Bremen – Elf Millionen! Das war doch mal was! Als Werder Bremen den Verkauf von Milot Rashica an Premier-League-Aufsteiger Norwich City vermeldete, war ein erster Schritt getan. Ein guter erster Schritt. Denn die Ablösesumme erfüllte die Erwartungen und zugleich die selbst gesetzte Vorgabe, bis Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni einen Transferüberschuss von mindestens neun Millionen Euro zu erzielen. Erledigt. Und das mit nur einem Deal. Doch dabei ist es bis dato auch geblieben.
Knapp drei Wochen später hat der Bundesliga-Absteiger aus Bremen keinen weiteren großen Verkauf tätigen können. Die Geschäfte kommen nicht wirklich ins Laufen, Entwicklung und Umbau der Mannschaft stocken. Dabei ist im Wesentlichen klar, wen Werder Bremen noch abgeben möchte. Ludwig Augustinsson, Josh Sargent, Marco Friedl, Maximilian Eggestein – aus diesen vier Spielern besteht die Gruppe, hinter der kein Fragezeichen steht, sondern ein Ausrufezeichen. Sie sollen Transfereinnahmen in einer Höhe bringen, mit denen Werder den sportlichen Verlust vielleicht nicht ausgleichen, die Qualität und Gehälter auf den Positionen aber der neuen Spielklasse angleichen kann. Doch es gibt auch Spieler, bei denen die Sache nicht so klar ist. Mitunter weil es in den Mannschaftsteilen zu einer Art Duell kommt. Entweder der eine geht oder der andere. Drei Fälle:
Werder Bremen-Transfers: Entweder Ömer Toprak oder Milos Veljkovic
Dass Werder Bremen einen von beiden abgeben will und wird, war spätestens mit der Verpflichtung von Lars Lukas Mai klar. Die Bayern-Leihgabe ist derzeit Spieler Nummer drei für die rechte Innenverteidigerposition. Das ist einer zu viel, zumal der Kader in Christian Groß und auch Nicolai Rapp weitere Optionen bereithält. Wäre es ein Wunschkonzert, würde sich Werder aus rein finanziellen Gründen wohl lieber von Ömer Toprak als von Milos Veljkovic trennen. Der 31-Jährige hat zwar viel Erfahrung und steht für eine hohe fußballerische Qualität, die Werder jedoch mit geschätzt zwei Millionen Euro Gehalt auch teuer bezahlen muss. Eine verlockende Ablöse wird ein Toprak-Verkauf dagegen wegen des Alters und der umfangreichen Verletzungshistorie nicht mehr einbringen.
Bei Milos Veljkovic gilt: Er ist jünger und deutlich günstiger im Gehalt. Allerdings: Wenn Werder Bremen mit dem 25-Jährigen noch einen Transfererlös erzielen will, dann jetzt. Der aktuelle Vertrag endet 2022. Und es gibt aus Veljkovics Sicht derzeit keinen Grund, den Kontrakt zu verlängern. Werder-Sportchef Frank Baumann hat diese Argumente alle schon durchgespielt und kommt doch zu keinem klaren Ergebnis. Es sei „schwer vorherzusagen“, welcher der beiden Innenverteidiger geht oder bleibt. Denn letztlich entscheidet Werder nicht allein. „Wir können die Transfers ja nicht mit uns alleine machen. Die Frage ist immer, für wen ein attraktives Angebot reinkommt“, meint Baumann. Bisher offenbar für keinen von beiden.
Werder Bremen-Transfers: Entweder Yuya Osako oder Leo Bittencourt
So radikal wie es das „Entweder-oder“ suggeriert, sieht Baumann die Lage bei Yuya Osako (31) und Leonardo Bittencourt (27) nicht. „Es kann auch sein, dass beide bleiben“, sagt er. Ein anderer Satz verrät aber auch, dass mindestens ein Abgang eingerechnet ist, zwei allerdings nicht. „Einer von beiden würde uns schon gut zu Gesicht stehen“, erklärt der Sportchef und meint die Qualität, Erfahrung und Flexibilität, die beide Spieler ins Team einbringen. Osako kann im 4-3-3 im offensiven Mittelfeld und im Sturmzentrum spielen, Bittencourt im offensiven Mittelfeld und auf den Flügeln. Doch zusammen sind sie für die 2. Liga ein finanziell gesehen schweres Paket, beide zu behalten, wäre fast schon ein Luxus.
Wer die besseren Karten hat? Klar ist, als Außenspieler wird Bittencourt gebraucht, Werder Bremen hat ansonsten in Eren Dinkci, Abdenego Nankishi und Nick Woltemade (19) viele forsche, aber eben auch unerfahrene Akteure für die Flügel. Die Bremer fahnden deshalb aktuell nach einem Neuzugang für die Positionen links und rechts im Angriff. „Klar ist: Wir wollen noch einen Spieler für die Außenbahnen holen“, sagt Baumann. Weil alle anderen Anwärter rechts ihren starken Fuß haben, wäre ein Linksfuß wünschenswert. „Wir müssen uns auf diesen Positionen Flexibilität erarbeiten“, meint Baumann. Bittencourt bietet sie schon, wieso also abgeben?
Werder Bremen-Transfers: Entweder Jiri Pavlenka oder Stefanos Kapino
Der Ausgang dieses Duells war lange vorgezeichnet: Jiri Pavlenka wird verkauft, Stefanos Kapino übernimmt den Platz im Tor. Dachte man. Aber jetzt wird Jiri Pavlenka wohl doch nicht verkauft. Statt nach einem Verein sucht er nach den Gründen für seine Rückenprobleme und will Werder Bremen offenbar nicht verlassen. Das durchkreuzt Kapinos Pläne. Clubintern ist deshalb längst geregelt, dass der Grieche – zuletzt schon an den SV Sandhausen verliehen – gehen wird, wenn Pavlenka bleibt. Ein weiteres Miteinander ist ausgeschlossen. (csa)