Der Verein Lebensräume verabschiedet sich von seinem Second-Hand-Laden
Der Anziehungspunkt in Visselhövede schließt am 21. September ab 18 Uhr nach neuneinhalb Jahren für immer die Türen. Der Laden bot bisher mehr als nur Second-Hand-Kleidung an, hierbei handelte es sich eher um ein soziales Kaufhaus und auch einen Treffpunkt, um Kontakte zu knüpfen. Die Waren, die angeboten wurde, stammten allesamt aus Spenden. In dem Geschäft des Vereins Lebensräume durften alle Menschen einkaufen, die nachhaltig leben oder ein Schnäppchen ergattern wollten.
Doch nun sind die Tage gezählt. Die letzte Septemberwoche wird das Team um Steenblock zum Ausräumen des Ladens nutzen. „Wir haben jetzt auch außer der Reihe samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet“, erklärt Steenblock. Sonst habe der Anziehungspunkt bis zur Schließung natürlich weiterhin wie gewohnt Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Das Lager ist voll und daher werden keine Spenden mehr angenommen. Außerdem wird nun alles aus dem Lager geholt und angeboten, auch Waren, die eigentlich saisonabhängig sind. Wer also noch Herbst- oder Weihnachtsdeko zum kleinen Preis sucht, wird im Anziehungspunkt bestimmt fündig. Kleidung, die bis zum Ende nicht mehr verkauft wird, gehe laut Steenblock an ein Sozialwerk, das die Sachen dann nach Osteuropa transportiere, wo sie gebraucht werden. Was mit dem Rest der Ware im Laden, wie etwa Geschirr, passiert, weiß die Vereinsvorsitzende noch nicht. „Die ursprüngliche Idee des Anziehungspunktes war, dass man einfach herkommen kann, zum Reden, zum Kontakteknüpfen und das ohne sich verpflichtet zu fühlen, etwas zu kaufen“, beschreibt Steenblock das Konzept. Das habe auch lange funktioniert. Doch seit der Coronapandemie sei es schwieriger geworden, die Menschen zu erreichen. Die steigenden Kosten und das Fehlen von Ehrenamtlichen zwang den Verein zu dieser Entscheidung. In guten Zeiten halfen zwischen 15 und 20 Freiwillige im Anziehungspunkt aus. Doch es wurde mit den Jahren immer schwerer genug Helferinnen und Helfer zu finden oder sie waren nicht mehr so flexibel einsetzbar. Die Ehrenamtlichen standen während der Öffnungszeiten in zwei Schichten im Laden. Auch für das Sortieren der Spenden waren helfende Hände wichtig. Ein weiterer Punkt für die finale und schwere Entscheidung der Schließung sei der Kleidershop des Deutschen Roten Kreuzes, der sich genau gegenüber befinden wird. „Es fühlt sich richtig an“, versucht Steenblock die Entscheidung zu erklären. „Mit dem Bekleidungsshop vom DRK wird es noch schwieriger für uns. Wir haben im richtigen Moment das Richtige entschieden.“ Viele fragen, ob der Anziehungspunkt vielleicht an einem Standort wieder öffnen wird. Aber diese Option hält Steenblock für utopisch. Sie gehe nicht davon aus, dass der Verein irgendwo einen günstigeren Raum in Visselhövede finden werde. „Dann müssten wir es in den eigenen Räumen machen, aber wir haben keinen passenden Raum.“ Weiterhin werde der Verein aber die Kleiderbörse für Damenbekleidung im Haus der Bildung anbieten. Zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, können interessierte Verkäuferinnen und Verkäufer an vorgegebenen Terminen einen Wäschekorb mit gut erhaltenen und gewaschenen Kleidungsstücken, Schuhen und Accessoires anliefern, die auf der Kleiderbörse zum Verkauf angeboten werden. Die Kleiderbörse für herbstliche und winterliche Damenbekleidung findet am Samstag, 28. September, statt. Anmeldungen sind bereits telefonisch unter 04262-9569160 möglich. Kürzlich haben die Mitglieder von Lebensräume 15-jähriges Bestehen gefeiert. Es ist übrigens ein Verein, der sich vor Ort engagiert – mit dem „Ziel Menschen in Gemeinschaft zu bringen“. Genauer handelt es sich um eine christliche Lebensgemeinschaft – in zwei Häusern in Visselhövede befinden sich acht Mietwohnungen, Gästezimmer und Räume, die von der Gemeinschaft genutzt werden. Außerdem bieten die Mitglieder regelmäßig ein Kaffeetrinken und einen Hauskreis an. An Heiligabend wird eine Feier für Menschen, die alleine sind, veranstaltet. Weitere Informationen gibt es unter www.lebensraeume-online.de.