Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Naby Keita hat bei Werder Bremen keine Zukunft mehr und darf auch weiterhin nur individuell trainieren.
Bremen – Der ganz große Schnitt ist das noch nicht: Naby Keita hat nach seinem Streik in der vergangenen Rückrunde zwar bei den Profis des SV Werder Bremen keine Zukunft mehr, doch der 29-Jährige bleibt auch weiterhin Angestellter des Clubs. Das haben die Verantwortlichen dem Spieler nach einer längeren Hängepartie am Mittwochabend in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. „Es war ein sehr offenes Gespräch, in dem wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen sind, dass dies der sinnvollste Weg in der aktuellen Situation ist“, wird Werder-Sportchef Clemens Fritz in einer Vereinsmitteilung zitiert. „Zum einen möchten wir die volle Konzentration auf die restliche Vorbereitung und den Saisonstart legen. Zum anderen hatte sich auch Naby bereits seit längerem seine Gedanken gemacht. Nachdem sich seine sportliche Situation nicht wieder verändert, möchte er sich gerne eine neue Herausforderung suchen. Gemeinsam mit seinem Berater wollen wir dies möglichst zeitnah realisieren.“
Der Mittelfeldspieler, der just von den Olympischen Spielen zurückgekehrt ist und beim SV Werder Bremen die obligatorische Leistungsdiagnostik absolviert hat, darf auch weiterhin nicht mit der Profi-Mannschaft trainieren, sondern lediglich individuelle Einheiten absolvieren, um sich fitzuhalten. Das Ziel dahinter ist klar: Naby Keita, der in der Saison 2022/23 noch in der Premier League für den FC Liverpool gespielt hat, soll zu einem Wechsel oder zu einer Vertragsauflösung gedrängt werden. Sein Kontrakt läuft noch bis 2026. Dabei geht es für beide Seiten um sehr viel Geld.
Der Transfer von Naby Keita zu Werder Bremen wurde von Anfang an von Problemen begleitet
Vor 14 Monaten war die Verpflichtung von Naby Keita als Transfercoup gefeiert worden – von Werder Bremen, von vielen Fans und einem Großteil der Medien. Der einstige Topstar von RB Leipzig und des FC Liverpool ließ die Grün-Weißen von besseren Zeiten an der Weser träumen, doch am Ende wurde es ein Albtraum. Schon vor seinem ersten Testspiel verletzte sich der Nationalspieler Guineas, fiel wochenlang aus. Das passte zu seiner dicken Krankenakte, die andere Vereine von einem Transfer abgehalten hatte. Erst dadurch war Werder als Mittelklasseclub überhaupt ins Rennen um Keita gelangt. Der Mittelfeldspieler konnte ablösefrei verpflichtet werden. Zwar verzichtete er im Vergleich zu seinem Liverpool-Gehalt auf viel Geld, gehörte bei Werder dennoch zu den Topverdienen. Zumindest auf dem Papier. Sein Vertrag war stark leistungsbezogen, pro Jahr hätte Keita dem Vernehmen nach bis zu drei Millionen Euro einstreichen können. Weil er aber immer wieder ausgefallen ist und in fünf Bundesligapartien nur 107 Minuten gespielt hat, dürfte es beim Grundgehalt von etwa 1,5 Millionen Euro geblieben sein. Und diese Summe soll ihm auch in den nächsten beiden Spielzeiten zustehen, falls keine andere Lösung gefunden wird.
Eine Rückkehr ins Team war kein echtes Thema. Zu sehr hatte sich Naby Keita Mitte April mit seiner Weigerung, in den Bus zum Auswärtsspiel nach Leverkusen zu steigen, ins Abseits gestellt. Er wollte damals nicht akzeptieren, dass er gegen Bayer nicht in der Startelf stehen würde. Dabei hatte der 29-Jährige in den Wochen zuvor jegliche Tauglichkeit für die Bundesliga vermissen lassen. Keita wirkte einfach nicht fit und vor allen Dingen nicht mehr in der Lage, ein höheres Tempo zu gehen. Werder Bremen suspendierte den Streik-Profi bis zum Saisonende und belegte ihn mit einer Geldstrafe von 100.000 Euro. Keita schwieg, er hat sich nicht einmal bei der Mannschaft entschuldigt, wie Stürmer Marvin Ducksch zuletzt erklärte. Auf seinem Instagram-Account berichtete er fortan ausführlich über sein soziales Engagement in Guinea und über seine Olympia-Teilnahme, was bei Werder passierte, ignorierte er dagegen.
Werder Bremens Naby Keita scheint körperlich nicht mehr in der Lage zu sein, auf Top-Niveau zu performen
Die Bremer hatten gehofft, dass sich Keita durch gute Leistungen bei den Olympischen Spielen in Paris für andere Clubs interessant machen könnte. Doch der Noch-Werder-Profi ließ erneut jegliches Tempo vermissen und verpasste die letzte Partie wegen muskulärer Probleme. Wer soll so einen Spieler schon verpflichten? Naby Keita scheint mit seinen 29 Jahren nicht mehr in der Lage zu sein, auf höherem Niveau spielen zu können. Durch die Versetzung aufs Abstellgleis hofft Werder Bremen auch, Ruhe in dieses Thema zu bekommen. Denn die Verantwortlichen waren zuletzt ziemlich genervt von den Nachfragen zu Keita. Sie sorgten sich, dass der einstige Topstar schlecht für die Stimmung in der Mannschaft sein könnte. Da half es Keita auch nicht, dass sich Jens Stage für eine zweite Chance seines ehemaligen Mitspielers stark gemacht hatte. Mit dieser Meinung stand der Däne im Team offenbar sehr allein. Auch aus dem Trainerteam waren die Signale deutlich, Ole Werner hatte sich immer sehr skeptisch zu einer Rückkehr von Keita geäußert. Nun ist dessen Kapitel bei den Profis geschlossen, bei Werder allerdings noch nicht. (kni/mbü)