Viele Deutschen haben den Traum vom Eigenheim. Doch nicht immer reicht das Geld dafür. Doch ist es möglich, ohne Eigenkapital ein Haus zu kaufen?
Die eigenen vier Wände – anstatt jeden Monat dem Vermieter die Miete zu überweisen, mit denen letzterer dann die eigenen monatlichen Kreditraten abzahlt. Angesichts steigender Mietpreise und einem Leitzins, der seit 2016 auf seinem historischen Tiefstand ist, fragt sich so manch einer, ob der Kauf eines Eigenheims nicht mehr Sinn macht. Doch was tun, wenn nicht genug Eigenkapital vorhanden ist? Ist es dann überhaupt möglich, sich eine Wohnung oder gar ein Haus zu finanzieren?
Hauskauf ohne Eigenkapital möglich - doch finanzieller Puffer ist nötig
Die Antwort: Grundsätzlich ja, doch es gibt dabei einiges zu beachten. Schließlich ist viel Eigenkapital immer von Vorteil, aber nicht unbedingt notwendig. Der Grund: Laut einer Finanztest-Umfrage finanzieren viele Banken auch den vollen Kaufpreis der gewünschten Immobilie. Die Bedingung für dieses großzügige Angebot: Das Einkommen muss stimmen. Baugeld-Vermittler Dr. Klein rät daher zu folgender Faustregel: "Wir raten zu einem zusätzlichen Eigenkapitalanteil von mindestens 20 Prozent."
Zudem wäre es sinnvoll, wenn Sie wenigstens Grunderwerbsteuer, Notarkosten, Maklerprovision und Nebenkosten selbst zahlen können. Je weniger Eigenkapital der Kunde nämlich vorzuweisen hat, desto strenger prüfen Banken nämlich, ob die Immobilie ihren Preis wert ist und ob Sie mit Ihrem Einkommen die monatlichen Kreditraten stemmen können. Schließlich wollen sich auch die Banken absichern und verlangen deshalb oft überhöhte Risiko-Zinsaufschläge.
Immobilienvollfinanzierung: Höhere Tilgung und mehr Zinsen
Das heißt: Je höher der Kreditanteil am Kaufpreis, desto höher ist auch der Zinssatz, den Kunden für ihr Darlehen zur Immobilienfinanzierung zahlen müssen. Wer also mehr als 80 Prozent des Kaufpreises über Darlehen finanziert, der muss mit 0,3 Prozentpunkten und mehr Zinsaufschlag (rund ein Prozent) rechnen. Wenn der Kredit 90 Prozent des Kaufpreises übersteigt, liegt der Risikoaufschlag noch einmal höher – und die Banken verdienen besonders viel daran.
Geld für finanzielle Engpässe bleibt da wenig. Daher ist es auch wichtig, langfristig zu denken. Wer sich ein Eigenheim voll finanzieren lassen will, sollte daher einen hohen Tilgungssatz (am besten zwei Prozent) ansetzen – und nachträglich so schnell wie möglich für genügend Kapital sorgen. Der Grund: Schon nach wenigen Jahren kann der Anteil an Eigenkapital innerhalb der Gesamtfinanzierung anwachsen – und so nähert sich mit der Zeit die Eigenkapitalquote der Vollfinanzierung der einer klassischen Finanzierung mit Startkapital an. Das Pikante daran: Durch einen höheren Tilgungssatz müssen Sie auch mehr Zinsen zahlen.
Das Ergebnis: Die monatliche Kreditrate könnte dadurch doppelt so hoch wie bei der klassischen Finanzierung ausfallen. Doch es gibt zumindest ein Licht am Ende des Tunnels - denn die monatliche Rate im Rentenalter könnte so niedriger werden. Besonders jetzt zu Zeiten eines so günstigen Zinssatzes macht es Sinn, sich eine Extra-Tilgung langfristig festzusetzen und den finanziellen Vorteil zu nutzen.
Sicheres Einkommen kann Banken von Kredit-Darlehen überzeugen
Eine weitere Bedingung ist, dass Sie möglichst schuldenfrei sind. Falls Sie allerdings noch einen laufenden Kredit haben, zum Beispiel für ein Auto, können Sie dennoch – wenn auch schwieriger und riskanter - eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital anstreben. In diesem Fall wird sich die Bank über ihre momentane Zahlungsfähigkeit bei der "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" (Schufa) informieren. Daher gilt: Eine Finanzierung ist dann möglich, wenn die Gesamtbelastung durch die Baufinanzierung und andere Kredite zusammen nicht mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens übersteigt.
Wer also ein hohes und zudem sicheres Einkommen besitzt, kann nicht nur die Bank für eine Vollfinanzierung überzeugen, sondern auch die höheren zusätzlichen Monatsraten besser stemmen. Doch dabei es ist auch wichtig, langfristig zu planen. Auch wenn sie zu zweit die Immobilienfinanzierung tragen, kann durch Schwangerschaft, Unfall oder Krankheit ein Gehalt plötzlich geringer werden oder ganz wegfallen.
Baufinanzierungsrechner helfen bei Kaufentscheidung
Bevor Sie sich also an das Wagnis Immobilienkauf machen, ist es ratsam, bei Ihrer Bank nachzufragen oder auf deren Homepage mit diversen Baufinanzierungsrechner zu überprüfen, wie eine monatliche Kreditrate aussehen könnte und wie lange Sie brauchen, um sie abzuzahlen.
Ein Beispiel laut dem Handelsblatt: Für ein Darlehen in Höhe von 240.000 Euro bei einem Zinssatz von 3,5 Prozent, der nach Ablauf der Zinsbindung nach zehn Jahren auf sechs Prozent steigt, zahlen Kunden bei einem Tilgungssatz von einem Prozent gut 250.000 Euro Zinsen. Das Haus wäre also erst im Jahre 2050 schuldenfrei. Die monatliche Rate beträgt zu Beginn 900 Euro, bei einem möglichen Zinssprung sogar mehr.
Daher ist es wichtig, sich gut zu überlegen, ob man das Risiko eingehen oder schließlich lieber noch etwas Eigenkapital ansparen möchte. Sicher ist sicher.