Dreimal ist Ralf Struck bereits in die Region rund um den Mount Everest gereist. Eine vierte Reise wird schon geplant. Er sucht dort Ruhe, aber auch das Abenteuer. In einem Bildervortrag im Haus der Bildung erzählt er von seinen Erlebnissen.
Visselhövede – Richtig hohe Berge, eine solche Landschaft findet man in Deutschland nicht. Und schon gar nicht in der Gegend rund um Visselhövede. Insofern hat sich Ralf Struck (68) bei seinen Wanderungen am Fuße des Mount Everest in eine Gegend gewagt, die eine ganz fremde Welt darstellt. Das liegt nicht nur an den Höhenmetern, die man dort zu bewältigen hat. Am Sonntag, 8. September (15 Uhr, Haus der Bildung) berichtet er davon.
Vor vier Jahren beschloss der ehemalige IT’ler, sich einfach mal ganz weit weg von seinem Umfeld zu bewegen. Er wollte weg, er wollte wandern. Er wollte fernab von Technologien und Erreichbarkeit sein. 2020, frisch im Ruhestand angekommen, unternahm er die erste Reise nach Nepal. Damals scheiterte er an der ausbrechenden Corona-Pandemie. Erst kam diese als Bedrohung in Nepal nicht ganz an, dann ging es auf einmal ganz schnell: Ein absoluter Lockdown wurde angesagt, alle Touristen mussten sofort ausreisen. So hatte Struck sich das Abenteuer Nepal nicht vorgestellt. 2022 ging es erneut los. 4 000 Bilder entstanden, das Erleben der Landschaft, das Kennenlernen der Menschen – beides faszinierte den früheren Vorsitzender des Visselhöveder Kunst-Vereins „EigenArt“. „Die Nepalis sind unfassbar freundliche Leute.“ Die Gegend sei unbeschreiblich schön. Im Gegensatz zu den Menschen, die dort mit Reisegruppen unterwegs seien, habe er Zeit, sagt Struck. „Die Reisegruppen machen die Wege, die ich in drei Monaten mache, oft in drei Wochen.“ Dementsprechend sei der Alltag der Reisenden Stress. Er dagegen nehme sich die Zeit, mit den Einheimischen zu sprechen. Tolle Gespräche hätten sich immer wieder entwickelt, tolle Leute habe er kennengelernt. 2023 reiste er erneut in die Region, teilweise war er bei denselben Gastgebern. „Fast überall hat man mich wiedererkannt, man hat sofort Familienanschluss.“ Körperlich fordern ihn die Reisen. Für die erste Tour habe er versucht, das Erklettern der Höhenmeter zu üben. Er sei in Soltau die Rodelbahn Strecke x-mal rauf und runter gegangen, „aber die Realität ist anders, die Höhe kann man nicht trainieren“. Zwei bis drei Monate dauern seine Wanderungen in einer Gegend, die vor allem von jenen aufgesucht wird, die ganz hoch hinaus wollen. Der Mount Everest ist mit 8 848 Meter der höchste Berg der Erde. Struck war in Höhen bis zu 5 400 Meter bei Temperaturen bis weit unter Minus zehn Grad, bewusst wollte er nicht höher hinaus. Angst und Schrecken gebe es auch so schon öfter. Die Hängebrücken, die schwanken, der starke Wind, die steilen Abhänge, sehr enge Wege. Er wandert mit Stöcken, diese seien eine Riesenhilfe. „Das erste Mal den Everest sehen, das ist ein absolut besonderer Moment.“ Der Blick sei unfassbar schön, die vielen optischen Eindrücke. „Die Region ist nicht so überlaufen wie Mallorca, aber weltweit gesehen, gibt es viele, die die Idee haben, dort einmal hinzugehen.“ Auf seinen Wanderungen ist er nur für seine Frau erreichbar, die wiederum unterstütze seine Trips. Schon in seiner Jugend sei er viel gereist. „Bis ich 30 geworden bin, war ich in ganz Südeuropa unterwegs.“ Damals noch mit dem Interrail. Später kam die Zeit der Familiengründung, andere Themen rückten in den Vordergrund. Die Erinnerung an die Reisen sei ihm im Kopf geblieben. Deshalb habe er große Lust gehabt, mit dem Rucksack alleine loszuziehen, sich treiben zu lassen. Seine Erlebnisse lässt Struck im Vortrag lebendig werden. Er zeigt Fotos, die entstanden sind, als er während der Wintersaison im nepalesischen Sagarmatha-Nationalpark unterwegs war. Die Winterkälte sei eine Herausforderung gewesen. „Wandern in der Kälte – tagsüber Minus zehn Grad und kälter – ist unproblematisch, da wird einem warm. Aber der Aufenthalt in unbeheizten Raumen wird nach und nach immer unangenehmer.“ Das Wandern in extremem Gelände bei Kälte und in großer Höhe, der Verzicht auf Komfort, das Eintauchen in die fremde Kultur und der weitgehender Verzicht auf die Nutzung von Kommunikationstechnik – Struck wollte bewusst aus der Komfortzone ausbrechen. Offensichtlich überzeugt ihn die Idee, denn im nächsten Jahr will er wieder los. Wer sich zum Vortrag am 8. September anmelden möchte, kann dies unter 04262/ 957334 oder per E-Mail an rs@eigenart-vissel.de.