Jedes Jahr wird eine neue Stadt zur Kulturhauptstadt Europas gewählt - und manchmal auch zwei. So soll der kulturelle Reichtum des Kontinents gewürdigt werden.
Jedes Jahr werden die Kulturhauptstädte Europas gekürt und damit die Vielfalt der Kulturen in Europa gefeiert. In diesem Jahr haben sich zwei Städte unter 21 möglichen Gewinnern abgesetzt: Matera in Italien und Plowdiw in Bulgarien.
Matera als Europas Kulturhauptstadt 2019: Ein Ort, in dem man sich verlieren kann
Matera ist eine Stadt in der Region Basilikata in Süditalien, die als "La Città Sotterranea", also die unterirdische Stadt bekannt ist. Wegen ihrer zahlreichen Steinhäuser nämlich, die aus dem Felsen gehauen wurden, und die zwischen sich einen Irrgarten aus Gassen und Straßen bilden.
Matera ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Welt, sie stammt aus dem Paläolithikum und versprüht eine einzigartige Atmosphäre. Viele der Höhlen wurden in Hotels, Restaurants oder Geschäfte umgewandelt, jedoch können Besucher noch immer unbewohnte Grotten am Rande der Stadt erkunden.
Im Zuge der Feierlichkeiten als Europas Weltkulturhauptstadt 2019 wird Matera mit rund 8.000 Künstler aus Europa aufwarten. Zudem wurden 30 Millionen Euro für die Veranstaltungen bereitgestellt.
Video: Lichterzauber in den Höhlenhäusern von Matera
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Plowdiw als Europas Kulturhauptstadt 2019: Bulgariens schlafende Schönheit
Bühne frei für eine der ältesten Städte des Kontinents: Plowdiw. Hier trifft man Lokalpatrioten, Musiker und Künstler an jeder Straßenecke. Mancherorts liegt die Kunst unter der Straße. Die zweitgrößte bulgarische Metropole wird 2019 Kulturhauptstadt Europas.
Wenn im nächsten Frühling die Bäume wieder grünen, wird sich endlich wieder dichtes Blattwerk vor die maroden Betonkästen legen und die Tristesse verdecken. Plowdiw im Süden Bulgariens unterscheidet sich an seinen Rändern wenig von anderen sozialistischen Einheitsstädten. Im Inneren erweist es sich als eine der ältesten Städte Europas. 2019 wird es, neben Matera, eine der zwei Kulturhauptstädte Europas sein.
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Dafür hat sich Kapana, das alte Handwerkerviertel im Herzen der Stadt, ganz besonders in Schale geworfen: Seine grauen Fassaden schminkt Graffitikünstler Stern mit salonfähiger Street Art, freundlich fauchenden Krokodilen und anderen neckischen Monstern.
Mittendrin hockt Temenuzhka mit ihren Freunden vor ihrem Laden. "Ich hoffe, dass die Kulturhauptstadt uns viele Kunden bringt", sagt sie und blickt auf den Zierrat in ihrem Schaufenster. Aus gerollten und geleimten Prospektstreifen gestaltet sie Katzen, Schmuck und Lampenschirme. Bis vor wenigen Jahren war das historische Quartier Kapana aufgegeben, dann möbelte die Kommune es auf, als Bindeglied zwischen Altstadt und zentraler Einkaufszone. In den Erdgeschossen hat sich seitdem eine bunte Vielfalt kleiner Gewerbe angesiedelt.
Einen kleinen Spaziergang weiter in Richtung Innenstadt steht Kristofer Kem in einer der längsten Fußgängerzonen Europas. Schwarzes Sakko, rote Schleife, wilde Mähne. Der Mann spielt ein selbst arrangiertes Capriccio auf seiner Geige, dahinter steht in großen bunten Buchstaben: „Plovdiv together 2019“, das Motto der künftigen Kulturhauptstadt Europas. Die bezaubernd schräge Melodie mischt sich mit dem Rauschen einer 50 Meter langen Wasserkaskade, die extra angelegt wurde.
Unter der lebhaften Fußgängerzone mit ihren Seifengeschäften, Schuhsalons und erstaunlich wenigen Ladenketten verbirgt sich das 180 Meter lange römische Stadion aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. In vielen Geschäften ist es durch Glasböden hindurch sichtbar. Die Reste römischer Monumentalbauten sowie christliche, jüdische und muslimische Gotteshäuser erzählen die Geschichte der uralten, auf drei Hügeln erbauten Messestadt, die heute mit etwa 330 000 Einwohnern die zweitgrößte Metropole Bulgariens ist. Eingebettet in die thrakische Ebene an der Kreuzung großer Handelswege reicht Plowdiws Historie von prähistorischer Besiedlung bis hin zur bulgarischen Wiedergeburt im 19. Jahrhundert.
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Über allem thront die "schlafende Schönheit", wie der Volksmund die museale Altstadt nennt. Vorbei an pittoresken Hotels, deren Empfangshallen plüschigen Salons gleichen, gelangt man zu den bunt bemalten Trutzvillen der Händlerfamilien, deren bekannteste das Balabanov Haus ist. Hinter dicken Mauern wispern Brunnen, leiten idyllische Gärten zu prunkvollen Anwesen.
Das römische Theater muss den Vergleich mit anderen antiken Architekturdiven nicht scheuen. Mit seinen einst 7000 Sitzen und der Aussicht auf den Gebirgszug der Rhodopen dient es jeden Sommer und besonders 2019 als Kulisse für Opern- und Konzertfestivals.
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Doch für die Bewerbung Plowdiws als Kulturhauptstadt Europas waren nicht allein die historischen Stätten ausschlaggebend. Die Präsentationsmappe verzeichnete viele aktuelle, auch soziale Projekte, mit denen die Stadt um den Titel rang. Große Hoffnung hatte man sich nicht gemacht, im Rennen gegen die Hauptstadt Sofia. Umso größer war die Euphorie nach dem Zuschlag vor vier Jahren.
"Alle für einen", die bulgarische Durchhalteparole des Komitees, wurde schließlich zum englischen Motto "Plovdiv together 2019". Viele der großen Pläne sind Träume geblieben - wie die Sanierung des Kinos Kosmos, ein modernistischer Filmpalast von Anfang der 1960er Jahre. "In dem viele ihren ersten ausländischen Film sahen", wie die künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Svetlana Kuyumdzhieva erzählt. Noch gleicht der 900 Besucher fassende Saal, den eine elegant geschwungene Treppe mit dem Foyer verbindet, einer abrissreifen Betonruine. Bis zum Beginn des Festjahres soll hier eigentlich ein Kulturzentrum mit Bibliothek und Mehrzweckhalle entstehen. "Wir arbeiten daran", sagt Kuyumdzhieva.
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sca / dpa