Der SV Werder Bremen präsentierte sich gegen den VfL Wolfsburg im Angriff viel zu harmlos, Tor-Gefahr kam kaum auf. An diesen Faktoren krankt das Offensivspiel aktuell.
Bremen – Als Verteidiger bringt es die Position mit sich, dass man einen ziemlich guten Blick auf die Dinge hat, die sich da einige Meter entfernt am gegnerischen Strafraum abspielen – oder im Falle des SV Werder Bremen aktuell eben nicht abspielen. Deshalb bemängelte Milos Veljkovic nach der 0:2 (0:1)-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg am Samstag wenig überraschend: „Die letzten Wochen sind wir etwas von unserem Weg abgekommen, weil wir mit dem Ball nicht klar genug sind und die Bälle nicht sauber genug ins letzte Drittel spielen, wodurch wir viele Situationen nicht abschließen können.“ Mit verheerenden Folgen: „Dadurch kommt der Gegner viel ins Kontern. Genauso war es heute. Wolfsburg hat nicht viel für den Sieg getan.“ Elf Partien in Folge hatten die Niedersachsen zuvor nicht gewonnen, nach einem Trainerwechsel auch nicht gerade ein spielerisches Feuerwerk im Weserstadion abgebrannt. Doch das genügte. Weil Werder derzeit offensiv erschreckend ideenlos und fehlerhaft agiert. Bei Flanken segeln die Bälle ins Leere oder verhungern auf dem Weg in die Gefahrenzone, Ecken oder Freistößen sind ähnlich unpräzise und häufig nicht schwer zu verteidigen. Spielzüge ersticken schon im Keim, weil die Passqualität und -schärfe defizitär ist. Kurzum: Es hakt gewaltig.
Werder Bremen gegen den VfL Wolfsburg offensiv harmlos: Kaum Torschüsse, Standards funktionieren nicht
Der Blick auf die Statistik des Spiels unterstreicht die frustrierende Harmlosigkeit. So haben die Datensammler gerade einmal sechs Torschüsse des SV Werder Bremen registriert – wobei nur einer davon auch wirklich auf den Kasten kam, die übrigen fünf gingen daneben. Nick Woltemade hatte nach einer halben Stunde und einem der wenigen gelungenen Werder-Angriffe dieses Nachmittags die Riesenchance zur Führung gehabt, den Ball aber nicht an VfL-Torhüter Pavao Pervan vorbeigebracht. Kurz darauf wurde ein Schuss von Marvin Ducksch gerade noch zur Ecke abgefälscht (39.). Zwei Szenen, die Clemens Fritz zu dem Urteil kommen ließen: „Wir haben in den ersten 30, 35 Minuten gesehen, dass die Mannschaft gut umsetzen kann, was der Trainer erwartet“, meinte Werders Leiter Profifußball. „Dann gibt es natürlich mit der Roten Karte ein komplett anderes Spiel.“
Zweifelsfrei hatte der Platzverweis gegen Anthony Jung nach einer Notbremse (43.) großen Einfluss auf den weiteren Verlauf, aber er übertünchte nicht, dass die Gastgeber auch so – und eben nicht zum ersten Mal – erhebliche Schwierigkeiten im Spielaufbau haben. Marvin Ducksch war zwar viel unterwegs und holte sich die Bälle bereits im Mittelfeld ab, da sie ihn sonst kaum einmal erreichten, wirklich effektiv war das aber kaum. Romano Schmid heimste zuletzt zwar viel Lob bei der österreichischen Nationalmannschaft ein, zurück in Bremen lief aber auch bei ihm lange nichts zusammen. Ruhte dann mal der Ball und Ducksch trat zur Ecke oder zum Freistoß an, verpufften die Möglichkeiten ebenfalls im Nu. Auch dieses Szenario kennen die Fans schon zu Genüge. Der Schütze bleibt bei den Grün-Weißen dennoch bislang immer der gleiche. Wobei gegen Wolfsburg auffiel, dass auf eine spezielle Variante gesetzt wurde. Konsequent. Beinahe überstrapaziert konsequent. Läppische drei Eckbälle hatte Werder Bremen gegen die Niedersachsen herausgeholt, allesamt wurden sie von der rechten Seite nach Schema F ausgeführt: Ducksch passte kurz zu Olivier Deman, der wiederum Jung im Rückraum bediente. Beim ersten Versuch drosch der Verteidiger den Ball noch mit einem Schuss weit am Wolfsburger Tor vorbei (19.), nach den beiden folgenden Ausführungen (30./39.) bekam Jung die Kugel nicht einmal vor das gegnerische Gehäuse geflankt.
„Das reicht einfach nicht“: Werder Bremen mit großen Problemen im Angriff - und jetzt kommen starke Gegner
Apropos Flanken: Zehn Hereingaben schickten die Bremer auf Reisen, nur 20 Prozent davon (also zwei) landeten im Verlauf der 90 Minuten auch tatsächlich beim Mitspieler. Ein Umstand, der Cheftrainer Ole Werner mächtig wurmte, denn die passende Anleitung – siehe die kurz ausgeführten Ecken – hatte er seinem Team mit an die Hand gegeben. „Wir haben Situationen im letzten Drittel, bei denen wir genau die Dinge, die wir vorbereitet haben, gut erkennen und anspielen, dann aber der Ball einfach nicht ins Zentrum kommt. Da sind wir zu ungenau und inkonsequent“, kritisierte der 35-Jährige. „Dann kannst du Bundesligaspiele einfach nicht gewinnen.“ Und Werner legte nach: „Uns muss bewusst sein, dass wir in der Art und Weise, wie wir gerade spielen, zwar viele Sachen ordentlich machen, aber dass das einfach nicht reicht. Das wird gegen keine Mannschaft reichen, ganz egal, wie die heißt.“
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Die nächsten Kontrahenten sind allesamt namhaft, Werder Bremen trifft in den kommenden Wochen auf Eintracht Frankfurt (Freitag, 20.30 Uhr), Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen (14. April, 17.30 Uhr) und den formstarken VfB Stuttgart (21. April, 15.30 Uhr). Damit das Punktekonto dennoch wächst, müssen also Überraschungen her. Und selbstverständlich klare Leistungssteigerungen der Protagonisten. Die einfachsten Dinge dürfen nicht erneut zu schwierig sein. Ole Werner lässt sich jedenfalls nicht unterkriegen: „Dass wir es anders können, wissen wir. Und ich habe auch das Zutrauen in unsere Spieler, in uns als Mannschaft und als Gruppe. Ich weiß, dass wenn wir alles auf dem Platz haben an Aufmerksamkeit, Konsequenz und körperlicher Verfassung, dann sind wir in der Lage, auch gegen jede Mannschaft aus jeder Tabellenregion zu gewinnen.“ (mbü)