Hoch geflogen, tief gefallen: Perlen aus dem Werder-Archiv – Teil 5: Was die Möwe „Werdi“ heute macht

Werdi lebt! Und zwar im Vereinsarchiv von Werder Bremen, wo die Maske des einstigen Maskottchens aufbewahrt wird.
 ©Oliver Soller

Bremen - Wimpel, Trikots, Magazine, Fotobände und noch vieles mehr – im offiziellen Archiv des SV Werder Bremen wird das Gedächtnis des Vereins verwahrt und gepflegt. Die DeichStube stellt in einer sechsteiligen Serie besondere Erinnerungsstücke aus der Sammlung vor.

Eines muss man dieser Möwe ja lassen: Von ihrem notorischen Optimismus, von dieser Dauerfreundlichkeit hat sie in all den Jahren nichts eingebüßt. Zumindest lächelt sie immer noch betont freundlich von ihrem Platz im Archiv von Werder Bremen aus dem Betrachter entgegen – dabei hat „Werdi“, und anders lässt sich das echt nicht sagen, wirklich viel Mist hinter sich. Früher mal Stadion-Star, heute Staubfänger. Aber der Reihe nach. Vom Höhenflug und Absturz einer Möwe. Es ist der 9. März 1994, ein schnöder Mittwoch, der sportlich betrachtet nicht im Ansatz dazu taugt, in die Vereinsgeschichte des SV Werder Bremen aufgenommen zu werden – dort in gewisser Weise aber trotzdem bis heute einen festen Platz hat. Im „Weser Kurier“ erscheint an diesem Tag ein Artikel mit der Überschrift „Werder sucht ein Maskottchen“. Die Unterzeile lautet: „5 000 Mark für den besten Vorschlag / Glücksbringer sind in“. Von da an ist es bis zu „Werdis“ Geburt nicht mehr weit.

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Perlen aus dem Werder-Archiv: „Werdi“ in Bremen frist- und gnadenlos entlassen

Am Ende ist es die Bremer Grafikdesign-Studentin Dany Rohe, deren Vorschlag sich durchsetzt: eine Möwe. Passt ja auch gut nach Bremen und damit zu Werder, was letztlich auch die prominent besetzte Jury des Wettbewerbs um Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier und Werder-Präsident Franz Böhmert überzeugt. Beim Tag der Fans vor der Saison 1994/95 ist es dann soweit: „Werdi“ hebt erstmals ab. Für diesen einen Anlass lässt sich Profi Arie van Lent breitschlagen und schlüpft in das üppige Möwenkostüm, das fortan während der Heimspiele Erfinderin Rohe selbst tragen wird. Werder Bremens Plan hinter der ganzen Aktion: Mit „Werdi“ sollen einerseits Kinder und Jugendliche angesprochen und für den Verein begeistert werden. Andererseits möchten die Bremer auch den internationalen Maskottchen-Trend nicht verpassen. Unter anderem Hase „Berni“ (EM 1988), Hund Striker (WM 1994) und Krokodil „Fritzle“ (VfB Stuttgart) lassen grüßen.

Und „Werdi“? Wird zwar auf unzählige Fanartikel gedruckt, genäht, geflockt, kommt beim Bremer Publikum aber dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) eher mittelgut an. Kurz vor der Jahrtausendwende dann die Entlassung, gnaden- und fristlos, und damit verbunden der vollständige Rückzug der Möwe aus der Öffentlichkeit. Immerhin: Komplett verstoßen hat Werder Bremen sein einstiges Maskottchen nicht. Im Vereinsarchiv hat zumindest die Maske des Kostüms zwischen alten Programmheften, Wimpeln und Fotos ihren Alterssitz gefunden. Mit Blick auf die Weser. Was ja so schlecht nicht ist. (dco)

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