Comeback statt Karriere-Aus: Ex-Werderaner Anthony Ujah trifft wieder für Braunschweig

Für Anthony Ujah, den früheren Stürmer des SV Werder Bremen, läuft es bei Eintracht Braunschweig wieder richtig gut. Und das, obwohl seine Karriere am seidenen Faden hing.
 ©IMAGO/Darius Simka

Bremen/Braunschweig - 19 Monate lang bestritt er kein Profispiel. Bei einer Knie-Operation wurde ihm der Oberschenkel-Knochen durchtrennt. Viele Clubs wollten Anthony Ujah, den früheren Stürmer des SV Werder Bremen, danach nicht mehr haben. Doch in Braunschweig meldet er sich jetzt zurück.

Nach zwölf Jahren im Profifußball kennt Anthony Ujah beinahe alles und jeden. Thomas Tuchel holte den Stürmer einst zu Mainz 05 nach Deutschland. Den 1. FC Köln schoss er zum Aufstieg in die Bundesliga, Werder Bremen verkaufte ihn für mehr als zehn Millionen Euro nach China. Der 1. FC Union holte ihn später als Erstliga-Neuling nach Berlin und ließ ihn nur drei Jahre später als Europa-League-Club wieder gehen. Doch fragt man den neuen Torjäger von Eintracht Braunschweig, was genau an dieser turbulenten Karriere ihn am meisten geprägt hat, dann sagt er: Die Momente, in denen er befürchten musste, sie sei vorbei.

Ujah bestritt zwischen Juni 2020 und Februar 2022 kein einziges Profispiel, weil er sich schwer am Knie verletzt hatte. Ein erster vermeintlicher Routine-Eingriff löste das Problem nicht. Vor einer zweiten Operation hieß es dann: Wir sägen Ihnen in der Nähe des Kniegelenks den Oberschenkelknochen durch und fügen ihn in einer korrigierten Stellung wieder zusammen. Diese „Achskorrektur“ ist ein gängiger chirurgischer Eingriff - nur nicht bei Leistungssportlern.

Werder Bremens Ex-Stürmer Anthony Ujah startet nach komplizierter Operation bei Eintracht Braunschweig durch

„Das war hart“, sagte der 31 Jahre alte Nigerianer in einem Sky-Interview. „Ich habe mit drei, vier Ärzten und Professoren über meine Situation gesprochen. Einer hat gesagt: Deine Chancen stehen 50:50. Die anderen sagten: Wir haben keine Daten darüber, ob ein Leistungssportler nach so einer OP noch einmal Fußball oder Basketball spielen kann. Nur einer hat gesagt: Okay, lass uns daran glauben. Und dann habe ich gesagt: Wenn das die einzige Option ist, wenn keine andere Behandlung und Therapie mehr möglich ist - dann machen wir das! Denn das war die erste Verletzung in meiner Karriere. Ich habe vorher nie länger als zwei Tage im Training gefehlt.“

Ein paar Monate später macht Anthony Ujah wieder das, was er am besten kann: Tore schießen, besonders wichtige noch dazu. Der neue Mittelstürmer traf für die Braunschweiger zuletzt beim 4:2 gegen Nürnberg, beim 1:1 in Hannover und am vergangenen Freitag sogar doppelt zum 2:1 gegen Karlsruhe. Seitdem hat der bis dahin sieglose Tabellenletzte der 2. Bundesliga zumindest wieder den Anschluss an die Konkurrenz.

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Karriereende drohte! Werder Bremens Ex-Stürmer Anthony Ujah: „Musste bei jedem Tor an diese schwere Zeit denken“

„Es bedeutet mir sehr viel, dass ich diese zweite Chance bekommen habe und dieser tollen Mannschaft helfen kann“, sagte Ujah nach dem Karlsruhe-Spiel. „Jedes Mal, wenn ich in den letzten Wochen ein Tor geschossen habe, musste ich an diese schwere Zeit denken.“ Eintracht Braunschweig und sein prominentester Neuzugang - das ist zumindest aktuell eine Win-Win-Situation. Denn zu dieser Geschichte gehört auch: Viele andere Clubs wollten einen 31 Jahre alte Stürmer nach einer 19-monatiger Verletzungspause nicht haben. Und umgekehrt bekamen die Braunschweiger auch keinen der Spieler, um die sie sich vor Ujah bemüht hatten. Kevin Behrens (Union Berlin), Pascal Köpke (1. FC Nürnberg), Sebastian Andersson oder Florian Dietz (beide 1. FC Köln): Jeden dieser Stürmer fragte der Club. Keiner von ihnen wollte kommen.

Nun also Anthony Ujah, der Risikotransfer, der noch nach seinen ersten Spielen für die Eintracht mit dicken Eisbeuteln am Knie durch den Kabinengang ging. Was dafür umso besser passt: Braunschweigs Kader gilt als verschworener Haufen und Ujah als positiver, bei jeder Karrierestation beliebter Typ. „Er erkennt die Räume, macht den Ball ruhig. Er spielt einen ganz normalen Pass, wenn jüngere Spieler noch sehr viel Hektik in ihrem Spiel haben. Von ihm können sie sich noch einiges abschauen. Das ist schön“, sagte Trainer Michael Schiele über den ehemaligen Profi des SV Werder Bremen. Und fügte noch hinzu: „Er ist ein super Typ!“ Kapitän Jasmin Fejzic will im Prinzip das gleiche sagen, drückt es nur etwas anders aus: „Ein lustiger Typ. Er wirft mich in der Kabine manchmal mit Melonen ab. Ich werfe dann Eisbeutel zurück.“ (dpa)

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