Sophia Lund, am Mischpult sitzt Tomke Heeren. Darüber hinaus ist Leon Wierer mit an Bord, nach „Däumelin“ im vergangenen Jahr ist „Die Unsterblichen“ seine zweite Regiearbeit am Theater Metronom. „Mit Leon sitzen hier verschiedene Generationen an einem Tisch“, erklärt Schroeder die Entscheidung. „Wir haben jeder einen anderen Zugang zu diesem Thema“, sagt wiederum Wierer. „Aber ich denke, das liegt eher an den unterschiedlichen Persönlichkeiten.“ Und dennoch: „Leon ist ein toller Regisseur“, schwärmt Goehrt. „Sein Vorschlag war es, mit Comic-Elementen zu arbeiten. Auf die Idee wären wir so nie gekommen, aber neue Wege, neue Denkweisen sind wichtig für ein Theater, um das Publikum immer wieder zu überraschen.“ Weitere Aufführungstermine sind am Samstag, 26. Oktober, um 20.30 Uhr, Sonntag, 27. Oktober, um 19.30 Uhr sowie am Freitag und Samstag, 1. und 2. November, jeweils um 20.30 Uhr. Karten gibt es für 17 Euro, ermäßigt zehn Euro, telefonisch unter 04262/1399. Weitere Informationen zum Herbstprogramm unter www.theater-metronom.de.