Zum ersten Mal wehrt sich Facebook vor Gericht gegen Ausspähattacken. Auf der Anklagebank sitzt ein israelisches Unternehmen - der Ausgang ist allerdings ungewiss.
Menlo Park - Facebook zieht gegen ein israelisches Unternehmen vor Gericht. Das Tochterunternehmen WhatsApp hat weltweit rund 1,5 Milliarden Nutzer und erfreut sich großer Beliebtheit. Nicht verwunderlich ist es daher, dass Sicherheitslücken die Nutzer in große Sorge versetzen und weltweit großen Schaden anrichten können. Nun wehrt sich der Mutterkonzern Facebook erstmals vor Gericht gegen Ausspähattacken.
Konkret verklagt das US-Unternehmen den Anbieter einer Spionage-Software, der sich angeblich Zugriff auf hunderte Smartphones verschaffen wollte. Die Klage könnte zum Präzedenzfall werden. Doch ob Facebook die Richter im WhatsApp-Skandal überzeugen kann, ist fraglich. Es gab nämlich noch keine Klage dieses Formats.
WhatsApp-Sicherheitslücke: Spionage-Software aus Israel griff über 1000 Geräte an
Die israelische Firma NSO nutzte im April und Mai dieses Jahres eine mittlerweile geschlossene Sicherheitslücke, um sich Zugriff auf die Handys zu verschaffen. Laut Facebook waren innerhalb von nur zwei Wochen rund 1400 Geräte betroffen. NSO betont derweil, dass die Dienste nur Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten angeboten würden.
Laut Facebooks Anklageschrift sind ganz verschiedene Gruppierungen von der Spionage betroffen. Unter anderem sollen zum Beispiel Journalisten, Anwälte, Dissidenten, Menschenrechtsaktivisten, Diplomaten und Regierungsbeamte ins Visier geraten sein. Sie kommen aus den verschiedensten Ecken der Welt - genannt werden zum Beispiel Bahrain, Mexiko und die Vereinigten Arabischen Emirate. Laut NSO ist die Nutzung der Produkte allerdings nur erlaubt, wenn eine „Verhinderung von ernsthaften Verbrechen und Terrorismus“ stattfinden.
Video: Whatsapp ausspioniert? Facebook verklagt israelische Firma NSO
Facebook-Klage: Verschlüsselung bei WhatsApp wurde von Spionage-Software umgangen
Das israelische Unternehmen konnte laut Angaben von Facebook Schadsoftware über WhatsApp-Anrufe verbreiten, selbst wenn die betroffene Person den Anruf nicht entgegennahm. Dadurch wurde ein weitreichender Datenabgriff möglich, betroffen waren die Mobil-Betriebssysteme Android, iOS, Windows Phone und Tizen. In der Klage beruft sich Facebook auf den missbräuchlichen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen von WhatsApp.
Die bekannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von WhatsApp wurde von der Spionage-Software nicht umgangen. Daten konnten durch das Programm direkt vom Gerät abgegriffen werden, wo sie in unverschlüsselter Form vorliegen.
NSO aus Israel verteidigt sich: WhatsApp-Verschlüsselung birgt Herausforderungen für Behörden
Das israelische Unternehmen verteidigt sein Handeln: Die WhatsApp-Verschlüsselung stelle Sicherheitsbehörden, „die für die Sicherheit von uns allen sorgen sollen“ vor große Herausforderungen. „Die Wahrheit ist, dass die Plattformen mit starker Verschlüsslung oft von Pädophilien-Netzwerken, Drogenbossen und Terroristen für ihre kriminellen Aktivitäten genutzt werden“, erklärt das israelische Unternehmen.
Erst vor kurzem suchte WhatsApp erneut eine Sicherheitslücke heim, die Nutzer allerdings mit einem Update beheben konnten. Gleichzeitig wird die App immer wieder mit neuen Funktionen ausgestattet. Eine der neuen WhatsApp-Spielereien kennen Nutzer von Snapchat bereits. Neuerdings wirft Whatsapp diverse Nutzer unwiderruflich raus.
Bei WhatsApp gibt es zurzeit eine Sicherheitslücke, die das im schlimmsten Fall unbrauchbar machen kann. Allerdings können WhatsApp-User sich davor schützen. Mit einem Update verhindert man auch, dass sich Hacker mithilfe eines einfachen GIFs Zugang zu allen Informationen und privaten Nachrichten verschaffen können.
jw/mit dpa