Vermilion-Vertreter stellen Bohrprojekt öffentlich vor

Im Gegenwind

Rotenburger Rundschau
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Rotenburg/Visselhövede. Bisher hatte das kanadische Unternehmen Vermilion hauptsächlich hinter verschlossenen Türen agiert: Informationssitzungen für den Visselhöveder Stadtrat, die Stadtverwaltung, den Landkreis. Eine öffentliche Veranstaltung war stattdessen kurzfristig wieder aus dem Terminkalender geflogen. Bei der Sitzung der Arbeitsgruppe Erdgas- und Erdölförderung im Landkreis Rotenburg stellten zwei Vertreter des Konzerns vergangenen Mittwoch erstmals ihr Bohrprojekt der Öffentlichkeit vor.

Doch von Anfang an bekamen Jürgen Rückheim als Vertreter der Geschäftsführung und Unternehmenssprecherin Sandra Finger den Gegenwind, der bereits die anderen in der Region aktiven Erdgasförderunternehmen trifft, zu spüren. Dabei lag der Schwerpunkt der Präsentation auf der Darstellung des Unternehmens, die Informationen zu dem konkreten Projekt blieben eher vage. Ziel von Vermilion ist das Erdgasfeld Weißenmoor Süd, das sich vom Landkreis Verden in den Landkreis Rotenburg erstreckt und die ehemaligen Bohrungen Bleckwedel und Hamwiede umfasst. „Derzeit stehen wir mit den Landeigentümern in Verhandlungen“, erklärte Rückheim. Finger stellte zudem bereits den geplanten Ablauf des Planungsverfahrens da, das nach der Information der örtlichen Behörden ein öffentliches Nachbarschaftsforum vorsieht.

„Schon bei dem Gespräch bei uns in Visselhövede war der Dialogcharakter nicht so ausgeprägt“, kritisierte Visselhövedes Bürgermeister Ralf Goebel. „Wir haben Sie darauf aufmerksam gemacht, dass diese Region aufgeschreckt ist und wir den Bürgern etwas schuldig sind, dass wir mit Transparenz die Weiterentwicklung begleiten und auch notfalls auf die Bremse treten.“

Er appellierte an das Unternehmen, nach dem ersten geplatzten Termin das Nachbarschaftsforum zeitnah nachzuholen: „Da ist richtig was los bei uns, und ich möchte verhindern, dass es bei uns so ausufert, wie in den Nachbarkreisen“, so Goebel. Der Verwaltungschef verwies auf den Antrag einer Resolution, die dem Stadtrat in der kommenden Woche zur Abstimmung vorliegt. „Wir werden das Projekt stadtseitig nicht so begleiten, wie Sie sich das wünschen.“ Das beträfe unter anderem öffentliche Verkehrsflächen, auf die die Stadt Einfluss habe und die sie dann nicht zur Verfügung stellen werde. Goebel wiederholte den Ratschlag an die Vermilion-Vertreter, sich zunächst eher passiv zu verhalten, bis die Ergebnisse aus der Krebsuntersuchung mehr Klarheit brächten. „Dann könnte man auch die betroffene Bevölkerung ganz anders mitnehmen. Ich kann Sie von Ihrem Unternehmensinteresse nicht abhalten, aber letztlich müssen Sie auch Ihren Anteilseignern gegenüber signalisieren, dass das, was Sie machen, auch von Erfolg gerkrönt ist. Wenn Sie den Weg so einschlagen, sind da viele Hemmnisse, auf die Sie Rücksicht nehmen müssten.“

Die mangelnde Verfügbarkeit von Experten sei es gewesen, die zur Streichung der ersten öffentlichen Veranstaltung geführt habe, entgegnete Rückheim: „Wir haben immer die Prämisse, dass wir zu diesen Nachbarschaftsforen unsere Experten mitbringen. Das hat sich bewährt.“ Die Krebsstudie wolle er nicht weiter kommentieren, man werde das aber so weit wie möglich berücksichtigen. „Das Interesse dazu ist auf jeden Fall da“, erklärte auch Finger. Man werde daher auf jeden Fall zu einem Nachbarschaftsforum vor Juni einladen.

„Der Landkreis Rotenburg ist verbrannte Erde“, bemerkte dazu Kreistagsmitglied Ulrich Thiart (Grüne). „Die Leute wollen hier keine Erdgasförderung mehr. Wir sind ohnehin abhängig vom russischen Gas. Daher frage ich mich, warum hier überhaupt weitere Gasförderung stattfinden soll. Und wenn ehemalige Anlagen als Giftmülldeponien genutzt werden, dann bekomme ich einen Hals.“ Vermilion könne gerne Informationsveranstaltungen machen, bemerkte Thiart in Richtung der beiden Unternehmensvertreter. „Aber rechnen Sie nicht mit 200 Leuten, sondern lieber mit 800. Da kommt was auf Sie zu.“

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