Autoteilen als Klimaschutzidee

Carsharing mit dem eigenen Privatwagen, das geht.  ©TAUSENDFREUND

Die App „Leih dir mein Auto“ erhält Einzug in die Samtgemeinde Fintel

Mobilität und Klimaschutz, das sind zwei Themen, die zusammengehören. E-Autos und das Deutschland-Ticket sind nur zwei von zahlreichen Aspekten, die immer wieder und zu Recht in diesem Zusammenhang benannt werden. Der Kohlendioxid-Ausstoß, auch der Ausstoß von Stickoxiden, wird zu großen Teilen durch das Autofahren verursacht. Entsprechend ist es sinnvoll, möglichst wenig Auto zu fahren. Gerade in ländlichen Regionen lässt sich das aber nicht vermeiden, da der oft genug nicht vorhandene öffentliche Nahverkehr keine Alternative lässt. „In Städten kann man sich mit Carsharing behelfen, das ist praktisch und gut – funktioniert aber auf dem Land leider nicht“, so die Erfahrung von Karsten Indorf, Landwirt in Stemmen und Klimaschutzpate der Samtgemeinde Fintel.

Schon vor einem Jahr stieß er durch Zufall auf die App „Leih dir mein Auto“. Die sonst üblichen Carsharing-Anbieter würden im ländlichen Raum nichts anbieten, da sich das für die Anbieter nicht lohne. In der Tat existiert in Rotenburg und Visselhövede ein Carsharing-Angebot, welches von den Rotenburger Stadtwerken angeboten wird. In Sottrum bietet die Bürgerenergiegenossenschaft zwei Fahrzeuge zum Teilen an. In allen anderen Regionen fehlt ein solches Angebot noch.

Auch in Rotenburg und Visselhövede wird die Idee noch nicht von vielen Nutzern angenommen, auch wenn die Zahlen nach Angaben der Stadtwerke durchaus steigen. „Und wer sich privat ein Auto leiht, hat ganz schnell ein Problem mit der Versicherung.“ In der Tat ist genau das der Grund, warum die meisten Menschen ihr Auto ungern verleihen möchten. Denn im Falle eines Unfalls droht dem Halter, dass er in seiner Versicherung hochgestuft wird – obwohl er selber gar nicht gefahren ist, den Unfall nicht verursacht hat. Genau hier greift die Idee von „Leih dir mein Auto“. Gegründet wurde diese Initiative vor etwa einem Jahr in Berlin. Stephan Kochen und Simon Stellwag stecken hinter der Idee. Beide – derjenige, der sich ein Auto leiht und derjenige, der das Auto verleiht – melden sich an einer Online-Plattform an. Hier wird eine dann für den Zeitraum des Verleihens eine tagesgenaue Versicherung abgeschlossen. Ab 9,90 Euro pro Tag ist das Auto und auch der Schadensfreiheitsrabatt geschützt, gezahlt wird der Betrag von demjenigen, der sich das Auto leiht. Für das Ausleihen als solches wird im Idealfall eine Gefälligkeit angeboten – also etwa mal den Rasen mähen oder mal den Einkauf übernehmen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Im Grunde funktioniert die Idee wie die Plattform „Urlaub gegen Hand“, in diesem Fall geht es um „Auto gegen Hand“. „Denkbar ist auch, als Privatbesitzer des Autos eine Leihgebühr zu erheben, dann muss man aber ein Gewerbe anmelden.“ Karsten Indorf hat sich mit der Idee befasst. Diese funktioniert nur, wenn sich auch ausreichend viele Beteiligte anmelden. Doch dann kann es unproblematisch losgehen: Jeder, der ein Auto besitzt, kann das anbieten. Jeder, der ein Auto ausleihen möchte, kann ebenfalls inserieren. Beide kommen zusammen, vor der Übergabe des Autos wird dieses fotografiert, um jeweils festzuhalten, wie der Zustand ist und schon kann es losgehen. Übrigens funktioniert das Konzept auch für Wohnmobile – entsprechende Versicherungskonditionen bietet die Plattform an, als Versicherungspartner wurden die Vhv Versicherungen gewonnen. Ein ähnliches Modell gibt es bereits unter dem Namen „SnappCar“, hier ist dann die Allianz Partner – offensichtlich finden die Konzepte Gefallen, auch bei den Versicherungen. Die Gründer von „Leih dir mein Auto“ hatten ihre Idee zwar ursprünglich eher in einer städtischen Umgebung entwickelt. „Wir glauben an positiven Wandel. Statt Verbote zu erlassen oder Gebühren zu erheben, möchten wir neue Alternativen schaffen und Menschen sich selbst davon überzeugen lassen, auf ein eigenes Auto zu verzichten.“ So erläutern sie ihre Idee auf der Website. Gerade in ländlichen Regionen kann so eine „echte“ Alternative entstehen. „Besonders gut finde ich es, dass niemand investieren muss. Es kann sofort losgehen“, erklärt Indorf. Sicher sei das Konzept nicht für jeden geeignet – aber doch eben sehr spannend. Gemeinsam mit allen Klimaschutzpaten der Samtgemeinde Fintel hat Indorf nun eine Informationsveranstaltung organisiert, um für die Sache zu werben, auch um einfach darüber zu informieren. Am Dienstag, 15. Oktober, ab 20 Uhr, findet der virtuelle Austausch statt, die beiden Gründer aus Berlin beteiligen sich. Neben dieser Online-Veranstaltung gibt es auch schon eine Whatsapp-Gruppe, der man beitreten kann: Auf der Seite www.leihdirmeinauto.de/carsharing-in/fintel gibt es den Code, um der Gruppe beizutreten. JUDITH TAUSENDFREUND