Verpflichtet der SV Werder Bremen in diesem Winter-Transferfenster noch einen Spieler? Werder-Boss Klaus Filbry hatte bereits auf die Transferbremse getreten - nun äußert sich auch Trainer Ole Werner zum Thema!
Bremen – Klaus Filbry hatte den Ton vorgegeben. Und Ole Werner die Worte als Trainer des SV Werder Bremen logischerweise vernommen. Sein Geschäftsführer hat im Gespräch mit der DeichStube nämlich mit Blick auf weitere mögliche Transfers in diesem Winter erklärt: „Grundsätzlich haben wir ein funktionierendes Kollektiv, und wir haben immer gesagt, dass wir den Spielern die Möglichkeit geben wollen, sich bei uns zu entfalten.“ Etwaige Neuzugänge könnten bei diesem Prozess deshalb kontraproduktiv sein, gerade im Sturm, meinte Filbry. „Aus unserer Sicht ergibt es wenig Sinn, Spielern wie beispielsweise Marco Grüll, Justin Njinmah oder Keke Topp jemanden vor die Nase zu setzen. Marco ist da ein hervorragendes Beispiel. Er hat eine gewisse Anlaufzeit gebraucht, hat sich inzwischen aber stark positioniert und ist mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende“, hob Filbry hervor - und fragte: „Warum sollten wir diese Entwicklung stoppen? Ich verstehe die öffentlichen Reflexe, aber wir sind mit der Mannschaft aktuell sehr zufrieden.“ Ole Werner wollte dem 58-Jährigen, als er wenig später während der Pressekonferenz vor Werders Auswärtsspiel gegen RB Leipzig (Sonntag, 15.30 Uhr/DeichStube-Liveticker) auf dieses Thema angesprochen wurde, dann auch nicht widersprechen. Doch die Vorlage nutzte er zu einem ausführlichen Einblick in seine Transferüberlegungen.
Werder Bremens Ole Werner: „Wenn jemand kommt, muss er sofort da sein und uns sofort besser machen“
„Die Mannschaft verdient Vertrauen, weil sie sich immer wieder aus sich selbst heraus entwickelt hat die letzten Jahre“, erklärte der 36-Jährige. „Wenn wir etwas machen, dann muss eine große Überzeugung da sein, dass jemand kommt, der uns nicht nur auffüllt, sondern weiterhelfen kann und besser macht.“ Sätze wie diese sind im Werder-Kosmos nicht das erste Mal gefallen, auch Peter Niemeyer als Leiter Profifußball oder Clemens Fritz als Geschäftsführer Fußball haben sie in der jüngeren und älteren Vergangenheit schon ähnlich formuliert. Doch Ole Werner legte noch ein wenig nach. „Wenn jemand kommt, muss er sofort da sein und uns sofort besser machen und sofort eine Qualität mitbringen, die wir so noch nicht haben“, betonte der Chefcoach des SV Werder Bremen – der aber natürlich auch die wirtschaftliche Situation des Clubs kennt und folglich hinterherschob: „Das ist in dem Regal, in dem wir suchen, extrem schwer im Winter. Man muss aber natürlich vorbereitet sein, weil sich vielleicht noch eine Tür öffnet, von der man es jetzt noch nicht glaubt.“
Werder Bremens Ole Werner: „Wir versuchen, Stück für Stück unsere Spieler und unseren Kader weiterzuentwickeln“
Und dann sei da noch ein weiterer Aspekt, auf den Ole Werner nicht verzichten wollte. „Du musst auch vorbereitet sein, weil die nächsten Wochen noch was passieren kann. Wir wollen es nicht hoffen, aber wenn eine Verletzung passiert, müssen wir eventuell reagieren. Oder aber – auch wenn es nicht danach aussieht - wenn für einen Spieler von uns etwas vorliegt. Dann müssen wir das auch bewerten.“ An manch anderem Bundesliga-Standort lassen sich derartige Zwickmühlen etwas lässiger lösen. Weil mehr finanzielle Mittel als beim SV Werder Bremen vorhanden sind. Der kommende Gegner RB Leipzig ist da ein gutes Beispiel. Die bisherige Hinrunde lief nicht wie gewünscht, weshalb nun Ridle Baku vom VfL Wolfsburg die Mannschaft verstärken soll (kolportierte Ablöse: 4,5 Millionen Euro plus Boni) und auch mit dem AC Mailand über eine Leih-Verpflichtung von Offensivmann Noah Okafor verhandelt wird (Marktwert: 15 Millionen Euro).
Ob er auch mal gern so schön shoppen gehen würde, wurde Ole Werner prompt gefragt, was diesem ein vielsagendes Lächeln entlockte. Seine Antwort fiel dann aber wesentlich neutraler aus. „Es sind ja überall die gleichen Themen. Auch in Leipzig sitzt ein Trainer, der zusammen mit dem Verein versucht zu schauen, wie man Dinge verbessern kann“, erklärte der Cheftrainer des SV Werder Bremen. „Es ist überall in unterschiedlichen Preiskategorien das gleiche Spiel. Da haben alle die gleichen Themen zu bewerkstelligen.“ Und doch: Mancherorts erhöhen die Mittel eben auch die Optionen. „Wir versuchen, Stück für Stück unsere Spieler und unseren Kader weiterzuentwickeln und die Qualität zu erhöhen. Ich glaube, die Vergangenheit hat gezeigt, dass das möglich ist“, hob Werner hervor. „Weil wir viele Spieler haben, die schon lange dabei sind und Jahr für Jahr besser werden. Es muss immer unser Anspruch sein, das auch weiter hinzubekommen, um über sportlichen und finanziellen Erfolg die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt zu verbessern.“ Der Haken an der Sache: „Das ist eben ein Weg, der nicht von heute auf morgen geht.“
Werder Bremens Ole Werner: „Jeder muss die Chance haben, sich über Trainings- und Spielleistung seinen Platz im Team zu
Ein Weg, den der SV Werder Bremen zuletzt dennoch mehr als ordentlich bewältigt hat. Auf der Basis eines recht kompakten Kaders zwar, aber mit einer Gruppe, deren Zusammenhalt auch zum Überwinden größerer Widerstände taugt. Allein deshalb will genau überlegt sein, wen Werder sich da womöglich künftig ins Haus holt. Stichwort: Kaderhygiene. „Es geht immer darum, dass du klare Rollen hast“, sagte Ole Werner. „Das heißt nicht, dass ein Spieler weiß, dass er immer spielt und der andere weiß, dass er nie spielt und es immer so bleiben wird. Jeder Spieler muss die Chance haben, sich durchzusetzen und über Trainings- und Spielleistung seinen Platz in der Mannschaft zu erkämpfen.“ Und wenn ein Spieler doch hinter den Erwartungen zurückbleibt? „In dem Moment, wo ein Spieler mal rausfällt und du ihm vielleicht sagst: ,Pass auf, es gibt für dich nicht die Möglichkeit, dich durchzusetzen.‘, ist es eine Möglichkeit, jemanden zu holen, der mehr Qualität hat. Nur wenn man das letzte halbe Jahr sieht, dann muss man einfach sagen: Welcher Spieler, der jetzt bei uns ist, soll das noch groß sein?“ (mbü/dco)