Das Marvel Cinematic Universe dominiert die Filmbranche seit gut zehn Jahren. Doch im Spielesektor sind all die Superhelden bislang nicht angekommen. Das neue „Spider-Man“ soll das jetzt ändern. Gelingt dem playstation-exklusiven Spinnenmann ein ähnlicher Durchmarsch wie seinen Leinwandkollegen?
Ein ganz normaler Tag im Leben des Peter Parker. Er erwacht in seinem kleinen, ziemlich unaufgeräumten Appartement in New York und schnell wird klar: Von kauzigen Superhelden-Milliardären wie Bruce Wayne oder Tony Stark könnte er gar nicht weiter entfernt sein. Das Sparschwein für den neuen Rechner ist leer, der wütende Vermieter schiebt eine Mahnung unter der Tür durch.
Doch für die Mühen des Alltags hat Peter keine Zeit. Oberfiesling Wilson Fisk, der „Kingpin“ wehrt sich gegen seine Festnahme. Die Polizei kommt nicht weiter. Es braucht die Hilfe der „freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft“. Also schlüpft Peter Parker in seinen Anzug und wird zu „Spider-Man“. Ein Sprung aus dem Fenster, ein schnell verschossener Spinnenfaden, und schon schweben wir mit Spidey durch die Häuserschluchten New Yorks. Vergessen sind die leeren Sparschweine, vergessen sind die Mietschulden. Es ist dieses Gefühl der Freiheit, wenn man an den Hochhäusern vorbeischwingt, Schwung holt, in atemberaubender Geschwindigkeit die glänzenden Fassaden hochrennt, das den Spieler ganz mit Spider-Man vereint.
„Marvel's Spider-Man“: Gelungene Steuerung, immer neue Kombo-Tricks
Die Steuerung ist gut gelungen, in Windeseile überbrückt der Spinnenmann auch große Entfernungen in der riesigen Stadt. Doch schnell sind wir am Boden der Realität und müssen uns den Schergen Kingpins stellen. Nach und nach kämpfen wir uns das Hochhaus hinauf und erlernen nebenbei immer weitere Kampf-Kombinationen. Denn unser Spidey ist zwar wieselflink und kann ordentlich austeilen, unsterblich ist er allerdings nicht, das wird schnell klar. Immer wieder müssen wir den Kombozähler nach oben treiben, um uns zu heilen, müssen ausweichen, geschickt die Umgebung nutzen, um den fiesen Schlägern eine auf die Mütze zu geben.
Auch beim abschließenden Bosskampf ist neben gutem Reaktionsvermögen auch Geschick gefragt. Nach einigen Versuchen sitzt „Kingpin“ hinter Schloss und Riegel. Doch keine Sorge, nun flimmert nicht der Abspann über den Bildschirm - „Spider-Man“ beginnt gerade erst. Und erschlägt einen anfänglich fast mit all den Aufgaben, die in der offenen Welt warten. Sicher kann man einfach der Hauptgeschichte folgen, aber dann bezieht man irgendwann böse Prügel, denn Spidey muss lernen, neue Skills und Kombinationen freischalten, um effektiver die bösen Jungs versandfertig verpackt an die Polizei übergeben zu können.
Spider-Man braucht immer neue Anzüge mit neuen Boni, die ihm das Leben leichter machen und nebenbei auch (meistens) schick aussehen. Das alles gibt es nicht geschenkt, das will erarbeitet werden. Und so suchen wir nach Rucksäcken, die wir irgendwann deponiert und vergessen haben und prügeln uns mit Ganoven herum. Wo gerade ein krummes Ding gedreht wird, erfahren wir, weil wir das flächendeckende Überwachungssystem der Polizei erst repariert und dann angezapft haben - komisch, dass weder Spider-Man noch seine Vertrauenspolizistin etwas dabei finden, dass in New York der Schutz der Privatsphäre ganz offensichtlich keine Priorität genießt.
Aber wahrscheinlich genießt der Spinnenmann - genau wie wir - viel zu sehr die Freiheit auf diesem riesigen Spielplatz namens Manhatten, die perfekte Steuerung und die vielen Witze, die nahezu ununterbrochen gerissen werden. So verstreichen die Stunden, während nicht nur Spider-Man, sondern auch wir Spieler immer besser werden, während wir uns immer stärkeren Gegnern stellen und der durchaus fesselnden Hauptgeschichte folgen.
Technisch ist „„Marvel's Spider-Man“ ein Augenschmaus, insbesondere die Mimik der einzelnen Charaktere ist eindrucksvoll. Lediglich die Spielwelt hat die eine oder andere Ecke, die noch ein bisschen mehr Politur gebraucht hätte. Aber die Playstation 4 hat mittlerweile auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel und eine solch riesige Spielwelt zu simulieren, braucht einiges an Rechenpower.
Fazit
„Spider-Man“ braucht sich als Spiel also nicht vor seinen Marvel-Leinwandkollegen zu verstecken. Für Freunde offener Spielwelten, die nicht genug davon bekommen können, an jeder Ecke eine neue Aufgabe zu entdecken, etwas zu sammeln oder ein paar Bösewichte zu vermöbeln, eine echte Empfehlung.