Rassismus-Shitstorm gegen österreichische Biermarke: Mohrenbrauerei flüchtet aus Facebook

Biermarke erntet im Zuge der weltweiten Rassismus-Diskussion Vorwürfe. Um dem Shitstorm zu entgehen, deaktivierte sie nun ihr Facebook-Profil.

  • Vor dem Hintergrund der Proteste der „Black Lives Matter“-Bewegung kam es zu einer internationalen Debatte über Rassismus.
  • Auch einige Unternehmen wurden mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.
  • Die Mohrenbrauerei löschte nun ihren Facebook-Kanal, um dem Shitstorm aus dem Weg zu gehen.

Dornbirn - Nach der tödlichen Polizeigewalt gegen den Schwarzen George Floyd ist eine weltweite Debatte über Rassismus aufgeflammt. Ein eher kleiner, aber sehr publikumswirksamer Nebenaspekt dabei sind Turbulenzen für bekannte Markenprodukte: Der Reishersteller Uncle Ben‘s etwa gab kürzlich bekannt, sein Logo ändern und das klischeehafte Abbild eines schwarzen Mannes mit einer schwarzen Fliege, wie Bedienstete sie tragen, ersetzen zu wollen. 

Weitere Marken wie Sarotti (in Besitz des deutschen Unternehmens Stollwerck) oder Aunt Jemima (aus dem Pepsi-Imperium) überarbeiten ihre Logos oder haben dies bereits getan. Doch auch bis in den Alpenraum ist das Thema vorgedrungen.

Rassismus: Shitstorm gegen Biermarke Mohrenbrauerei - Diskussion schwelt schon länger

Denn die Biermarke Mohrenbrauerei aus Vorarlberg sieht sich zwar nicht zum ersten Mal Rassismus-Vorwürfen ausgesetzt. Aktuell schlägt die Debatte aber besonders hohe Wellen. Um einen massiven Shitstorm zu beenden, hat das Unternehmen Ende vergangener Woche seinen Facebook-Kanal deaktiviert. Wer die Seite aufruft, erhält die knappe Info, „der Inhalt ist derzeit nicht verfügbar“.

Vor dem Hintergrund der „Black Lives Matter“-Bewegung waren lange bekannte Vorwürfe erneut aufgeflammt. Wohl auch, weil das Unternehmen sich wenig verständnisvoll zeigte, eskalierte die Diskussion. Mitarbeiter wurden als „Dreckspack“ und „Nazis“ beschimpft. Offenbar gab es aber auch von der Gegenseite Grenzüberschreitungen.

Nach dem Fall Floyd: Reizwort „Mohr“ - Debatte um österreichische Brauerei bricht los

Der Begriff „Mohr“ für einen Menschen mit dunkler Hautfarbe gilt nicht nur als „veraltet“, sondern auch als „diskriminierend“ - so sieht es der Duden. Und zitiert als prominente Wendung den Satz „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ - eine bekannte Abwandlung eines Zitats aus einem Schiller-Drama.

Der Markennahme der Brauerei ist gleichwohl auf den Nachnamen des Gründers Josef Mohr zurückzuführen. Aus diesem Grund wird hauptsächlich über das Logo diskutiert. Es zeigt die klischeehafte Karikatur einer schwarzen Person. „Diese Darstellung bedient sich eindeutig stereotypisierender, rassistischer und auch kolonialistischer Elemente“, heißt es in einer Petition zur Änderung des Markenbildes.

Seit Jahren weist das Unternehmen die Rassismus-Vorwürfe zurück und auf Unternehmenswerte und das Familienwappen hin. Diesmal könnten allerdings größere Änderungen ins Haus stehen.

Rassismusdebatte in Österreich: „Mohrenbrauerei“ im Kreuzfeuer

„Sowohl von manchen Kritikern unseres Logos als auch von einigen Befürwortern sind Äußerungen getätigt worden, die unseren Werten zutiefst widersprechen“, heißt es in einem offenen Brief auf der Webseite der Mohrenbrauerei. „Weder lassen wir uns Rassismus unterstellen, noch lassen wir uns von Menschen mit ausländerfeindlicher Haltung vereinnahmen.“

Offenbar will die Brauereileitung auch Zeit gewinnen: Ein vom ORF am Wochenende zum Thema befragter Grafiker und Designer schätzt die Kosten einer Markenänderung auf 150.000 bis 300.000 Euro.

Nach Floyd-Tod: Shitstorm gegen Biermarke Mohrenbrauerei

Vertreter der Mohrenbrauerei haben sich aber auch in den Medien geäußert - und das Erscheinungsbild der Firma verteidigt. Dem Argument, die Wirkung auf Betroffene zeige, ob etwas rassistisch ist, widerspricht das Unternehmen folgendermaßen: „Dann muss ich ihm die mehr als 50 dunkelhäutigen Vorarlberger gegenüberstellen, die uns Fotos von sich mit dem Bier geschickt haben und geschrieben haben, wir sollen uns bloß nicht unterkriegen lassen.“ Das sagte Reinhard Hämmerle, Vertriebsleiter bei der Mohrenbrauerei, im Gespräch mit der Wiener Zeitung

Wie das Unternehmen weiter vorgeht, ist aber unklar. „Gemeinsam mit unabhängigen Expertinnen und Experten aus ganz verschiedenen Bereichen werden wir in den nächsten Monaten in Ruhe prüfen, ob und wie wir unseren Markenauftritt im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterentwickeln“, heißt es auf mohrenbrauerei.at. „Das Ergebnis dieses Prozesses ist offen.“

Einen Shitstorm musste auch eine US-Amerikanerin über sich ergehen lassen. Hierbei ging es aber um das Thema Corona und Maskenpflicht. Sie wollte bei Starbucks einen Kaffee bestellen, bekam ihn aber nicht. Das Socia-Media-Echo war danach eindeutig. In Essen musste jetzt ein Eisdielen-Besitzer die Namen von zwei Eisbechern ändern, weil sie angeblich rassistisch sind.

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