Gibt es bald eine Veränderung in der Verteilung der TV-Gelder zu Gunsten von Traditionsvereinen wie Werder Bremen? Was dahinter steckt.
Bremen – Die Idee ist nicht neu, auch Klaus Filbry hat sie schon vor einiger Zeit formuliert. So wünscht sich der Vorsitzende der Geschäftsführung des SV Werder Bremen eine Verteilung der millionenschweren TV-Gelder, bei der auch die enorme Zugkraft von Traditionsvereinen berücksichtigt wird, deren Fans regelmäßig für volle Stadien und hohe Einschaltquoten sorgen. „Der Beitrag, den Traditionsvereine für die wirtschaftliche Stabilität der Liga leisten, müsste noch einmal anders honoriert werden“, hatte Filbry einmal erklärt. Bei den Zweitligisten Hamburger SV und FC Schalke 04 ist kürzlich ganz ähnlich argumentiert worden – was wiederum beim VfL Bochum nicht wirklich auf Begeisterung stieß.
Diskussion bei Bundesliga-Clubs: Mehr TV-Geld Traditionsvereine wie Werder Bremen?
„Dann wäre der sportliche Aspekt außen vor. Und das darf nicht passieren“, sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Was soll denn beispielsweise der SC Freiburg sagen? Es ist ein vergleichsweise kleiner Club, der aber herausragend arbeitet.“ Und der Bochumer Funktionär ergänzte: „Ich kann davor nur warnen, dass wir die Solidargemeinschaft verlassen, dann verlieren am Ende alle. Wir wehren uns (...) dagegen, dass Clubs je nach aktueller Lage mal dies und mal das fordern.“ Die Meinungen, sie gehen in dieser Angelegenheit also durchaus weit auseinander. Kürzlich hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) stolz den Abschluss des neuen TV-Vertrages präsentiert, der für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 mit einem Volumen von 4,484 Milliarden Euro ausgestattet ist – und somit um 84 Millionen Euro dicker ausfällt als in den aktuell gültigen Abschlüssen. „Es wird mit Sicherheit ein zähes Ringen um den Verteilerschlüssel geben“, war sich Werder Bremens Klaus Filbry unmittelbar im Nachgang sicher. „Die Liga hat jetzt mehrere Herausforderungen: Wettbewerb an der Spitze herstellen und sicherstellen, dass DAZN und Sky für die nächste Rechteperiode in vier Jahren entsprechend positive Geschäftsergebnisse erzielen. Ich erwarte da konstruktive Gespräche und dann eine Lösung, die die unterschiedlichen Interessen der Liga für Wachstum der Pay-TV-Sender berücksichtigt.“
Wie die TV-Gelder auf Werder Bremen und Co. aufgeteilt werden und was sich verändern könnte
Derweil berichtet der „Kicker“, dass am 16. Januar offenbar auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL über genau jene Verteilung der TV-Gelder debattiert werden soll. Demnach haben der Sprecher des Liga-Präsidiums, Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund), und dessen Stellvertreter Oliver Leki (SC Freiburg) den SV Werder Bremen und die anderen 35 Clubs aus der 1. und 2. Bundesliga am Tag vor dem Neujahrsempfang des Ligaverbandes in Frankfurt am Main eingeladen. „In keiner anderen europäischen Topliga werden Themen wie Stadionauslastung, Abo-Abschlüsse, Markenreichweite oder die Beteiligung an abendlichen Topspielen so wenig Rechnung getragen wie in Deutschland“, meinte HSV-Finanzvorstand Eric Huwer jüngst gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. „Die Säule ‚Interesse‘ wird seit der letzten Verteilungsdebatte erstmals berücksichtigt. In der aktuellen Höhe ist das aber eher eine Art Feigenblatt.“
Aktuell werden die Mediengelder in einem Verhältnis von 80:20 zwischen dem deutschen Oberhaus und der 2. Bundesliga aufgeteilt. Exakt die Hälfte der Gesamtsumme wandert als sogenannter Sockelbetrag zu einem gleichen Teil an die Vereine. 43 Prozent der Gelder wiederum werden über die Leistung verteilt. Weitere vier Prozent macht der Bereich „Nachwuchs“ aus, drei Prozent die Säule „Interesse“. (mbü/dpa)