Bremen – Der SV Werder Bremen hat am Freitagmittag die Verpflichtung von Premier-League-Star Naby Keita bekanntgegeben und damit europaweit für Aufsehen gesorgt. Der Mittelfeldspieler wechselt ablösefrei vom FC Liverpool an die Weser. So tickt Werders zweiter Sommer-Neuzugang.
Naby Keita wurde am 10. Februar 1995 in Conakry in Guinea geboren. 2013 wechselte er aus seiner Heimat in die Jugend des FC Itres in Frankreich, wo er noch im selben Jahr den Sprung in die 1. Mannschaft schaffte und sein Debüt bei den Profis feierte. In seiner Premieren-Saison in der Ligue 2 erzielte er acht Tore in 23 Einsätzen. Im Sommer 2014 wurde der österreichische Erstligist RB Salzburg auf den zentralen Mittelfeldspieler aufmerksam und verpflichtete Keita für 1,5 Millionen Euro Ablöse. Federführend involviert: Johannes Jahns, jetzt Werder Bremens neuer Kaderplaner, der als einer der Entdecker des Nationalspielers aus Guinea gilt und auch vor dem Werder-Wechsel den Kontakt zu seinem ehemaligen Schützling hergestellt hat.
Werder Bremen-Neuzugang wurde einst wegen Urkundenfälschung mit einer Geldstrafe von 250.000 Euro belangt
Mit Salzburg feierte der 1,72 Meter große Profi auf Anhieb das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. In der Folgesaison erkrankte Naby Keita zwar an Malaria und musste mehrere Wochen pausieren, danach kam er allerdings noch stärker zurück, erzielte zwölf Tore in 29 Partien und wurde zum Spieler der Saison gewählt. Aus Österreich ging es weiter nach Sachsen: Für 30 Millionen Euro wechselte Keita zu RB Leipzig in die Bundesliga, wo der ballsichere Zentrumsspieler von 2016 bis 2018 spielte und in 60 Partien 20 Tore erzielte.
Doch es lief nicht alles immer so glatt wie auf dem Rasen: Abseits des Platzes sorgte Keita wegen einer Führerschein-Affäre für Negativ-Schlagzeilen. Anfang Dezember 2016 und sechs Wochen später soll er mehrfach eine gefälschte Fahrerlaubnis aus seiner Heimat Guinea vorgezeigt haben. Wenig später wurde er wegen Urkundenfälschung zu einer Geldstrafe von 415.000 Euro verurteilt. Nach einem erfolgreichen Einspruch seines Anwalts wurde die Summe noch auf eine Viertelmillion Euro reduziert. Um einen öffentlichen Prozess kam er herum. Sportlich machte Naby Keita in Leipzig vor allem mit seinen herausragenden Leistungen auf sich aufmerksam. Zahlreiche europäische Topclubs wollten ihn verpflichten. Den Zuschlag erhielt letztlich der FC Liverpool – für schlappe 60 Millionen Euro.
Jürgen Klopp über Werder Bremens Neuzugang Naby Keita: „Er ist weltklasse“
Obwohl Keita in seiner Premieren-Saison mit den „Reds“ auf Anhieb die Champions League gewann, konnte der begnadete Fußballer in seinen fünf Jahren an der Anfield Road allerdings nie richtig durchstarten, was vor allem einen Grund hatte: sein wiederkehrendes Verletzungspech. In der abgelaufenen Saison 2022/23 kam er unter anderem wegen einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung in der Premier League auf nur acht Einsätze, insgesamt brachte es der 28-Jährige auf 84 Premier-League-Spiele (sieben Tore). In einem emotionalen Abschiedsvideo des LFC für Naby Keita sorgte Trainer Jürgen Klopp nun mit einem großem Lob für Gänsehaut. „Naby ist ein außergewöhnlicher Fußballer, er ist weltklasse. Ohne jeden Zweifel“, adelte er den Neuzugang des SV Werder Bremen und fügte an: „Er hat hier absolut alles gewonnen, fantastische Tore erzielt. Es war absolut toll mit ihm. Ich wünsche ihm nur das Beste für seine Karriere und sein Leben.“
In schwierigen Zeiten seiner Laufbahn konnte Keita immer auf seine Familie zählen, der er auch seinen kuriosen Spitznamen zu verdanken hat: „Deco“. Der ehemalige Star-Spieler des FC Chelsea und FC Barcelona „ist der Lieblingsspieler meines Vaters. Und als ich klein war, habe ich mir seine Videos angeschaut“, erklärt Naby Keita in einem Interview mit „werder.de“: „Ich war damals noch sehr klein, aber mein Vater sagte mir, dass ich das gleiche Potenzial haben würde wie Deco. Daraufhin hat er mir den Spitznamen Deco gegeben.“ Keita hat insgesamt sieben Geschwister und gilt als großer Familienmensch. Sowohl in Leipzig auch als auch in Liverpool lebte er sogar mit seinen jüngeren Brüdern Ibrahima Sory und Aboubacar zusammen. In einem „Bild“-Interview sagte er einst: „Meine Familie ist alles für mich, sie hat mir das alles ermöglicht und mich immer unterstützt.“
Wie Werder Bremens Niclas Füllkrug: Naby Keita bei der selben Berateragentur „Roof“
Kraft schöpft der 28-Jährige auch aus seinem Glauben. Keita ist Moslem, versucht, jeden Tag fünfmal zu beten und, sofern es die Zeit zulässt, freitags in die Moschee zu gehen. Naby Keita: „Ich glaube an Gott, er leitet meinen Weg.“ Privat hat er ein Faible für ausgefallene Klamotten, trägt gerne Kleidungsstücke mit seinen Initialen „NK8“ (in Anlehnung an seine Lieblings-Rückennummer 8) oder Socken mit der Guinea-Flagge. Seine Arme zieren zudem einige Tattoos, unter anderem sein Name und eine Sonne, die für die Wärme stehen soll, die Keita so sehr mag.
Beraten wird Naby Keita übrigens von der Agentur „Roof“, bei der auch die Profis von Werder Bremen Niclas Füllkrug und Manuel Mbom gelistet sind. In wenigen Wochen wird der Clubweltmeister von 2019, der sich selbst als sehr herzlichen Menschen bezeichnet, dann erstmals persönlich in der Kabine und auf dem Trainingsplatz auf seine neuen Teamkollegen treffen. Die Herzen der Werder-Fans hat er schon mit seiner Vertragsunterzeichnung höher hüpfen lassen. (mwi)