Nicht nur aufgrund der steigenden Infektionen bereitet das Coronavirus in München Sorgen. Eine Kinderärztin schlägt nun Alarm - aus einem ganz speziellen Grund.
- In München sind die Auswirkungen des Coronavirus auf verschiedene Weise spürbar.
- Nun schlägt eine Kinderärztin Alarm - denn in der Praxis geht die Schutzkleidung aus.
- Im Interview spricht sie über die prekäre Situation und deren Folgen.
München - Dr. med. Andrea Schimmer-Eidenschink und Dr. Gabriele Scheuerer betreiben eine Kinderarztpraxis in der Leopoldstraße in München. Die Ausbreitung des Coronavirus in München hat auch auf ihre Arbeit extreme Auswirkungen - doch nicht etwa wegen zahlreicher Covid-19-Infektionsfälle. Den Ärztinnen gehen vielmehr aufgrund der Hysterie um das Virus die Materialien aus. Im Interview spricht Dr. med. Andrea Schimmer-Eidenschink über die Situation.
Wie ist die aktuelle Situation bei Ihnen in der Praxis?
Andrea Schimmer-Eidenschink: In unsere Kinderarztpraxis kommen im Quartal rund 2000 Patienten. Aktuell behandeln wir viele kranke Kinder - nicht wegen des Coronavirus, sondern aufgrund von Influenza oder beispielsweise Lungenentzündungen. Nun drohen uns die Verbrauchsmaterialien auszugehen: Langsam fehlen uns Mundschutz, FFP2-Masken und Handschuhe, um weiter behandeln zu können. Alles ist vergriffen.
Was genau sind FFP2-Masken?
Andrea Schimmer-Eidenschink: Es ist so, dass ein normaler Mundschutz gar nicht vor Infektionen wie dem Coronavirus schützt. Die FFP2-Masken bieten größeren Schutz: Wir nutzen sie, um Abstriche zu machen, um auf das Coronavirus zu testen. Denn auch wenn wir in der Praxis noch keinen Fall hatten, führen wir natürlich Tests auf mögliche Infektionen durch. Ich hatte die Masken bereits vor den Ferien bestellt, doch es gibt Lieferschwierigkeiten. Aber auch bei Gummihandschuhen und anderer Schutzkleidung haben wir einen Engpass.
Was heißt das für die Arbeit in Ihrer Praxis?
Andrea Schimmer-Eidenschink: Wir haben noch etwa 200 Paar Gummihandschuhe. Wir brauchen die bei so gut wie jeder Behandlung, etwa auch zur Blutabnahme. Gehen uns die Materialien aus, müssen wir die Arbeit niederlegen. Das ist ein wirklich brandaktuelles Problem.
Was wollen Sie nun tun?
Andrea Schimmer-Eidenschink: Meine Kollegin und ich haben uns mit einem Schreiben unter anderem an die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns und an das Gesundheitsministerium gewandt. Derzeit stehe ich außerdem im Austausch mit anderen Kinderärzten. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) möchte sich am Mittwoch zu der Situation äußern. Doch gehen uns die Schutzmaterialien aus, müssen wir die Praxis schließen - voraussichtlich schon Ende nächster Woche. Ich sehe den Staat in der Verantwortung: gibt es keine Firmen, die etwa bei der Produktion von Materialien einspringen könnten? Ansonsten können wir so bald nicht mehr weiter arbeiten.
nema
Eine Münchnerin berichtet über eine „absurde“ Situation bei ihrem Corona-Test: „Hätten Sie vielleicht vorher sagen können“
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