Der SV Werder Bremen muss den ersten ganz bitteren Abgang verzeichnen: Fabio Chiarodia trägt künftig nicht mehr das grün-weiße Trikot und wechselt zu einem Bundesliga-Konkurrenten. Die Hintergründe des Wechsels.
Bremen – Sein neuer Arbeitsplatz dürfte Fabio Chiarodia schon einigermaßen vertraut sein, schließlich hat er im Stadion von Borussia Mönchengladbach am 17. März dieses Jahres einen echten Meilenstein erlebt. Erstmals überhaupt hatte der hochtalentierte Innenverteidiger am 25. Spieltag in der Bundesliga von Anfang an spielen dürfen, 63 Minuten lang stand er beim 2:2 für den SV Werder Bremen auf dem Platz. Inzwischen ist klar, dass es der letzte Auftritt des heute 18-Jährigen für den Verein gewesen ist.
Nach Informationen der DeichStube wird Fabio Chiarodia künftig das Gladbacher Trikot tragen. Über eine in seinem Vertrag verankerte Ausstiegsklausel verlässt er den Osterdeich in Richtung Liga-Rivale, was für Werder Bremen eine extrem bittere Nachricht darstellt – auch wenn sie finanziell ein kleines Trostpflaster bereithält.
Fabio Chiarodia verlässt Werder Bremen und wechselt für zwei Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach
Zwei Millionen Euro überweisen die Gladbacher nach Bremen, um Neu-Trainer Gerardo Seoane seinen Wunschspieler für das Abwehrzentrum zu bescheren. Seit Längerem schon war der Tabellenzehnte der abgelaufenen Saison auf der Suche nach einem Linksfuß, der in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen kann – mit der Verpflichtung von Seoane rückte Fabio Chiarodia dann endgültig in den Fokus. Schon im vergangenen Sommer, damals noch als Trainer von Bayer Leverkusen, hatte der Schweizer Coach den jungen Bremer Profi in sein Team lotsen wollen. Damals entschied sich Chiarodia aber noch für einen Verbleib bei Werder Bremen und lehnte auch andere Offerten aus dem In- und Ausland ab.
Nachdem der gebürtige Oldenburger mit italienischem Pass während des Bremer Zweitligajahres im Alter von 16 Jahren und 188 Tagen zum jüngsten Werder-Profi aller Zeiten geworden war, hoffte er nach dem Aufstieg auf regelmäßige Spielpraxis im Oberhaus, die jedoch ausblieb. In der Saison 2022/23 brachte es Fabio Chiarodia auf gerade einmal drei Einsätze mit einer Gesamtspielzeit von nur 66 Minuten. Was die Begehrlichkeiten anderer Vereine aber nicht schmälerte. Ganz im Gegenteil.
Neben Borussia Mönchengladbach waren auch diverse Spitzenclubs an Werder Bremens Fabio Chiarodia interessiert
So sollen auch in diesem Sommer wieder etliche namhafte Clubs ihre Fühler nach dem Bremer ausgestreckt haben, der von vielen Experten als einer der besten Innenverteidiger Europas in seiner Altersklasse eingestuft wird. Unter anderem den italienischen Spitzenclubs Juventus Turin und AC Mailand, Vereinen aus der englischen Premier League und auch Borussia Dortmund war zuletzt Interesse an Fabio Chiarodia nachgesagt worden. Entsprechend froh sind nun die Gladbacher über den Deal, der für Werder Bremens Personalplanungen einen empfindlichen Rückschlag bedeutet.
Bis zuletzt hatten Sportchef Frank Baumann und Clemens Fritz als Leiter Profifußball um Chiarodia gekämpft – in der Hoffnung, den 2024 auslaufenden Vertrag des Spielers abermals verlängern zu können. Letztmals war das 2021 gelungen und vom Verein mit großem Stolz verkündet worden. „Fabio zählt zu den talentiertesten Spielern Europas in seinem Jahrgang und steht bei zahlreichen internationalen Top-Vereinen im Notizbuch“, ließ Werder Bremen damals via Mitteilung wissen. Was unerwähnt blieb: Wegen des großen Interesses am italienischen U 19-Nationalspieler, der in seiner Heimat schon mit Legende Paolo Maldini verglichen wird, musste Werder Bremen ihm die Vertragsverlängerung mit einer Ausstiegsklausel schmackhaft machen. Diese soll so gestaltet gewesen sein, dass ihre Summe im Laufe der Jahre geknüpft an Einsätze anstieg, was letztlich zu den zwei Millionen Euro führte, die Werder nun aus Gladbach einstreicht.
Werder Bremens Fabio Chiarodia fehlte Im Training von Italiens U19 - vermutlich um den Medizincheck zu absolvieren
Ob sich Fabio Chiarodia bei den Fohlen auf Anhieb wird durchsetzen können, muss freilich abgewartet werden. Schließlich ist die Konkurrenz bei seinem neuen Club nicht kleiner als in Bremen, wo Cheftrainer Ole Werner den etablierten Kräften Marco Friedl, Niklas Stark, Milos Veljkovic und Amos Pieper stets den Vorzug gab. Am Ende dürfte Borussia Mönchengladbach das Talent aber mit der klaren Aussicht auf mehr Bundesliga-Spielzeit von einem Wechsel überzeugt haben. Möglicherweise ein weiterer Pluspunkt: Gladbachs U 23 um Trainer Eugen Polanski zählt zu den Spitzenteams der Regionalliga West, während die Bremer Reserve jüngst in die fünftklassige Bremen-Liga abgestiegen ist. Sollte Chiarodia also abseits der Bundesliga auf Spielpraxis angewiesen sein, kann er sie bei den Rheinländern auf deutlich höherem Niveau sammeln.
Offiziell verkündet haben die Vereine den Wechsel des Talents bisher übrigens nicht, was aber nicht mehr lange dauern dürfte. Am Montag fehlte Fabio Chiarodia bereits im Training der italienischen U19-Nationalmannschaft – sehr wahrscheinlich, um bei seinem neuen Arbeitgeber, dessen Stadion er seit März 2023 sehr gut kennt, den obligatorischen Medizincheck zu absolvieren. (dco/kni)