SV Werder Bremen in tiefer Trauer: Rekordspieler Dieter Burdenski gestorben - ein Nachruf

Traurige Nachricht: Dieter Burdenski, Ehrenspielführer des SV Werder Bremen, ist tot.
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Traurige Nachricht: Dieter Burdenski, Ehrenspielführer und eine der größten Legenden des SV Werder Bremen, ist unerwartet verstorben. Ein Nachruf der DeichStube.

Bremen – Der SV Werder Bremen trauert um einen der verdientesten Akteure seiner langen Vereinsgeschichte: Dieter Burdenski ist am Mittwoch plötzlich und unerwartet im Alter von 73 Jahren gestorben. In seiner langen Laufbahn als Profi stand der Torhüter zwischen 1972 und 1988 insgesamt 16 Jahre lang für die Bremer auf dem Platz, seine Marke von 444 Bundesligaspielen ist bis heute unerreicht, ein Werder-Rekord.

„Die Nachricht von seinem Tod schockiert uns und macht uns tieftraurig“, wird Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald auf der Internetseite des Vereins zitiert. „‚Budde‘ hat unsere Mannschaft zwei Jahrzehnte lang geprägt und gehört zweifellos zu den größten Werder-Spielern aller Zeiten. Wir alle haben ihn für seine Zuverlässigkeit, seine stets positive Einstellung zum Leben, seine Leidenschaft für Werder, aber auch seinen kritischen Geist sehr geschätzt. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie.“

Werder Bremens Legende Dieter Burdenski unerwartet gestorben - ein Nachruf

Am Samstag, während des Heimspiels gegen den SC Freiburg, war der Ex-Keeper noch im Weserstadion zu Gast gewesen, die Nachricht seines Todes hat die Fußballwelt vier Tage später tief erschüttert. Dank seiner sportlichen Leistungen und Meinungsstärke war Burdenski stets ein Botschafter, der dem SV Werder Bremen auch weit über die Grenzen Bremens hinaus große Aufmerksamkeit verschaffte. 1988 wurde er mit Werder Deutscher Meister und war später als Torwarttrainer Teil jener erfolgreichen Mannschaften, die 1999 DFB-Pokalsieger und 2004 gar Double-Sieger wurden. Eine äußerst schillernde Bundesliga-Karriere lag da längst hinter ihm.

Mit den Geschichten, die Dieter Burdenski als Profifußballer erlebt hat, ließen sich problemlos Bücher füllen, so viele waren es – und so vielseitig waren sie. Sie handeln von Abstiegen und Aufstiegen, von spektakulären Paraden, vom Bundesliga-Skandal, einem entführten Mannschaftsbus und führen nicht nur auf Fußballplätze rund um die Welt, sondern auch ins Bett von Otto Rehhagel. Ganz am Anfang stand aber der Vater, Herbert Burdenski, jener Mann, der 1950 nur vier Tage nach der Geburt seines Sohnes Dieter im Länderspiel gegen die Schweiz das erste Tor der deutschen Nationalmannschaft nach dem 2. Weltkrieg schoss. „Ich bin durch ihn an den Fußball gekommen“, erklärte Dieter Burdenski einst, „aber die Liebe und die Begeisterung für dieses Spiel kann man nur selbst entfachen. Das musst du selbst leben und wollen.“ Und „Budde“ wollte es.

Skandal beim FC Schalke 04 und Wechsel zum SV Werder Bremen - ein Nachruf auf Dieter Burdenski

Nachdem die Familie 1955 von Bremen zurück in die Heimat Gelsenkirchen zieht, gerät Dieter Burdenski als junger Torhüter einige Jahre später ins Blickfeld des FC Schalke 04, für den er von 1966 bis 1971 spielt. Kurz vor seinem Abgang ist er im April 1971 in den Bundesliga-Skandal verwickelt. Ein Jahr später gibt er vor Gericht als erster Spieler überhaupt zu, Geld angenommen zu haben, kann aber glaubhaft versichern, an der Manipulation des Spiels Schalke gegen Bielefeld, bei dem er kurzfristig das Schalker Tor hatte hüten müssen, nicht beteiligt gewesen zu sein. „Ich hatte nie irgendetwas damit zu tun. Der einzige Fehler war, dass ich nach dem Spiel das Geld genommen habe“, blickte er Jahre später zurück.

Nach einem kurzen Intermezzo in Bielefeld wechselt Dieter Burdenski 1972 zu Werder Bremen, wo er als Nachfolger für Grand Seigneur Günter Bernard eingeplant ist, sich aber früh in der Saison das Bein bricht. Seine große Karriere am Osterdeich startet also mit Verzögerung, dafür dann aber so richtig. Anderthalb Jahrzehnte lang gibt es im Bremer Tor nur eine Nummer 1: „Budde“. Ein Mann, für den das geflügelte Wort des „starken Rückhalts“ einst erfunden worden sein muss. Selbst als die Grün-Weißen 1980 erstmals in die 2. Liga abstiegen, blieb Burdenski an der Weser und kehrte nur ein Jahr später mit dem Team ins deutsche Oberhaus zurück.

Dieter Burdenski schrieb viele Geschichten - Nachruf auf die Legende des SV Werder Bremen

Auch abseits des Platzes ist Burdenski wichtig für die Mannschaft – als Sprachrohr und Orientierungspunkt, als Anführer, der auch zu feiern weiß. Bei einer Reise in Bremens chinesische Partnerstadt Dalian legt er sich eines Abends versehentlich ins Bett von Werder Bremens Trainer Rehhagel, dessen erzürnte Reaktion heute längst zur Vereinsfolklore zählt: „Herr Burdenski, Sie verlassen sofort mein Bett und gehen in Ihres!“ Großen Ärger gab es im Anschluss nicht – schließlich wusste auch Rehhagel, dass Dieter Burdenski zu den besten Torhütern seiner Generation zählte.

In der Nationalmannschaft kam der Bremer dennoch nie an Sepp Maier und Toni Schumacher vorbei. Zwölf Länderspiele stehen deshalb „nur“ in seiner sportlichen Vita, dafür aber auch Teilnahmen an der Weltmeisterschaft 1978 sowie der EM 1984. Für Aufsehen sorgt er beim DFB im Jahr 1977, als er auf einer Mexiko-Reise den Bus „entführt“. Weil ihm der Empfang in der Deutschen Botschaft zu langweilig ist, so erzählte es Burdenski viele Jahre später, stielt er sich davon und lässt sich vom Busfahrer allein im Luxusgefährt ins Hotel kutschieren. Dem Rest der Mannschaft bleibt später nur die Heimfahrt im Taxi. „Ja, ich habe viel erlebt“, diesen Satz sagte Dieter Burdenski oft, wenn man ihn auf seine lange Karriere ansprach. Auch in deren Anschluss blieb er stets präsent und dem Fußball treu. 2019 kaufte er etwa Anteile am polnischen Club Korona Kielce, die er später wieder abgab. Darüber hinaus trat „Budde“ weiterhin als Fan und Beobachter des SV Werder Bremen, als Trainer der Traditionsmannschaft und nicht zuletzt als kritischer Geist in Erscheinung, der den Verantwortlichen aufzeigte, was sie in seinen Augen nicht richtig gemacht hatten.

Werder Bremen trauert um verstorbene Vereinslegende Dieter Burdenski

„,Budde‘ war in den verschiedenen Funktionen, die er über 50 Jahre bei Werder innehatte, ein wichtiger Wegbereiter für den Erfolg in unserem Verein“, hob Klaus Filbry als Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung die Bedeutung Burdenskis hervor. „In den letzten Jahren verantwortete er die Traditionsmannschaft von Werder und hat diese durch seinen unermüdlichen Einsatz zu einem wichtigen Aushängeschild unseres Clubs gemacht. Wir sind unsagbar traurig, verlieren wir mit ,Budde‘ nicht nur einen großen Werderaner, sondern auch einen tollen Menschen.“

Zuletzt lebte Dieter Burdenski mit seiner Familie in Brinkum vor den Toren Bremens. Er hinterlässt seine Frau Claudia sowie Sohn Fabian und Tochter Carina. Und er wird als Stimme in der Werder-Welt fehlen. (dco)

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