Mit dem Transfer von Naby Keita sorgte der SV Werder Bremen international für Aufsehen. Jetzt hat Sportchef Frank Baumann erklärt, mit welchen Tricks sich der Bundesligist die Dienste des umworbenen Mittelfeldspielers sicherte.
Bremen – Es war irgendwann Anfang April – und eigentlich sollte es in den Geschäftsräumen des Wohninvest Weserstadions um die Vertragsverlängerungen von Niclas Füllkrug und Mitchell Weiser gehen. Doch während Frank Baumann, Sportchef des SV Werder Bremen, mit den zugehörigen Beratern der Agentur „Roof“ sprach, fiel plötzlich ein ganz anderer Name: Naby Keita. Was Baumann zu einem Kompliment samt freundlicher Absage veranlasste. „Ich antwortete: ,Super Spieler, aber um den zu bezahlen, müssen wir erst mal eine Ölquelle an der Weser entdecken“, verriet der 47-Jährige jetzt dem Magazin „11 Freunde“. Bekanntlich klappte der ablösefreie Transfer am Ende doch. Weil Werder dranblieb und sich einen ganz speziellen Kniff hatte einfallen lassen.
Vor dem Transfer zu Werder Bremen: Frank Baumann und Co. versuchten Naby Keita mit mehreren Videos zu überzeugen
Die Sache mit den Videos ist hinlänglich bekannt. Immer wieder erzählen Profis davon, dass ihnen von den Club-Verantwortlichen bewegte Bilder serviert werden, um die Lust auf eine neue Aufgabe zu wecken. Bei Naby Keita war das nicht anders. Auch er erhielt eine kleine Privatvorführung, geplant hatte Werder Bremen laut Baumann eine Art Trilogie. Im ersten Clip gab es Aktionen von ihm und dem werbenden Bundesligisten zu sehen, um zu verdeutlichen, wie gut sich beides kombinieren ließe. Anschließend folgte ein emotionaler Blick auf die enorme Unterstützung der Fans, die den Verein begleiten – egal, ob am heimischen Osterdeich oder etwa im Frühjahr beim schon legendären Fanmarsch in Berlin vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC. Und eigentlich sollte es dann noch einen Streifzug durch die Werder-Historie geben – doch daraus wurde dann doch nichts. „Stattdessen haben wir ihm unter anderem ein Bild von zwei Orangen gezeigt“, erklärte Frank Baumann.
Was kurios klingt, war natürlich genauestens geplant. Und Naby Keita verstand schnell. „Wir hatten recherchiert, dass er als Kind so verrückt nach Fußball war, dass er mit allem gekickt hat, was auf dem Boden lag – selbst mit Orangen“, schilderte der Sportchef des SV Werder Bremen. „Wir zeigten ihm also das Bild und sagten, dass wir genau diese Spielfreude wieder bei ihm sehen wollen. Er lächelte uns an.“ Und mehr noch: „Da dachte ich zum ersten Mal: Das kann wirklich funktionieren“, gestand Frank Baumann. „Am nächsten Morgen kam die Zusage.“
Werder Bremens Frank Baumann: „Als Naby Keita uns gegenübersaß, habe ich sofort gemerkt, wie wichtig ihm das Treffen war
Überhaupt habe von Beginn an die Chemie gestimmt. „Es gibt Profis, die kommen zu den Gesprächen nach Bremen, aber ich habe den Eindruck, dass nur der Berater Interesse an dem Termin hat, nicht der Spieler“, berichtete Frank Baumann. „Die wirken gelangweilt, gucken aufs Handy, stellen keine Fragen. Aber als Naby uns dann gegenübersaß, habe ich sofort gemerkt, wie wichtig ihm das Treffen war“, so der Sportchef von Werder Bremen. Verständlich: Der umworbene Naby Keita wollte nach zum Teil schwierigen Jahren beim Premier-League-Topclub FC Liverpool schließlich schnell Klarheit haben, wie seine sportliche Zukunft ausschaut.
Dass Werder Bremen aber am Ende tatsächlich richtig gute Chancen auf eine Verpflichtung des 28-Jährigen hatte, überraschte nicht nur Frank Baumann. Sondern auch viele Fans und Beobachter, als der Name Naby Keita kurz vor der offiziellen Vollzugsmeldung erstmals öffentlich am Osterdeich die Runde machte. „Fast hätten wir es sogar geschafft, den Deal zu vermelden, noch bevor es überhaupt das Gerücht dazu gab. Aber wie das bei einem großen Verein so ist, irgendwann sickert immer etwas durch“, meinte Werders Sportchef. Doch selbst da habe zunächst noch große Ungläubigkeit geherrscht, vielerorts sei von einer Ente ausgegangen worden. „Aber für uns hier in Bremen war das schon witzig, weil wir ja wussten: Das stimmt wirklich!“ (mbü)