Dem SV Werder Bremen ist mit der Verpflichtung von Naby Keita ein echter Transfer-Coup gelungen. Werder-Sportchef Frank Baumann erklärt im Gespräch mit der DeichStube, wie der Wechsel des 28-Jährigen zustande kam.
Bremen – Frank Baumann ist ganz ehrlich. „Am Montag habe ich es auch noch für unrealistisch gehalten, dass es wirklich klappt“, gesteht der Sportchef des SV Werder Bremen im Gespräch mit der „DeichStube“. Gemeint ist die Verpflichtung von Naby Keita, dem Topspieler des FC Liverpool, der vor fünf Jahren die satte Ablösesumme von 60 Millionen Euro in die Kasse von RB Leipzig gespült hat. Nun wechselt der Champions-League-Sieger ablösefrei zum SV Werder, was europaweit für Aufsehen gesorgt hat – und Baumann zufrieden feststellen lässt: „Wir haben es als Werder in der Vergangenheit immer mal wieder geschafft, Spieler von uns zu überzeugen, die unrealistisch erschienen. Ich denke da zuletzt an Max Kruse, Davy Klaassen oder Serge Gnabry. Auch bei Naby Keita war es wieder eine tolle Teamarbeit.“ Baumann blickt auf spannende Stunden mit Keita in Bremen zurück und erklärt, wie sich Werder den Transfer des 28-Jährigen leisten kann, wie das Thema Verletzungen gesehen und wann der Mittelfeldspieler in sein grün-weißes Abenteuer starten wird.
Werder Bremens Frank Baumann über Naby Keita: „Wir haben ihm das Gefühl gegeben, dass er hier gebraucht wird“
„Vor zwei, drei Monaten haben wir zum ersten Mal vom Wunsch gehört, dass Naby gerne in die Bundesliga zurückkehren möchte“, berichtet Frank Baumann. Große Hoffnungen hätten sich die Verantwortlichen des SV Werder Bremen zwar nicht gemacht, „aber wir sind dran geblieben“. Dabei habe auch das gute Verhältnis zur Berateragentur Roof geholfen. Immer wieder wurde der Kontakt zu Naby Keita gesucht und ihm aufgezeigt, dass in der Vergangenheit schon viele Profis mit einer Delle in ihrer Karriere in Bremen wieder zu alter Stärke gefunden haben. „Wir bieten solchen Spielern ein gutes Umfeld. Da genießen wir nach wie vor einen guten Ruf. Dazu kommt unsere Art des Fußballs. Und wir haben ihm natürlich das Gefühl gegeben, dass er hier gebraucht und eine wichtige Rolle spielen wird.“
Der neue Kaderplaner Johannes Jahns habe entscheidend mitgewirkt. Der kennt Keita noch aus gemeinsamen Zeiten bei RB Salzburg. Man vertraut sich. Auch Clemens Fritz als Leiter Profifußball sei an diesem Transfer stark beteiligt gewesen, genauso wie Ole Werner. Gemeinsam mit seinen Analysten habe der Coach dem umworbenen Spieler den Fußball des SV Werder Bremen intensiv erklärt und schmackhaft gemacht. Und zwar direkt vor Ort in Bremen. Seit Mittwoch weilte Keita schon in der Hansestadt, dabei aber fast nur im Weserstadion. Alles sollte möglichst geheim bleiben. Schließlich gab es jede Menge Konkurrenz. „Naby hatte sportlich und wirtschaftlich wesentlich bessere Angebote, aber am Ende wollte er zu uns, weil er hier die größten Chancen sieht, wieder in Topform zu kommen“, sagt Frank Baumann, betont aber zugleich: „Er wird bei uns sicher einer der Topverdiener sein, aber er sprengt nicht unser Gehaltsgefüge. Wir können das stemmen.“ Naby Keita habe auf viel Geld verzichtet.
Werder Bremens Frank Baumann: „Wir sind sicherlich alle sehr, sehr happy, dass Naby Keita bald bei uns ist“
Und was ist mit den vielen Verletzungen in seiner Karriere? Ist das Risiko nicht zu groß? Als sie seine Akte gesehen haben, seien die Mediziner in Bremen schon etwas skeptisch gewesen, so Frank Baumann: „Aber sie waren sehr angetan, in welchem Zustand er aktuell ist. Es gibt überhaupt keinen Grund zur Sorge.“ Den Medizincheck habe der guineische Nationalspieler ohne Probleme bestanden.
Naby Keita hatte es durchaus eilig. Er wollte seine Zukunft gerne vor den anstehenden Spielen mit der Nationalmannschaft geklärt wissen. Danach bekommt er wie die anderen Nationalspieler des SV Werder Bremen noch ein bisschen Urlaub, eine Woche vor dem Trainingslager im Zillertal (19. bis 29. Juli) soll er dann zu seiner neuen Mannschaft stoßen. In Bremen wird ihn ein großer Hype erwarten, denn sein Transfer wird schon mit Verpflichtungen von Legenden wie Johan Micoud und Diego auf eine Stufe gestellt. Doch da tritt Frank Baumann bei aller Freude ein bisschen auf die Bremse: „Wir sind sicherlich alle sehr, sehr happy, dass Naby bald bei uns ist. Aber wir tun ihm keinen Gefallen damit, solche Vergleiche anzustellen. Er soll für sich stehen – und wird das auch tun.“ (kni)