Rotenburger Rotarier erleben das Erdbeben in Nepal mit - Von Nina Baucke

„Und plötzlich war es still“

Christa und Gerd Seekamp sind froh, wieder in Rotenburg zu sein.
 ©Nina Baucke

Rotenburg. Eine Minute dauerte das erste Beben, 48 Stunden lang folgten 40 weitere Erschütterungen – oft oberhalb von sechs Punkten auf der Richterskala. Bilder von dem, was da am 25. April in Nepal geschah, flimmerten weltweit über die Bildschirme. Via Satellit das Ausmaß der Zerstörung sehen, ist eine Sache, hautnah die Katastrophe mitzuerleben eine ganz andere. Diese Erfahrung machten zehn Mitglieder des Rotaryclubs Rotenburg.

„Wir saßen gerade auf der Terrasse, als plötzlich die Lichter ausgingen und alles wackelte“, erinnert sich Gerd Seekamp. Der Rotenburger gehörte mit seiner Frau Christa der Delegation an. Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich die Rotenburger Rotarier für den Staat am Rande des Himalaya. Angefangen hat es mit der Einrichtung kleiner Gesundheitsstationen (Healthpost) in den ländlichen Regionen des Landes, damals initiiert von Wolf von Berg, zu dem Zeitpunkt Chefarzt der Kinderklinik des Diako. 2011 kam eine kleine Schule dazu. Nun hatte sich die Gruppe, darunter Mitinitiator Thomas Lichte, nach Nepal aufgemacht, um ein kleines Hospital, 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Kathmandu, zu eröffnen, als das Erdbeben der Reise ein vorzeitiges Ende bereitete.

„Erst hörten plötzlich die Vögel auf zu singen und es war still. Dann ging es los“, erinnert sich Christa Seekamp an den Moment auf der Terrasse. Die Reisegruppe kämpfte mit dem Gleichgewicht, fühlte sich völlig orientierungslos. „Wir dachten nur: weg vom Haus“, so die Rotenburgerin. „In dem Moment war da nur Hilflosigkeit und Todesangst“, ergänzt ihr Mann. „In den Sekunden wusste niemand von uns, wo der andere war. Das kann man sich nicht vorstellen.“ 48 Stunden lang erschütterten Nachbeben die Region. „Da geht die Angst nicht weg“, beschreibt Christa Seekamp die Situation. „Wir haben in voller Kleidung geschlafen, zwei- bis dreimal pro Nacht standen wir im Garten.“

Dabei hatten die Rotenburger noch Glück im Unglück: „Wir kamen vormittags im Hotel außerhalb von Kathmandu an und waren alle ziemlich gerädert“, erinnert sich Gerd Seekamp. Eigentlich wollten sich das Ehepaar und seine Mitreisenden danach nur kurz auf den Zimmern frisch machen und dann auf eine Besichtigungstour zu den Tempelanlagen in der Stadtmitte machen. „Aber in dem Hotel logierte eine indische Hochzeitsgesellschaft, die noch schlief. Daher waren die Zimmer noch nicht frei und wir warteten auf der Terrasse die Zeit ab“, so der Rotenburger. Vermutlich rettete ihnen das das Leben, davon ist er überzeugt. Denn das Beben verwandelte viele Tempel in Schutthaufen, zahllose Menschen kamen allein dort ums Leben. Vor dem Beben lag Kathmandu auf einer Höhe von 1.355 Metern“, sagt Gerd Seekamp. „Nach dem Beben war es ein Meter mehr.“

Von den Ausmaßen der Katastrophe erfuhren die Rotenburger aus dem Fernsehen. „Wir hörten, dass die Stadt zerstört ist“, berichtet Gerd Seekamp. „Auch über den Flughafen und ob er in Betrieb ist, kursierten nur Gerüchte.“ Ein Bekannter aus Scheeßel kümmerte sich daraufhin von Hamburg aus um Rückflugtickets für die Rotenburger, das Ehepaar Seekamp verließ am Dienstag Kathmandu. „Die Erleichterung kam dann, als der Flieger abhob: ‚Jetzt sind wir hier raus‘“, erinnert sich Gerd Seekamp. Seine Frau ist froh, in Sicherheit zu sein. „Aber realisiert habe ich das ganze Geschehen noch nicht.“ Ob das Hospital, der Anlass der Reise, noch steht, weiß derzeit niemand von den Rotenburger Rotariern.

„Nepal ist ein extrem armes Land, das Erdbeben ist für die Menschen dort ein Desaster“, sagt Gerd Seekamp. „Wenn jetzt auch noch die Touristen wegbleiben...“ Bislang fielen nach Angaben der nepalesischen Behörden mehr als 7.200 Menschen dem Erdbeben zum Opfer, die Zahl der Verletzten liegt derzeit bei mehr als 14.000. „Es ist sehr wichtig, den Menschen dort zu helfen“, sagt Gerd Seekamp mit fester Stimme. „Jetzt erst recht.“

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