Über Umwege in Richtung Ziel: Werder-Verteidiger Lee Buchanan braucht Spielpraxis – und wird sie wohl woanders bekommen

Werder Bremens Verteidiger Lee Buchanan hat in der vergangenen Bundesliga-Saison kaum Spielpraxis bekommen.
 ©gumzmedia

Lee Buchanan konnte sich in der vergangenen Saison nicht beim SV Werder Bremen durchsetzen. Wie Clemens Fritz als Leiter Profifußball die Situation des Linksverteidigers bewertet und welche Überlegungen es gibt, um dem 22-Jährigen mehr Spielpraxis einzuräumen.

Bremen – Es war nur ein kleines Erfolgserlebnis, gefreut haben dürfte sich Lee Buchanan trotzdem. Schließlich hat die Auszeichnung gezeigt, dass er bei vielen Fans des SV Werder Bremen recht hoch im Kurs steht. Denn sie kürten ihn in einer vom Verein initiierten Abstimmung mit weitem Abstand vor Abwehrtalent Fabio Chiarodia und Mittelfeldakteur Dikeni Salifou zum „Rookie der Saison.“ In den USA besitzen Wahlen wie diese eine große Tradition, allerdings haben die Top-Neulinge der dortigen Rankings in der Regel auch eine Menge Einfluss aufs Spielgeschehen ihrer jeweiligen Mannschaften. Bei Buchanan ist das (noch) anders. Der Engländer kam in der vergangenen, seiner Premieren-Saison an der Weser einfach nicht an Konkurrent Anthony Jung vorbei. Und eine Neuauflage des Duells auf der linken Seite wird es in der neuen Spielzeit womöglich nicht geben.

„Wir schauen natürlich, wie wir unseren Kader verstärken können. Dazu gehört auch die linke Seite“, sagt Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball im Gespräch mit der DeichStube. Für Lee Buchanan, der in der abgelaufenen Saison zwar in 21 Spielen auf dem Platz stand, am Ende aber trotzdem lediglich 456 Einsatzminuten angehäuft hat, wird da die Luft automatisch dünn. „Aber es ist jetzt auch wichtig für ihn, dass er Spielpraxis bekommt“, betont Fritz. Eine Leihe ist deshalb ziemlich wahrscheinlich. „Man merkt schon, dass es Interesse an ihm gibt“, bestätigt der Ex-Profi. Unter anderem gibt es nach Informationen der DeichStube auf der anderen Seite des Ärmelkanals Überlegungen, Buchanan zurück in die Heimat zu holen. Im Vorsommer war er von dort, genauer gesagt von Derby County, zu Werder Bremen gewechselt, lediglich eine Ausbildungsentschädigung war seitens des Clubs fällig geworden.

Werder Bremens Lee Buchanan mit Joker-Tor gegen BVB - weitere Ausrufezeichen blieben aber Mangelware

Buchanan sorgte auch recht schnell für Aufsehen, bereits am dritten Spieltag leitete er nach seiner Einwechslung mit einem herrlichen Treffer die famose Wende bei Borussia Dortmund ein. Doch weitere Ausrufezeichen blieben Mangelware. Auch, weil er eben kaum die Gelegenheit bekam, zu zeigen, was er kann. In Sachen Spielpraxis sieht es für Lee Buchanan auch künftig bei Werder Bremen nicht allzu rosig aus. Denn seine Situation wird nicht besser, wenn personell nachgebessert wird.

Im Vergleich zur Vergangenheit darf und soll es in diesem Mannschaftsteil gern etwas flinker und variantenreicher zugehen. Im Grunde wünschen sich die Verantwortlichen einen Spieler nach dem Vorbild von Mitchell Weiser, der auf dem rechten Flügel regelmäßig Akzente setzt. Vornehmlich offensive. Mitunter leidet darunter das Defensivverhalten des 29-Jährigen, doch dessen Qualitäten im Spiel mit dem Ball machen Appetit auf noch mehr. Ein ähnlich veranlagter Akteur wie Weiser auf der anderen Seite des Spielfeldes würde das Angriffsspiel des SV Werder Bremen fraglos unberechenbarer machen.

Werder Bremens Lee Buchanan blieb in der vergangenen Saison hinter Anthony Jung nur die Ersatzrolle

Lee Buchanan und Anthony Jung interpretieren ihre Rolle dagegen etwas anders. Letzterer stand in der abgelaufenen Saison in allen 34 Liga-Partien des SV Werder Bremen auf dem Platz, davon 32 Mal in der Startelf. Zwei Tore erzielte der 31-Jährige dabei, bereitete zudem fünf weitere Treffer vor. Jung genießt bislang im Vergleich zu Buchanan das volle Vertrauen von Coach Ole Werner, weil er nach dessen Dafürhalten mehr Sicherheiten garantiert. „Tony hat auch nach schlechteren Auftritten immer wieder ein gutes Spiel gemacht“, begründete der 35-Jährige erst kürzlich sein Handeln.

Doch Ole Werner bekräftigte fast im selben Atemzug, dass die Nichtberücksichtigung Lee Buchanans ein steter „Härtefall“ gewesen sei. Der junge Brite habe „gute Einwechslungen gehabt. Vielleicht hatte er dann aber auch mal eine schlechtere Trainingswoche, weshalb man sich aus dem Bauch heraus doch gegen ihn entschieden hat.“ Das bedeutet nicht automatisch, dass es weiterhin so sein muss, eine befriedigende Ausgangslage ist das dennoch nicht. Eine, die weder ihm noch Werder Bremen hilft.

Werder Bremens Clemens Fritz über Lee Buchanan: „Wir trauen ihm zu, dass er sich bei uns durchsetzen kann“

Auch dann nicht, wenn Ole Werner bei Werder Bremen womöglich an der Taktik schraubt. Bislang agierten die Bremer in der Regel mit einer Dreierkette in der Abwehr, es ist aber durchaus denkbar, dass bald auch das Verteidigen im Viererverbund auf der Agenda steht. Den linken Part könnte dabei zweifelsfrei auch Lee Buchanan bekleiden, wieder müsste er aber erst einmal an Anthony Jung vorbei, der sich in diesem System voll und ganz auf seine Abwehrarbeit konzentrieren könnte. Die offensiveren Aufgaben im Zentrum, eventuell in einer Raute, übernehmen dann andere.

Lee Buchanan könnte deshalb erst wieder zu einem späteren Zeitpunkt wichtig werden. Wenn er den Status des Rookies endgültig abgelegt hat. Nur halt eben woanders. Doch bei Werder Bremen glauben sie weiter an den 22-Jährigen. „Lee hat sich gut entwickelt“, findet Clemens Fritz. „Wir trauen ihm zu, dass er sich perspektivisch bei uns durchsetzen kann.“ (mbü/kni)

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