Mitchell Weiser möchte zukünftig für die Nationalmannschaft Algeriens spielen. Jetzt hat sich erstmals Clemens Fritz vom SV Werder Bremen zu den Plänen geäußert.
Bremen – Aktuell stehen sechs Profis im Aufgebot des SV Werder Bremen, die sich mit dem Titel „A-Nationalspieler“ schmücken dürfen, die sich regelmäßig die Trikots ihrer Heimatländer überstreifen. Gut möglich, dass die Runde, bestehend aus Deutschlands WM-Teilnehmer Niclas Füllkrug, dem Bulgaren Ilia Gruev, dem Tschechen Jiri Pavlenka, dem Serben Milos Veljkovic sowie den beiden Österreichern Marco Friedl und Romano Schmid, demnächst Zuwachs erhält – durch den Algerier Mitchell Weiser. Am Dienstag war bekannt geworden, dass der 28-Jährige künftig gerne für das Land im Norden Afrikas auflaufen würde, in das seine familiären Wurzeln mütterlicherseits reichen. Derzeit ist der in Deutschland geborene Weiser dabei, die formalen Angelegenheiten für einen Verbandswechsel zu klären. „Ich habe den Pass noch nicht, aber ich bin gerade dabei“, sagte er gegenüber „Spox“ und „Goal“. Am Mittwoch hat sich nun erstmals Werder zu Weisers Plänen geäußert, die für den Verein – bei aller Freude über den neuen A-Nationalspieler in spe – durchaus zum Problem werden könnten.
„Mitch hat schon einiges erlebt, er verfügt über eine gewisse Erfahrung. Da sehe ich die Entscheidung ganz klar bei ihm“, sagt Clemens Fritz in seiner Rolle als Leiter Profifußball beim SV Werder Bremen – und betont: „Ich werde ihm nicht raten, mach dies oder das. Natürlich interessieren mich seine Gedankengänge, deswegen werde ich auch mit ihm darüber sprechen, aber das ist eine persönliche Entscheidung, die er trifft und nicht wir als Verein.“
Werder Bremens Clemens Fritz über Mitchell Weisers Pläne: „Wir werden da keinen abhalten“
Stimmt. Mitchell Weiser ist seinem Arbeitgeber keine Rechenschaft darüber schuldig, wenn er künftig für Algerien spielen möchte, für das Land, aus dem sein Großvater stammt. Sollte es dazu kommen, müsste sich Werder Bremen trotzdem mit einer neuen Situation anfreunden. Einer der unumstrittenen Leistungsträger des Teams würde sich fortan nämlich regelmäßig auf lange, strapaziöse Reisen begeben, um in A-Länderspielen auf dem Platz stehen zu können. Sollte Weiser mit Algerien beim kommenden Afrika-Cup teilnehmen, würde er Werder zum Jahresbeginn 2024 sogar wochenlang nicht zur Verfügung stehen und den Start in die Bundesliga-Rückrunde verpassen. „Für einen Verein ist der Termin nicht optimal“, sagt Clemens Fritz zwar, kündigt aber an, dem Spieler auf keinen Fall Steine in den Weg legen zu wollen: „Wir werden da keinen abhalten.“ Schließlich ist auch dem Bremer Ehrenspielführer bewusst, dass es für Weiser um die Erfüllung eines Traumes geht.
Nach vielen Jahren auf höchstem Niveau in der Bundesliga sucht der Außenbahnspieler nach einer neuen, zusätzlichen Herausforderung und möchte möglichst noch an einem großen Turnier in seiner Karriere teilnehmen. Im Trikot des Deutschen Fußball Bundes (DFB) dürfte daraus nichts mehr werden. Nachdem Mitchell Weiser sämtliche Juniorennationalteams des DFB durchlaufen hatte und 2017 mit der U 21 sogar Europameister geworden war, verschwand er vom Radar des Verbands. Nach einer starken ersten Saisonhälfte mit Werder Bremen in der Bundesliga wurde Weiser im Herbst zwar als ernsthafter Kandidat für eine WM-Nominierung gehandelt, der Anruf von Bundestrainer Hansi Flick blieb jedoch aus. Was nun wiederum dazu führte, dass einige Fans und Beobachter Weisers öffentlich kommunizierten Algerien-Pläne als mögliches Druckmittel in Richtung des DFB interpretierten. Überlegungen, von denen Clemens Fritz nichts hält.
Für Clemens Fritz wäre Werder Bremens Mitchell Weiser eine Verstärkung für Algerien
„Ich glaube, dass es dem DFB egal ist, und Mitch ist es auch egal. Das ist nicht seine Intention“, sagt der 41-Jährige – und verdeutlicht: „Ich möchte Mitch auch nicht in die deutsche Nationalmannschaft reinreden. Wenn man seine Leistungen konstant bringt, wird das auch beim DFB registriert“, so Clemens Fritz. Kontakt zwischen dem Profi des SV Werder Bremen und Bundestrainer Flick soll es jedoch zu keinem Zeitpunkt gegeben haben. Gut möglich, dass es jetzt auch nicht mehr nötig ist, weil sich Mitchell Weiser schon bald das Trikot Algeriens überstreift. Wegen seiner familiären Beziehungen in das Land sowie der Tatsache, dass er bisher kein A-Länderspiel für eine andere Nation bestritten hat, ist der Verbandswechsel möglich. Nach Spiel Nummer eins für Algerien gäbe es dann jedoch keinen Weg mehr zurück.
Clemens Fritz ist sich jedenfalls sicher, dass Mitchell Weiser dem Afrikameister von 2019 sowie viermaligem WM-Teilnehmer (1982, 1986, 2010 und 2014) sportlich weiterhelfen kann. Wie gut Weiser einer Mannschaft tut, erlebt der Ex-Profi schließlich schon seit geraumer täglich. Deshalb arbeitet Werder Bremen bereits intensiv daran, den Vertrag mit Weiser vorzeitig zu verlängern, damit der Spieler im Sommer 2024 nicht ablösefrei weiterzieht. Die Interessenten dürften jedenfalls nicht weniger werden, wenn sich Mitchell Weiser neben der Bundesliga künftig auch auf internationaler Ebene präsentiert. (dco/mbü)