„Wir werden sicherlich noch ein Bettchen haben“: Fritz über mögliche Werder-Neuzugänge, harte Trainingsarbeit und Keitas Leiden

Schlägt Werder Bremen im Trainingslager noch auf dem Transfermarkt zu? Das sagt Clemens Fritz.
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Der SV Werder Bremen ist im Trainingslager im Zillertal angekommen. Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz gibt einen Ausblick - und spricht auch über mögliche Neuzugänge.

Zell am Ziller – Die weißen Ohrstöpsel taten noch ihren Dienst, als Naby Keita mit musikalischer Untermalung aus dem Bus kletterte und um eine Ecke des Fahrzeugs huschte. Für einen kurzen Moment war er für die sehnsüchtig wartenden Fans nicht mehr zu sehen, doch nur Augenblicke später hatte der 28-Jährige seine Reisetasche aus dem Stauraum gefischt, lief wieder in die entgegensetzte Richtung und gab bereitwillig Autogramme oder ließ sich fotografieren. Ein bisschen Balsam auf die gescholtene Seele des Mittelfeldspielers, der sich seinen Trip ins österreichische Zell am Ziller ganz anders vorgestellt hatte. Jener Ort, an dem sich die Profis des SV Werder Bremen elf Tage lang einmal mehr auf die neue Saison vorbereiten. Und auch Keita ist dabei, obwohl er seinen Mannschaftskollegen größtenteils nur im Hotel begegnen wird. Der Neuzugang ist bekanntlich verletzt und fällt wochenlang aus, was nicht nur bei der Anhängerschaft, sondern logischerweise auch im Verein ein echter Stimmungsdämpfer ist. In der Alpenrepublik soll Keita nun seine Reha in Angriff nehmen. Und trotz der schmerzhaften Adduktorenblessur endgültig bei Werder ankommen.

Naby Keita trotz Verletzung im Trainingslager dabei: So plant Werder Bremen mit dem Neuzugang

„Es war wichtig, dass er mitreist, damit er sich integrieren kann, die Abläufe kennenlernt und weiß, was Ole für ein System spielen lassen will“, erklärte Clemens Fritz als Leiter Profifußball unmittelbar nach der mittäglichen Ankunft des Teams im Zillertal. „Es ist absolut sinnvoll, dass er hier dabei ist.“ Dass es aber keine einfache Situation für den Ex-Liverpooler sein wird, ist auch kein Geheimnis. „Man muss sich mal in die Situation des Spielers hineinversetzen: Er kommt zu einem neuen Verein, ist hochmotiviert und will mit seinen neuen Kollegen auf dem Platz stehen. Und dann handelt er sich solch eine Verletzung ein, die durch eine ganz unglückliche Bewegung entstanden ist“, meinte Fritz mit Blick auf das Warmmachen vor dem jüngsten Testspiel gegen den VfB Oldenburg (3:1). „Das ist bitter für Naby und auch schade für uns. Jetzt ist es wichtig, dass wir ihn wieder aufbauen und ihm auch die Zeit in seinem Rehaprozess geben.“ Ähnlich hat es der SV Werder Bremen schon bei Mitchell Weiser gemacht, der seit Mai eine Muskelverletzung mit sich herumschleppt. „Bei ihm wollen wir versuchen, dass er schon anteilig ein paar Übungen mit der Mannschaft macht“, sagte Fritz. „Es liegt eine sehr intensive Zeit vor uns.“

Was wiederum freilich nicht nur für Naby Keita und Mitchell Weiser gilt, sondern für den gesamten Werder-Tross. 29 Spieler sind vor Ort, darunter vier Torhüter. Nicht eben ein kleines Grüppchen, das Trainer Ole Werner da zu beaufsichtigen hat. Während am Mittwoch lediglich noch eine kleine Radtour anstand und eine kurze Einheit der angeschlagenen Profis, soll ab Donnerstagmorgen dann auf dem Rasen gewerkelt werden. Und zwar mit hoher Schlagzahl. „Es kommt jetzt auf eine konzentrierte, fokussierte Arbeit an. Die Trainingseinheiten werden mitunter intensiv sein, da tut auch mal die eine oder andere Stelle am Körper weh“, prognostizierte Clemens Fritz, der zu seiner aktiven Zeit einst selbst regelmäßig sommerliche Strapazen aushalten musste. Umso größer ist der Erfahrungsschatz. „Da muss man dann auch mal über solch einen Schmerzpunkt hinausgehen. Gerade dann, wenn man merkt, dass der Körper müde wird, ist es wichtig, den Fokus hochzuhalten“, betonte der 42-Jährige.

Die Konzentration aufs Wesentliche soll beim SV Werder Bremen zudem nicht durch weitere Ablenkungen verloren gehen. Transfergerüchte zum Beispiel. Seit Wochen und Monaten wird etwa über die sportliche Zukunft von Stürmer Niclas Füllkrug diskutiert, erst am Wochenende hatte der 30-Jährige erklärt, dass man sich weiterhin in fairen, aber eben auch noch nicht abgeschlossenen Gesprächen befinde. Ausgang? Unklar. Solch ein Begleitthema kann da schnell zur Belastung werden, insbesondere wenn die zentrale Figur derart prominent ist. „Mich stört das überhaupt nicht“, beschwichtigte Clemens Fritz jedoch. „Ich glaube, dass das ganz normale Prozesse während einer Vorbereitung beziehungsweise Transferphase sind. Da wird viel spekuliert. Davon lassen wir uns überhaupt nicht ablenken.“

Schlägt Werder Bremen im Trainingslager auf dem Transfermarkt zu?

Ebenso wenig wie von den eigenen Überlegungen, zusätzliches Personal zu verpflichten. „Man kann schon davon ausgehen, dass noch ein bisschen was passieren wird“, kündigte Fritz an. „Wir sind für alle Fälle vorbereitet, schauen uns am Markt um und prüfen viele Sachen.“ Im Vorjahr hatte Werder Bremen im Trainingslager im Zillertal mit der Vorstellung von gleich drei neuen Profis aufhorchen lassen, ob nun zeitnah im Schatten der Berge die legitimen Nachfolger von Jens Stage, Lee Buchanan und Oliver Burke auftauchen, ist unklar. „Da müssen wir uns mal überraschen lassen, wir sind ja gerade erst angekommen. Aber wenn etwas passiert, dann werden wir sicherlich noch ein Bettchen haben“, meinte Fritz lächelnd.

Und damit war der Boden bereitet für den letzten Auftritt des SV Werder Bremen im Zillertal. Nach elf Jahren in Zell am Ziller will der Erstligist seine Vorbereitung ab dem kommenden Sommer andernorts absolvieren. Wo genau, steht noch nicht offiziell fest. Wehmütig wird Clemens Fritz aber noch nicht. „Vielleicht kommt das bei der Abreise, aber jetzt sind wir ja erst einmal angekommen und freuen uns auf ein gutes Trainingslager“, sagte er. „Wir wissen um die super Bedingungen hier und können uns auch über die Testspiele gut vorbereiten – wohlwissend, dass alles der nächste Step zur bestmöglichen Fitness ist.“ Ein Schritt, denn alle mitgehen sollen. Wirklich alle. Auch Naby Keita, wenn auch nur wohl dosiert. (mbü)

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