Die Kreuzfahrt-Branche erfährt Zulauf, doch Bewohner beliebter Häfen wehren sich gegen die Schiffe. Nun ist auch bei den Mallorquinern das Maß voll.
Etwa 500 riesige Schiffe, rund zwei Millionen Passagiere und jede Menge Frust. Nach dem "Sauftourismus" vom Ballermann nehmen sich die Mallorquiner den nächsten ungeliebten Auswuchs der Reise-Branche vor: Kreuzfahrten.
Palma de Mallorca: Nur noch ein kleines Kreuzfahrtschiff pro Tag?
Schon mehr als 11.000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet, die ein Limit für die Anzahl der in Palma de Mallorca anlandenden Schiffe fordert, berichtet der britische Guardian. Maximal ein Schiff am Tag, mit höchstens 4.000 Passagieren soll es zukünftig sein. Momentan strömen etwa 15.000 Menschen von bis zu acht Schiffen täglich auf die Insel. Zu viel für die Einwohner. In der Petition, die von örtlichen Vereinen und NGO's gestartet wurde, wird beklagt, dass "der Megakreuzfahrt-Tourismus sich in einer Weise entwickelt hat, die für unsere Stadt unhaltbar und unerwünscht ist, und zu ernsthaften Umweltauswirkungen und zunehmendem sozialen Protest führt."
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Schmutzschleudern oder Geldgeber? Bewohner Mallorcas nicht einig
Zuletzt hatte es Palma de Mallorca auf einer traurigen Liste auf Platz zwei geschafft. Nur Barcelona hat unter mehr Verschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe zu leiden, darunter Abwasser und Abgase. Marta Ferriol, Koordinatorin der NGO Tramuntana XXI, einer der Organisationen, die die Petition unterstützen, macht deutlich: "Als Insel haben wir nur begrenzte Ressourcen und diese Schiffe sind wie schwimmende Städte, die ihre Abfälle in unsere Gewässer ablassen."
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Dafür würden nicht einmal die örtlichen Restaurants und Geschäfte von den Touristenmassen profitieren, ärgert sich Ferriol weiter. Aber längst nicht alle schließen sich dieser Einschätzung an. Verschiedene Organisationen, die Taxifahrer, Restaurants und Tourismusbehörden repräsentieren, warnen davor, die "Kreuzfahrtschiffe zu verteufeln" und haben bereits eine Demonstration organisiert. Das Geschäft mit den Mega-Schiffen würde 5.000 Arbeitsplätze bringen und hätte der Insel schon 256 Mio. Euro eingebracht.
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Neus Truyol, Palmas Stadträtin für Nachhaltigkeit und städtische Fragen, ist sich sicher: "Genauso wie wir Maßnahmen ergriffen haben, um Touristenappartements und Hotels einzuschränken, wird auch mit Kreuzfahrtschiffe verfahren werden". Mögliche Beschränkungen würden allerdings nicht vor 2022 in Kraft treten, da bereits gültige Verträge zwischen den Kreuzfahrtreedereien und dem Hafen von Palma de Mallorca unterzeichnet wurden.
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