Die Ermittlungen im Lebensmittel-Skandal bei der Firma Wilke gehen weiter. Jetzt hat das Robert-Koch-Institut eine Liste übergeben.
- 37 Krankheits- und drei Todesfälle werden mit keimbelasteter Wilke-Wurst in Verbindung gebracht.
- Die Fabrik des Herstellers wurde geschlossen.
- Gegen den Geschäftsführer wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.
Kassel/Twistetal - Im Fall von keimverseuchter Wurst des Herstellers Wilke prüft die Staatsanwaltschaft Kassel nun die Todes- und Krankheitsfälle. „Ob tatsächlich ein kausaler Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Ableben besteht und welche Krankheitssymptome die Infizierten durch die Listeriose erlitten haben, wird nunmehr ermittelt“, sagte Justizsprecher Andreas Thöne auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dabei sollen die Fälle auf strafrechtliche Relevanz geprüft werden. Von den 37 Infizierten mit einem Durchschnittsalter von 74 Jahren seien mittlerweile 25 gestorben, sagte Thöne zu Bild.
Anfang Oktober hatten Behörden den nordhessischen Fleischhersteller geschlossen. Zuvor waren wiederholt Listerien in Produkten nachgewiesen worden. Die Keime können bei geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein. Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Geschäftsführer.
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Todesfälle nach Infektion: Möglicher Zusammenhang mit Verzehr von Wilke-Wurst wird untersucht
Laut Thöne wurde von der Rechtsabteilung des Robert-Koch-Instituts in Berlin eine anonymisierte Liste mit den bislang bekannt gewordenen Erkrankungsfällen übermittelt. Darauf verzeichnet seien Krankheitsfälle mit dem Keimstamm „Sigma 1“, die in den direkten Zusammenhang mit Produkten der Firma Wilke gebracht würden.
Das RKI habe aber nur bei den drei bereits bekannten Sterbefällen einen Zusammenhang zwischen „Sigma 1“ und dem Tod bejaht. Dem gehen die Ermittler nun nach. „Ob tatsächlich ein Zusammenhang besteht, steht aus staatsanwaltschaftlicher Sicht bislang nicht fest und bedarf der Aufklärung“, sagte Thöne. Denn alle Verstorbenen hätten teilweise beträchtliche weitere Erkrankungen gehabt, „die durchaus allein todesursächlich gewesen seien können“.
Nach Wurst-Skandal: Schleswig-Holstein fordert Keim-Datenbank
Nach dem Lebensmittelskandal will Schleswig-Holstein mit einer Initiative auf Bundesebene den Verbraucherschutz in Deutschland stärken. Es sollte eine zentrale Datenbank geschaffen werden, in der die in Lebensmitteln gefundenen krankmachenden Keime gespeichert werden, sagte eine Expertin des Verbraucherschutzministeriums in Kiel „Der Vorteil wäre, es ließen sich Krankheitsausbrüche verlässlich verdorbenen Lebensmitteln zuordnen und schneller stoppen.“
Die Behörden waren für ihr Krisenmanagement im Fall Wilke kritisiert worden. Die hessische Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Grüne) hatte Kommunikationsfehler und Unstimmigkeiten bei der Kontrolle des Herstellers eingeräumt. In Wurstwaren von Wilke waren bereits im März sogenannte Listerien festgestellt worden, drei ältere Todesfälle werden mittlerweile damit in Verbindung gebracht. Die Wilke-Wurst wurde auch in Fertiggerichten anderer Hersteller verwendet, die inzwischen auch zurückgerufen wurden. Mehr als 300 Tonnen Fleisch mussten bereits vernichtet werden.
Währenddessen gibt es deutschlandweit auch viele kleinere Rückrufe. So kann eine Geflügelwiener für Allergiker sogar tödlich sein.
dpa/frs