Bremen/Darmstadt – Wenn es ganz dumm läuft, wird Markus Anfang am Sonntag zu einem Opfer seiner eigenen Arbeit. Dann nämlich, wenn Philipp Tietz im Zweitliga-Spiel von Darmstadt 98 gegen das von Anfang trainierte Werder Bremen fortsetzt, was er zuletzt gezeigt hat. Nach einem Fehlstart in die Saison mit zwei Niederlagen ohne Darmstädter Tor erzielte der 24 Jahre alte Angreifer in den vergangenen sieben Spielen acht Treffer, ist damit hinter Schalkes Simon Terodde (elf Tore) und gemeinsam mit Paderborns Sven Michel die Nummer zwei der Zweitliga-Torjägerliste. Sollte Tietz auch am Sonntag gegen Werder erfolgreich sein, würde sich Anfang sicher fragen: Wieso habe ich den bloß ausgesucht?
Anfang war noch Coach bei Darmstadt 98, als die „Lilien“ den ablösefreien Philipp Tietz im vergangenen Mai verpflichteten. Der Angreifer spielte damals bei Drittligist Wehen Wiesbaden, war dort mit elf Toren in 33 Spielen aber nur mittelmäßig gefährlich gewesen. Dennoch fiel der Stürmer dem Darmstädter Trainergespann um Markus Anfang auf. „Er hat ja mehr oder weniger vor unserer Haustür gespielt. Wir haben damals ein Gespräch mit ihm geführt und ihn überzeugt, nach Darmstadt zu kommen. Es war ein Transfer, den wir recht früh eingefädelt haben, dann ist es natürlich schön zu sehen, wenn ein Spieler bestätigt, dass er diese Qualität hat. Philipp ist ein guter Stürmer“, sagt der mittlerweile für Werder Bremen verantwortliche 47-Jährige.
Was Darmstadt noch gefährlicher macht: Tietz ist bei den Hessen nicht allein unterwegs. An seiner Seite spielt Luca Pfeiffer, 25 Jahre alt und vom dänischen Vize-Meister FC Midtjylland ausgeliehen. 1,90 Meter (Tietz) und 1,96 Meter (Pfeiffer) messen die beiden Stürmer, und es ist keine Übertreibung, von einer „Riesenherausforderung“ für die Bremer Abwehr zu sprechen. Denn auch Pfeiffer hat bereits fünfmal getroffen, steht damit auf einer Stufe mit Marvin Ducksch, dem bis dato besten Torschützen im Werder-Kader. „Auch Pfeiffer darf man nicht vergessen. Die beiden harmonieren sehr gut“, sagt Anfang über das Duo, das hinter den Schalkern Terodde und Marius Bülter die zweitbeste Sturm-Kombination der Liga bildet. In Summe bringen es Tietz/Pfeiffer auf 13 Tore, die Schalker vor allem dank Teroddes Spitzenwert von elf Treffern auf 14.
Werder Bremen gegen Darmstadt 98: Achtung vor den Sturm-Hünen Philipp Tietz und Luca Pfeiffer!
Dass vor allem Tietz, der einst zwei Einsätze für die deutsche U20-Nationalmsnnschaft absolvierte, in Darmstadt so gut funktioniert, hat aber nur im Ansatz mit Anfang zu tun. Der Coach hatte zwar das richtige Näschen, den Rest hat aber ein anderer gemacht. Anfang: „Das ist die Arbeit meines Kollegen, der den Jungen trainiert und der dafür sorgt, dass er Tore schießt. Darauf habe ich keinen Einfluss mehr gehabt, da gebühren mir keine Lorbeeren.“ Natürlich nicht. Und der Kollege, von dem die Rede ist, hatte zum Darmstädter Glück schon früher ein richtig gutes Händchen im Umgang mit Philipp Tietz bewiesen. Anfang-Nachfolger Torsten Lieberknecht hatte den Torjäger einst als Coach von Eintracht Braunschweig entdeckt und gefördert.
Weshalb Tietz nach anfänglichen Zweifeln, was der Anfang-Abschied aus Darmstadt für ihn als Neuverpflichtung bedeuten würde, schnell klar wurde, dass dieser Trainerwechsel nicht zu seinem Nachteil sein würde. „Ich war im Urlaub, als ich die Nachricht von seiner Verpflichtung bekam, und es war ein Hammergefühl“, berichtete Tietz später. Lieberknecht hatte dem damals 19-Jährigen zum Zweitliga-Debüt verholfen, jetzt schreiben sie bei Darmstadt 98 am zweiten Kapitel ihrer gemeinsamen Geschichte.
Vor Duell mit Darmstadt 98: Werder Bremen will sich nicht vor zwei hessischen Hünen verstecken
Dass auch Luca Pfeiffer in dieser Geschichte eine Rolle spielen wird, zeichnet sich deutlich ab. Nach Profi-Stationen in Paderborn, Osnabrück, Würzburg und zuletzt Midtjylland (inklusive dreier Champions-League-Kurzeinsätze gegen den FC Liverpool und Ajax Amsterdam) hat der 25-Jährige in Darmstadt offenbar sein Glück gefunden. Das ist jedenfalls die Zwischenbilanz nach einem Viertel der Saison. Werder Bremens Nicolai Rapp, selbst ein Ex-Darmstädter, kennt Pfeiffer noch aus der Nachwuchsabteilung der TSG Hoffenheim, wo sie ein Jahr lang gemeinsam ausgebildet worden waren.
Der Mittelfeldmann des SV Werder Bremen warnt vielleicht auch wegen dieses Wissensvorsprungs nicht nur vor Tietz, sondern auch vor Pfeiffer. In ihnen habe Darmstadt „zwei starke Zielspieler. Beide haben einen guten Körper und einen guten Abschluss“, sagt Rapp, sieht dennoch keinen Grund, bis Sonntag vor Respekt und Sorge nicht mehr in den Schlaf zu kommen: „Wir haben auch eine hohe Qualität und müssen uns vor niemandem verstecken.“ Auch nicht vor zwei hessischen Hünen. (csa) Lest auch: Werder Bremens Stürmer Eren Dinkci einer der schnellsten Sprinter in Liga 2!
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