Ein Forscherteam befasste sich mit der Frage, warum Coronaviren Kindern allem Anschein nach nichts anhaben können. Ihre Studie wurde jetzt veröffentlicht.
Eine Infektion mit Coronaviren kann vor allem bei Risikogruppen wie älteren Menschen, Krebskranken oder Diabetes-Patienten einen gefährlichen Verlauf nehmen. Deren Immunsystem ist häufig zu schwach, um die Viren erfolgreich zu bekämpfen, es kann zu einer potentiell tödlichen Lungenentzündung kommen.
Auch jüngere Menschen können sich mit dem Erreger Sars-CoV-2 infizieren. Hier verläuft die Krankheit in der Regel allerdings milder. Doch was passiert, wenn sich Kinder anstecken?
Neuartige Lungenkrankheit COVID-19: "Kinder werden genauso wahrscheinlich infiziert, aber sie werden nicht krank"
Nach aktuellem Wissensstand stecken sich Kinder genauso häufig mit Coronaviren wie Erwachsene. Jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie in der Regel keine oder nur leichte Symptome* entwickeln. Um den Grund dafür zu finden, analysierte ein internationales Forscherteam um Qifang Bi von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore (USA) die Daten chinesischer Patienten.
Bei der Auswertung von 391 COVID-19-Fällen fiel auf, dass 91 Prozent der Betroffenen nur leichte bis mäßige Symptome zeigten. Im Schnitt waren die Patienten 45 Jahre alt und mehr als die Hälfte gilt inzwischen wieder als gesund. Die Forscher hatten auch 1.286 Menschen aus dem Umfeld der Erkrankten unter die Lupe genommen. Sieben bis acht Prozent hatten sich bei ihren Angehörigen oder Bekannten mit Sars-CoV-2 angesteckt*. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Kinder dabei das selbe Risiko hatten wie Erwachsene. "Kinder werden genauso wahrscheinlich infiziert, aber sie werden nicht krank", zitiert der Spiegel einen der Studienautoren, Justin Lessler von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health.
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Spricht Immunsystem von Kindern weniger stark auf Coronaviren an?
Bisher war nicht klar, ob sich Kinder schlichtweg seltener anstecken oder ob deren Immunsystem besser mit dem neuartigen Coronavirus zurechtkommt. Die Studie der Forscher ist ein Indiz dafür, dass letzteres zutrifft. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass die Andockstellen, über die Viren in die Körperzelle gelangen, bei Kindern noch nicht vollständig ausgereift sind. Auch die These, dass deren Immunsystem weniger stark auf Coronaviren anspricht, steht im Raum.
Verhältnismäßig wenig gemeldete Coronavirus-Fälle bei Kindern könnten auch damit zusammenhängen, dass eine Coronavirus-Infektion bei ihnen schlichtweg nicht erkannt wird, weil Eltern aufgrund von leichten Symptomen von einer gemeinen Erkältung* ausgehen.
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jg
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